Rettungshunde kommen überall da zum Einsatz, wo vermisste oder verletzte Personen gefunden werden müssen – nach Erdbeben oder Lawinen, im Wasser und auf weitläufigen Flächen. Was im Fernsehen oft ganz leicht aussieht, erfordert viel Arbeit, Training und Motivation – von Mensch und Tier.
Am Dienstagabend um achtzehn Uhr treffen sich die Mantrailing-Teams (bestehend jeweils aus Mensch und Hund) der Rettungshundestaffel des Märkischen Kreises an wechselnden Orten zum Training. Drei Mal die Woche, so erklärt Janina Göx, Vorsitzende der Staffel, wird insgesamt trainiert – zweimal Flächentraining, einmal Mantrailing.
Und dann geht es auch schon los: Hündin Alice bleibt mit ihrer Besitzerin Julia Schwalm auf dem Parkplatz zurück, während Katrin Ohage und Janina Göx losziehen, um Spuren zu legen: sprich, sich den Weg zu einem Versteck zu suchen.
Janina Göx kehrt anschließend zum Parkplatz zurück, wo Alice einen sogenannten Geruchsartikel – also einen Gegenstand, an dem der Duft der zu suchenden Person haftet – unter die Nase gehalten bekommt. Prompt nimmt die Hündin die Fährte auf, läuft zielsicher und ohne große Umwege zum Versteck von Katrin Ohage.
Wurde die gesuchte Person gefunden, gibt es natürlich eine Belohnung – in Form eines „Leckerchens“. Die sollten möglichst etwas Besonderes sein, was es zu Hause sonst kaum gibt, erklärt Janina Göx. „Meine Wanda bekommt zum Beispiel beim Training meist Ziegenkäse mit Frischkäse“, sagt Renate Schwalm.
Das alles geschieht vor einem ernsten Hintergrund: „Wir machen das nicht, um unsere Hunde zu bespaßen, sondern wollen tatsächlich Menschenleben retten“, macht Janina Göx klar. Und erst neulich, so Göx weiter, wäre die gesamte Staffel tatsächlich zum Einsatz alarmiert worden: Die Bewohnerin einer Schalksmühler Senioreneinrichtung wurde vermisst und mithilfe eines Rettungshundes gesucht. Mit Erfolg: Bereits eine knappe Stunde nach dem Notruf wurde die Seniorin wohlbehalten von Mantrailing-Hündin Akira und ihrem Hundeführer Sebastian Göx angetroffen.

Ungefähr zwei bis drei Jahre der Ausbildung, so Janina Göx, vergehen mindestens, bis ein Hund als Flächensuchhund eingesetzt werden kann. Es gibt jedoch einen entscheidenden Unterschied zum Mantrailing, wie sie weiter erklärt: „Flächensuchhunde zeigen jeden Menschen auf einer Fläche an. Wenn es, wie im Fall der vermissten Seniorin, aber darum geht, einen bestimmten Menschen zu finden, ist eine Mantrailing-Ausbildung des Hundes erforderlich. Die dauert mindestens drei Jahre, wenn nicht länger.“
Für die Ausbildung geeignet, so Göx weiter, sei erst mal jeder Hund, der „arbeitsfreudig und Menschen gegenüber freundlich ist.“ Eine spezielle Vorbildung – wie etwa die Begleithundeprüfung – ist ebenfalls nicht erforderlich.

Mit dem Training kann man schon im Welpenalter beginnen, älter als vier Jahre sollte jedoch der Hund nicht sein, wie Göx weiter ausführt: „Wenn man bedenkt, dass allein die Ausbildung schon mehrere Jahre in Anspruch nimmt, kann der Hund sonst direkt nach Ablegung der Rettungshundeprüfung in die Rente geschickt werden.“
Wer sich für die Arbeit der Staffel interessiert, kann sich jederzeit melden, wie Janina Göx betont. Nicht zu unterschätzen sei dabei jedoch der Zeitaufwand: „Allein die praktischen Trainingseinheiten nehmen jede Woche ungefähr zehn Stunden in Anspruch, hinzu kommen dann noch Theoriestunden.“
Wer keinen Hund hat, sich aber trotzdem engagieren möchte, ist bei der Rettungshundestaffel übrigens trotzdem an der richtigen Adresse: „Wir haben mehrere Mitglieder ohne Hund und freuen uns über jeden, der sich einfach so als Helfer zur Verfügung stellt“, betont Göx. Möglich sei dies zum Beispiel, indem man sich als Suchgruppenhelfer der Staffel anschließt – sprich, sich während der Trainingseinheiten versteckt.
Apropos suchen: „Wir freuen uns immer über spannende, neue Trainingsgebiete“, sagt Julia Schwalm. Der Abwechslung halber sei es nämlich wichtig, nicht immer auf dem gleichen Terrain zu trainieren. Besonders geeignet seien hierfür Firmengelände mit Versteckmöglichkeiten, private Waldgebiete und – neuerdings – auch Abrissgelände. „Wir haben jetzt auch geprüfte Trümmersuchhunde in unseren Teams, deshalb sind für uns jede Form von Abrissbereichen interessant – egal, ob Steinbruch oder abgebrochene Häuser“, ergänzt Renate Schwalm die Ausführungen ihrer Tochter.
Weitere Informationen zur Arbeit der Rettungshundestaffel des Märkischen Kreises gibt es im Internet.