„Als ich vor zwölf Jahren meinen Betrieb auf Bio-Weihnachtsbäume umgestellt habe, wurde ich ausgelacht“, erinnert sich Volker Grüber. Für ihn war diese Umstellung aber nur die Konsequenz aus seiner Arbeitsweise der Vorjahre. Vor 30 Jahren hat er den Weihnachtsbaumhof übernommen und, wie es damals üblich war, versucht mit Herbiziden dem Unkraut in den Weihnachtsbaumfeldern Herr zu werden.
„Das Hauptproblem bei der Anpflanzung von Weihnachtsbäumen liegt in den ersten ein bis drei Jahren. Ich bekomme die Jungpflanzen aus der Baumschule wenn sie zwölf bis 20 Zentimeter groß sind. Jedes Jahr wachsen sie dann gerade mal weitere zwei bis drei Zentimeter. Es dauert also rund drei Jahre, bis sie größer als die Gräser und Beikräuter sind, die auf ihrem Feld wuchern. Und in dieser Zeit muss ich den Jungpflanzen helfen, genug Luft und Sonne abzubekommen, indem ich die Flächen um sie herum freihalte.“
Unkraut muss ferngehalten werden
Diese Arbeit haben bis vor zwölf Jahren für ihn Herbizide übernommen, die auf den Feldern versprüht wurden. „Da mir natürlich klar war, dass diese Mittel nicht nur für die Umwelt, sondern auch für mich als Anwender alles andere gesund waren, habe ich von Jahr zu Jahr weniger davon benutzt. 2012 habe ich dann die Entscheidung getroffen, dass ich auf das bisschen dann auch komplett verzichten kann und habe den Betrieb auf Bio-Anbau umgestellt.“
Das bedeutet neben dem Verzicht auf Unkrautvernichtungsmittel auch, dass er keinen mineralischen Dünger verwenden darf und die Jungpflanzen nur aus Bio-Baumschulen kommen dürfen, was den Ankauf doppelt so teuer mache, wie Jungpflanzen aus einer normalen Baumschule. Außerdem finde jedes Jahr eine Kontrolle für die Zertifizierung als Bio-Landwirt statt, bei der diese und einige weitere Vorgaben überprüft werden.
Um das Unkraut im Zaum zu halten, muss Volker Grüber nun regelmäßig durch die Plantagen der Jungbäume mähen, damit er ihnen die nötigen Lebensbedingungen schaffen kann. Dieses Jahr bedeutete das für ihn, dass er die großen Flächen sieben Mal bearbeiten musste. „2024 war schon ein extremes Unkrautjahr“, sagt er. „In diesem Maße habe ich das noch nicht erlebt.“ Dafür waren die Jahre zuvor extrem trocken, so dass zwar kaum Unkraut gewachsen ist, die Bäume aber auch nicht gedeihen konnten, was einen Ausfall von bis zu 50 Prozent nach sich zog.
Der Einsatz von Schafen, die den unerwünschten Bewuchs wegfressen könnten, kommt für Volker Grüber nicht in Frage. „Die Tiere machen einfach zu viel Arbeit“, erklärt er. „Außerdem wäre ich dadurch zeitlich sehr gebunden, denn sie müssten ja regelmäßig versorgt werden. Meinen Bäumen ist es dagegen egal, ob ich meinen Tag um sechs Uhr oder später beginne.“
Hauptsaison hat begonnen
Seit einigen Tagen hat auch auf dem Bio-Weihnachtsbaumhof die Hauptsaison begonnen. Saisonarbeiter sind im Einsatz, um Bäume zu schlagen und einzunetzen. Die ersten Verkäufe gehen bereits an Händler oder Betreiber von Weihnachtsmärkten, die mit den Bäumen festlich geschmückt werden sollen.
Zehn Jahre lang hat er die Bäume dann gehegt und gepflegt. Von der Jungpflanze bis zum fertigen, rund zwei Meter hohen Baum, der noch immer bei den meisten Familien zum Weihnachtsfest dazugehört. „Allerdings geht der Absatz der Bäume in den letzten 20 Jahren spürbar von Jahr zu Jahr zurück“, bedauert der Landwirt. Es sieht gleich mehrere Gründe im sinkenden Interesse. „Da sind zum einen mehr Familien, die über Weihnachten in den Urlaub fahren und dann keinen Baum brauchen, die ältere Generation, für die der Baum immer zur Tradition gehörte, sterben oder leben im Altersheim, die immer mehr werdenden Singlehaushalte wollen keine Bäume mehr.
Bioanbau schützt Natur
Den Mehrpreis für seine Bio-Bäume, die in diesem Jahr bei 23 Euro pro Meter liegen, sieht er nicht als Grund. „Die Leute, denen Bio-Qualität wichtig ist, sind auch bereit, dafür etwas mehr Geld auszugeben“, ist er sich sicher. Denn mit seiner Anbauweise erhält er die Biodiversität, ein Thema, das mehr und mehr Menschen am Herzen liegt. „Mein Boden ist intakt und nicht totgespritzt“, erklärt er weiter. „So finden Käfer, Würmer, Schmetterlinge, Bienen und Co. die Lebensbedingungen vor, die sie brauchen.“
Seine Kunden kommen aus dem gesamten Ruhrgebiet oder von noch weiter her, weil sie von der Qualität seiner Bäume und der Anpflanzmethode überzeugt sind. Sie hält eher die Sperrung der A45-Brücke vom Kauf ab, weil der Weg zu seinem Hof, gerade aus Richtung Bochum oder Dortmund kommend, deutlich umständlicher geworden ist.
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Hofverkauf und andere Absatzmöglichkeiten
Dafür gibt es bei seinen Hofverkäufen am zweiten und dritten Adventswochenende aber nicht nur Bäume zu erwerben, sondern die Käufer können sich mit Waffeln und Würstchen stärken und mit Glühwein und Kinderpunsch nach der Suche nach dem besten Baum wieder aufwärmen.
Außerdem wird es wieder die im vergangenen Jahr eingeführte Lotterie geben. Lose kann man allerdings nicht kaufen, sondern muss sie, als Weihnachtsbaumkugel in der Schonung versteckt, selber suchen. „Um es ein bisschen schwerer zu machen als im letzten Jahr, werden wir dieses Mal grüne Kunststoffkugeln aufhängen“, schmunzelt Volker Grüber. Als Belohnung für die Suche locken Preise – von Waffeln bis zum kostenlosen Weihnachtsbaum. „Damit alle die gleichen Chancen haben, werden natürlich an jedem Verkaufstag neue Kugeln versteckt“, versichert der Landwirt.
Vier- bis fünftausend Bäume verkauft er insgesamt pro Jahr. Nicht nur auf seinem Hofverkauf sondern auch an Händler und auf seinen vier Ständen in Köln und Berlin ist seine Ware gefragt. „Ja, der Transport der Bäume nach Berlin passt in das Konzept eines Biohofes. Denn ich transportiere 1000 Bäume mit einem Lkw in einer Fuhre von hier nach Berlin. Unterm Strich ist das umweltschonender, als wenn jeder dieser Bäume einzeln mit einem Pkw – auch wenn der aus der näheren Umgebung käme – abgeholt würde“, rechnet er die Energiebilanz vor. „Ich würde die Bäume ja auch mit einem Fahrrad ausliefern, aber das geht nun mal nicht“, ergänzt er mit einem Augenzwinkern.
Zukunft
Wie lange es den Bio-Weihnachtsbaumhof noch gibt, kann Volker Grüber nicht sagen. 2022 hat er die letzten Nordmanntannen gesetzt. Rein rechnerisch bleiben noch acht bis zehn Jahre, bis alle jetzt wachsenden Bäume gefällt und verkauft sind. „Es gibt innerhalb der Familie noch Überlegungen, ob es einen Nachfolger geben könnte, aber noch ist nichts spruchreif“, sagt er. Aber die Entscheidung müsse innerhalb der nächsten zwei Jahre fallen, denn größer dürfte die Lücke zwischen zwei Pflanzperioden nicht sein.
Weihnachtsbaumverkauf am Hof Halverscheid:
- Zweites und drittes Adventswochenende
- Freitag bis Sonntag, jeweils von 10 bis 17 Uhr
- Zusatzangebot
- Glühwein, Waffeln, Würstchen, Kinderpunsch
- Gewinnspiel
- versteckte Weihnachtsbaumkugeln bringen Gewinne