Kreisbrandmeister Michael Kling ist ehrlich: „Eine hundertprozentige Sicherheit gibt es nicht. Aber wir tun im Bevölkerungsschutz alles in unserer Macht stehende, um die Menschen im Märkischen Kreis vor Schäden zu bewahren.“ Wir, damit meint der 53-Jährige die gut 3.200 Feuerwehrmänner und -frauen, dazu die Einsatzkräfte von THW, DRK, Johannitern, Maltesern, Polizei sowie aus den Rathäusern und dem Kreishaus. Alle zusammen sind unverzichtbar für den Bevölkerungsschutz.
Krieg und Wetterextreme
Und der ist laut Kling in den vergangenen Jahren wieder stärker ins Bewusstsein der Menschen gerückt, „nicht erst seit dem Krieg in der Ukraine.“ Hochwasser, Trockenheit, Stromausfälle, Schneestürme, Waldbrände sind nur einige Stichworte. „Deshalb mache ich das auch aktuell zu meinem Schwerpunktthema bei den jeweiligen Dienstbesprechungen der örtlichen Feuerwehren“, so der Nachrodt-Wiblingwerder. Im Kreis existiert in Iserlohn noch eine Berufsfeuerwehr, darüber hinaus gibt es fünf hauptamtlich besetzte Feuerwachen in Menden, Lüdenscheid, Plettenberg, Hemer und Altena. Hinzu kommt die Kreisleitstelle im Brandschutz- und Rettungsdienstzentrum auf Rosmart in Altena sowie etwa zehn Mitarbeitende im Fachdienst Brand- und Bevölkerungsschutz des Kreises.
Keine Angst machen – sensibilisieren
„Nach dem Ende des Kalten Krieges ist der Zivilschutz mehr und mehr in den Hintergrund getreten“, weiß Michael Kling. Er sei jetzt wieder präsenter geworden, und das sei gut so. „Ich will niemandem Angst machen, aber wir müssen die Menschen sensibilisieren und das Thema endtabuisieren“. Die älteren Märker erinnern sich noch an die Besuche der Vertreter vom „Bundesamt für den Selbstschutz“ im Unterricht, als sie lernten, bei einem Atomschlag schnell unter die Schulbank zu klettern. Am 1. Januar 1997 wurde daraus das „Bundesamt für Zivilschutz“. Helfen sollen jetzt auch neue Strukturen. Beispielsweise die Medizinische Task Force (MTF). Sie sichert im Katastrophenfall die medizinische Versorgung, den Transport von Patienten zu den Krankenhäusern und die dafür erforderliche Logistik. Michael Kling: „Der Bund stellt dafür die Fahrzeuge und das nötige Equipment, etwa die Tragen.“ Der Kreis arbeitet hier mit der Stadt Hagen sowie dem Kreis Olpe, dem Ennepe-Ruhr-Kreis und dem Kreis Siegen-Wittgenstein zusammen.
Neuer Arbeitskreis Bevölkerungsschutz
Verhältnismäßig neu ist auch noch der 2022 auf Initiative des Kreises eingerichtete Arbeitskreis Bevölkerungsschutz. Ihm gehören Vertreter der 15 Ordnungsämter sowie der 15 Feuerwehren aus dem Märkischen Kreis an. Den Vorsitz hat ein Mitarbeiter vom Fachdienst Brand- und Bevölkerungsschutz des Kreises. Themen sind unter anderem: Warnung der Bevölkerung im Katastrophenfall, Beseitigung von Energiemangel, Lautsprecherdurchsagen, Evakuierungen und Kraftstoffversorgung. Der Arbeitskreis wird zwei- bis dreimal jährlich einberufen.
Krisenstab übt zweimal im Jahr
Auch der Krisenstab des Märkischen Kreises trifft sich in der Regel zweimal jährlich und darüber hinaus zu speziellen Fortbildungen einzelner Sachgebiete. Wichtiger Bestandteil der Information der Bevölkerung sind in den vergangenen Jahren die „Sozialen Medien“ geworden. „Wir machen uns die Medien zunutze und haben jetzt mit dem Internet und der Nina Warn-App ein Warnmix zur Verfügung“, erklärt Kreisbrandmeister Michael Kling. „Das hilft auch dabei, schnell mal 50.000 Menschen zu beruhigen, die vielleicht in großer Sorge sind. Einige informieren natürlich immer noch ihre Nachbarn persönlich, was gut ist.“
12 Millionen Euro für Neubau
Der Märkische Kreis lasse sich den Bevölkerungsschutz durchaus Geld kosten. Auf Rosmart entstand das neue Brandschutz- und Rettungsdienstzentrum (BRZ), das allen Feuerwehren zur Verfügung steht. Das angrenzende Gebäude für das Katastrophenschutz-Lager und das Feuerwehr-Servicecenter kostet rund 12 Millionen Euro und soll spätestens Anfang 2028 fertig sein.

Vom Sondervermögen des Bundes profitiert
„Wir profitieren auch vom Sondervermögen des Bundes. Das Geld fliest nicht nur in die Bundeswehr, sondern auch in den Zivilschutz“, verrät Michael Kling. Beispielsweise konnte so ein 20 Jahre altes Fahrzeug für den ABC-Schutz, das in Herscheid stationiert war, ersetzt werden. „Es ist mit modernster Technik ausgestattet und kostet rund 300.000 Euro“, erklärt der Kreisbrandmeister. Das Land NRW finanziere ein Fahrzeug für die Dekontamination von Personen.
Tempo bei Digitalisierung – weniger Bürokratie
Michael Kling wünscht sich für die Zukunft mehr Tempo bei der Digitalisierung und Entbürokratisierung. „Ich leite lieber den Löscheinsatz bei einem Waldbrand als Excel-Tabellen zu erstellen.“ Den Menschen im Märkischen Kreis rät er, sich auf unvorhergesehene Ereignisse selbst vorzubereiten – etwa durch batteriegetriebene Transistorradios, das Anlegen von Lebensmittelvorräten etc. Auf der Internetseite des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe gebe es dazu gute Tipps. Denn eines sei auch klar: „Wir können bei einem flächendeckenden Stromausfall nicht jedem eine Suppe vorbeibringen“.