Iserlohn. Dass eine Bundestagsabgeordnete Komponenten für den Zusammenbau von Armaturen abwiegt, kommt in den Iserlohner Werkstätten auch nicht alle Tage vor. Jetzt war es soweit. SPD-Abgeordnete Bettina Lugk war der Einladung der Einrichtung in Trägerschaft der Diakonie Mark-Ruhr gefolgt, sich für einen Tag zum Praktikum an der Niddastraße eingefunden und an der Werkbank neben den Mitarbeitenden eingereiht.
1000 Mitarbeitende an fünf Standorten
200 Menschen arbeiten aktuell in den Werkstätten am Standort Iserlohn, sie erledigen Aufträge für fünf industrielle Kunden und kleinere Betriebe. Bettina Lugk erfuhr vor Ort: Die Einrichtung verfügt über insgesamt fünf Standorte mit zusammen rund 1000 Mitarbeitenden und gut 300 sie betreuende Personen. Der Einzugsbereich der Iserlohner Werkstätten umfasst die Städte Iserlohn, Hemer, Menden und Teile von Schwerte. Hinzu kommen noch fünf Außenarbeits-Gruppen bei den jeweiligen Unternehmen.
„Werkstattreform“ in der Debatte
Bettina Lugk wollte sich vor dem Hintergrund der Debatte über die anstehende „Werkstattreform“ einen persönlichen Eindruck verschaffen. Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales hat dafür einen Aktionsplan vorgelegt hat. „Menschen mit Behinderung haben immer noch keine Lobby, da hilft auch der Tag der Menschen mit Behinderung jeweils am 3. Dezember nicht“, erklärt Bettina Lugk. „Es kann jeden von uns durch Unfall oder Krankheit jederzeit treffen“, fügt die Sozialdemokratin hinzu.
Förderung und Schulung
Einrichtungen wie die Iserlohner Werkstätten seien deshalb enorm wichtig. Sie leisten einen wichtigen Beitrag für die Rückkehr in den ersten Arbeitsmarkt. „Wir bieten nicht nur Arbeit an, sondern auch Förderung und Schulung der Mitarbeitenden“, erklärt Jessica Schittko, stellvertretende Leiterin der Iserlohner Werkstätten.
228 Euro Grundlohn erhält jeder Mitarbeiter, jede Mitarbeiterin pro Monat für seinen/ihren Vollzeitjob in den Werkstätten an der Niddastraße. Die Entlohnung und Regelungen sind in den Bundesländern teilweise unterschiedlich. Lugk: „Die müssten bundeseinheitlich sein.“
Zwei Tage in Berlin
Vor dem Hintergrund der aktuellen Debatte fordert Sarah Glodczey vom Werkstattrat eine bessere Bezahlung und vor allem die Beteiligung der Werkstatträte. „Nichts über uns ohne uns“, formuliert Glodczey einen zentralen Punkt aus den Forderungen. Im kommenden Monat hat sie Gelegenheit, ihre Wünsche direkt in Berlin vorzutragen. Dann ist sie gemeinsam mit ihrem Kollegen Dirk Werner zwei Tage lang zu Gast in der Bundeshauptstadt. Ein Programmpunkt ist dabei ein Besuch im Deutschen Bundestag. „Dass wir dann den Bundeskanzler treffen, ist aber wohl unwahrscheinlich“, sagen Sarah Glodczey und Bettina Lugk übereinstimmend. Ihre Wünsche und Forderungen hätte sie ihm sicher gerne mitgeteilt.