„1989 war ich mit damals 19 Jahren das jüngste Ratsmitglied in ganz Nordrhein-Westfalen. Wenn der Rat der Stadt Altena sich nach der Kommunalwahl am 14. September konstituiert, bin ich der Alterspräsident“. Oliver Held, 54-jähriger Rektor der Geschwister-Scholl-Realschule Plettenberg und in Personalunion der auslaufenden Realschule Werdohl, gehörte zu den Männern und Frauen der ersten Stunde bei der Partei Bündnis 90/Die Grünen, die 1980 als „Die Grünen“ gegründet worden war. Sollte die Umweltpartei und mit ihr Oliver Held erneut in den Rat der Stadt Altena einziehen, geht der verheiratete Vater von zwei erwachsenen Söhnen in der Burgstadt in seine acht Wahlperiode.
Altena Hochburg der Grünen
Oliver Held half mit, Altena zu einer Hochburg der Grünen im Märkischen Kreis zu machen. Seinerzeit mit zwei Ratsmitgliedern gestartet, sind es heute sechs. Kein Wunder, dass man auch auf Kreisebene auf den engagierten Kommunalpolitiker aufmerksam wurde. „1999 bin ich das erste Mal in den Kreistag gewählt worden, ich war dort bis 2009 und ab dem 1. November 2020 noch einmal“, erinnert sich der 54-Jährige. Von 1999 bis 2004 war er Fraktionsvorsitzender von Bündnis90/Die Grünen im Kreisparlament – und ist es seit November 2020 bis heute. Doch damit ist nach der Kommunal- und somit Kreistagswahl Schluss. Wenn Bündnis90/Die Grünen am 10. Mai ihre Kreistagskandidaten nominieren, wird sein Name auf der Liste fehlen. „Ich kandidiere nicht mehr für den Kreistag und beschränke mich auf Altena“, kündigt Oliver Held an.
Beruflich stark gefordert
Als Grund gibt der Familienvater die Einteilung seiner Kräfte an. Als Leiter der Realschule Plettenberg und zugleich der Realschule Werdohl wurde er mit der Aufgabe betraut, die Schule an der Brüderstraße in Werdohl „abzuwickeln“. Held: „Sie wird geschlossen.“ Als Chef von 70 Lehrkräften sei er beruflich auch stark gefordert. Somit müssen beim politischen Engagement Abstriche gemacht werden – und die werden von Oliver Held beim Kreistag gemacht. Dort ist er nicht nur Fraktionsvorsitzender, Kreistags- und Kreisausschuss-Mitglied, er sitzt auch auf Kreisticket im Aufsichtsrat der Märkischen Gesundheitsholding, im Aufsichtsrat der Märkischen Verkehrsgesellschaft (MVG), der Märkischen Kommunalen Wirtschafts-GmbH (MKG) und ist stellvertretendes Mitglied der Zweckverbandsversammlung des Zweckverbandes Ruhr-Lippe.
Seit 2020 Trau-Standesbeamter
In seiner Heimatstadt Altena gibt es auch genug für ihn zu tun. Oliver Held ist im Rat, Mitglied im Schulausschuss, gehört dem Aufsichtsrat der Altenaer Baugesellschaft AG an und ist Vorsitzender im Betriebsausschuss. Der 54-Jährige wurde 2005 ins Präsidium des Städte- und Gemeindebundes NRW gewählt. Er ist Sprecher der Gruppe von Bündnis 90/die Grünen bestehend aus rd. 70 Mitgliedern, zumeist Bürgermeisterinnen und Bürgermeister, Beigeordnete und Ratsmitglieder. Dort arbeitet er im Rechts- und Verfassungsausschuss mit und vertritt den Städte- und Gemeindebund im Aufsichtsrat der GVV-Kommunalversicherung VVaG. Seit dem 9. März 2020 ist er Trau-Standesbeamter. „Bei mir kann man samstags heiraten“, so der Bündnisgrüne.
15 Jahre Unterbrechung im Kreistag
Seine Zeit als Kreistagsabgeordneter ist somit bald Geschichte. Schon einmal, von 2009 bis 2020, gehörte er dem Kreistag nicht an. „11 Jahre war ich draußen“, so Held. Er nahm sich eine Auszeit und unterstützte seine Ehefrau bei der Betreuung der beiden Söhne. „Sie ist Grundschullehrerin und hat mich dann motiviert, ein Lehramtsstudium an der Universität Siegen aufzunehmen. Die Altenaer Städtepartnerschaft mit Blackburn hat uns im Jahr 1997 beste Freunde in Lancashire kennenlernen lassen. Ich konnte sehr schnell fließend Englisch sprechen, und es war ein großes Glück, dass ich das dann sogar studieren durfte.“ Das Studium hat Oliver Held 2009 abgeschlossen.

„Politisch kernige Mitbewerber“
Was bleibt also nach 36 Jahren Kommunalpolitik in Stadt und Kreis? Oliver Held: „Die Anfänge im Kreis waren schon turbulent damals“, erinnert der Bündnisgrüne an die sogenannte AMK-Affäre 1999, als der damalige Landrat in den Fokus der Bochumer Schwerpunktstaatsanwaltschaft für Wirtschaftskriminalität geriet. Der Vorwurf seinerzeit: Vorteilsannahme. Der löste sich schnell in Wohlgefallen auf.
„Man musste schon gut vorbereitet sein, die Sitzungsvorlagen gelesen haben“, so Held. Das sei bis heute so geblieben. Mit dem späteren Landrat Thomas Gemke (CDU), Angelika Machelett (SPD), Axel Hoffmann (FDP) und Konrad Schumann (UWG) habe er schon „kernige politische Mitbewerber gehabt“. „Ich habe damals viel gelernt. Man musste sich Respekt verschaffen“, erinnert sich Oliver Held. Als Fraktionsvorsitzender hatte er die Nachfolge von Klaus Kuhn angetreten. Als er seine Kreis-Pause machte, folgte ihm Renate Oehmke, die er dann wieder auf dem Chefsessel der Bündnisgrünen an der Heedfelder Straße in Lüdenscheid beerbte.
Politische Kultur vorbildlich
Die politische Kultur im Kreistag sei jetzt vorbildlich, so der Altenaer. „Es können Mehrheiten gebildet, Anträge gemeinsam eingebracht werden“, zollt er besonders den aktuellen Fraktionsvorsitzenden Karsten Meininghaus (CDU), Wolfgang Rothstein (SPD) und Axel Hoffmann (FDP) Respekt und Dank. „Wir haben gemeinsam viel erreicht für den Märkischen Kreis“, ist Held überzeugt. Einiges trage durchaus auch eine „grüne Handschrift“. Er erinnert an den Vorstoß zur Wiederwahl der Kreisdirektorin, die Änderung der Hauptsatzung, das Radverkehrs-Konzept, die Mitgliedschaft im ADFC und nicht zuletzt den Beschluss, die Kreisgebäude bis 2040 klimaneutral zu machen.

Aufgaben werden nicht einfacher
„Die Aufgaben für den neuen Kreistag werden nicht einfacher“, weiß Oliver Held. Er nennt in erster Linie die Kreisfinanzen: „Was können wir uns noch leisten? Die Kommunen können nicht mehr“, blickt er auf die Kreisumlage. Die Sicherung des ÖPNV, der Erhalt der Märkischen Kliniken und der notwenige Standard-Abbau beim Personal seien vorrangige Aufgaben. „Die Menschen erwarten von uns, auch bei wechselnden Mehrheiten, entsprechende Entscheidungen.“ Im Kreistag kann er ab November daran nicht mehr mitwirken.

Hoffen auf gutes Ergebnis für die Grünen
„Langeweile kommt aber bestimmt nicht auf. Ich bin ja auch beruflich sehr eingespannt“, blickt der 54-Jährige in die Zukunft. „Zeit mit der Familie, zum Radfahren und Lesen war in letzter Zeit auch recht knapp.“ Seinen Grünen wünscht er ähnlich gute Wahlergebnisse wie bei der letzten Kommunalwahl. „Damals haben wir 14 Prozent geholt, in Altena waren es mehr als 20 Prozent und sogar im geteilten Kreistags-Wahlbezirk Altena/Werdohl 19,5 Prozent.“ Die Nominierung der Bewerberinnen und Bewerber ist am 10. Mai. „Leider kann John Haberle nicht mehr dabei sein, er ist ja im Mai 2024 verstorben. Er war bis dahin immer an meiner Seite. Dem war keine Sitzungsvorlage zu dick, er hat immer alles gelesen. John Haberles Tod war so ein großer Verlust für seine Familie und für unsere Fraktion. Am 14. September entscheiden die Wählerinnen und Wähler bei der Kommunalwahl, wer in den Kreistag einziehen darf. Oliver Helds Name steht dann nur noch auf dem Stimmzettel für den Rat der Stadt Altena.