Massive Betonabplatzungen an den Stahlbetonstützen, Risse im Mauerwerk, Korrosionsschäden. Der Zustand der Humboldtschule soll miserabel sein – so schildern es Sina Löschke (Grüne) und Mathias Ihne (FDP) in einer gemeinsamen Anfrage an den Bürgermeister und die Stadtverwaltung Halver. Darin stellen sie den baulichen Zustand und die Standsicherheit der Humboldtschule in Frage. Das alles passierte bereits am 29. Februar; „eine schriftliche Antwort haben wir bis heute nicht erhalten“, teilen Löschke und Ihne nun in einer E-Mail an die Presse mit.
Erst nachdem Achim Magenheimer (SPD) versehentlich das bislang nicht-öffentliche Thema in der Ausschusssitzung Bildung und Jugend in dieser Woche ansprach, scheint sich die Stadtverwaltung zu bewegen. „Heute (18. April, Anm. d. Red.) informierte uns der Bürgermeister, die Stadt werde eine öffentliche Vorlage im Ausschuss für öffentliche Einrichtung vorstellen, die unsere Fragen alle berücksichtigt“, berichtet Löschke, die die Anfrage daher nun auch an die Presse weiterleitete. Der Ausschuss tagt am Dienstag, 23. April.
„Besorgniserregende Schäden an den Stahlbetonstützen“
Die Schilderungen zum Zustand der Humboldtschule und der angrenzenden Sporthalle lassen Schlimmes vermuten: „In letzter Zeit gab es vermehrt Beobachtungen durch unterschiedliche Personen aus dem Kreis der Lehrkräfte, Eltern, Sportvereine und politischen Parteien, denen augenscheinlich besorgniserregende Schäden an den besagten Stahlbetonstützen aufgefallen sind – dies gilt für das gesamte Gebäude, in besonderem Maße allerdings für die Sporthalle der Humboldtschule“, schreiben Löschke und Ihne in ihrer Anfrage.
Zu den festgestellten Schäden in der Sporthalle zählten demnach „massive Betonabplatzungen an den Stahlbetonstützen, die bereits so weit reichen, dass Bewehrungseisen freiliegen und auch für den Sportbetrieb gefährlich aus der Wand herausstehen.“ Welche Kräfte durch den Korrosionsprozess wirken, werde daran deutlich, dass die im Beton verdübelten Holzplanken von den freiliegenden Bewehrungseisen aus der Wand gedrückt würden – samt der Dübel, so die Schilderungen. In der Sporthalle zeigten sich neben den beschriebenen Schäden an den Stahlbetonstützen große Risse im Mauerwerk.
Fotos der sich an mehreren Stellen auflösenden Stahlbetonstützen mit den inzwischen freiliegenden Bewehrungseisen in der Sporthalle: (Galerie)
Im Unterrichtstrakt seien zahlreiche deutliche Risse an und in der Nähe der tragenden Stahlbetonstützen zu erkennen, hinzu kämen Korrosionsschäden und Abplatzungen an den Stützen im Bereich der naturwissenschaftlichen Räume, schreiben Löschke und Ihne am 29. Februar an Bürgermeister und Stadtverwaltung. Schulleiter Reiner Klausing bestätigte die Schäden im Ausschuss für Bildung und Jugend: „Ich weiß, dass zurzeit Pfeiler untersucht werden. Da bröckelt der Beton.“ Ihm liege es auf dem Herzen, dass sich die Kinder wieder zumindest an Land bewegen könnten. Auch schulorganisatorisch sei das problematisch, er schwimme im Trockenen, betonte er, nicht ausreichend informiert zu sein.
Nahaufnahmen der freiliegenden rostenden Bewehrungseisen in der Sporthalle: (Galerie)
Über die Humboldtschule
Das Gebäude der Humboldtschule Halver wurde vor fast 60 Jahren errichtet und seitdem durch An- und Umbauten den Erfordernissen des Schulbetriebes angepasst, wissen Löschke und Ihne. Die letzten größeren Sanierungsarbeiten umfassten unter anderem eine Erneuerung der Fassade mit dem Austausch von Fenstern, verschiedene Anbauten sowie Maßnahmen zur Barrierefreiheit. „Nach unserem Kenntnisstand bezogen sich die Sanierungsmaßnahmen nicht auf die statische Grundstruktur des Ursprungsgebäudes“, heißt es in dem Antrag.
Das Gebäude ist in einer Stahlbeton-Skelettbauweise errichtet worden und besteht aus einer tragenden Struktur aus etlichen Stahlbetonstützen und Deckenfeldern. Tragende Wände gibt es nur wenige.
Schätzungsweise 550 Halveraner nutzen die Humboldtschule als Schul-, Arbeits- und Lebensort im Ganztag. „In Anbetracht der beschriebenen Mängel sind wir in großer Sorge um die Sicherheit der Nutzer“, beklagen Ihne und Löschke eindringlich.
Von Bürgermeister Michael Brosch und der Stadtverwaltung fordern die Lokalpolitiker nun umgehend die Beantwortung folgender Fragen:
- Seit wann sind der Stadt diese Schäden bekannt, insbesondere die an den tragenden Stützen?
- Wer aus der Stadtverwaltung hat die Schäden begutachtet?
- Wann fand die Begutachtung statt?
- Mit welcher Methodik fand die Begutachtung statt?
- Zu welchem Ergebnis ist die Begutachtung gekommen?
- Wie ist das Ergebnis dokumentiert?
- Was genau ist seitdem unternommen worden?
- Wer hat die Maßnahmen begleitet?
- Wurde ein/e unabhängige/r Sachverständige/r zu Rate gezogen?
- Wenn ja, zu welchem Ergebnis ist diese/r gekommen? (Sollte ein Gutachten vorliegen, würden wir gerne Einsicht nehmen)
- Wenn die Schäden noch keiner genaueren Analyse durch eine/n unabhängige/n externe/n Sachverständige/n unterzogen worden sind – ist dieser Schritt geplant?
- Wenn ja, bis wann soll die Analyse durchgeführt werden?
- Wenn zu Ziffer 11 = ja: Wann ist mit einem aussagekräftigen Gutachten zu rechnen?
- Gibt es ein Sanierungskonzept?
- Wann will die Stadt die Schäden insbesondere in der Sporthalle beheben?
- Kann die Stadt einen sicheren Schul- und Sportbetrieb in allen Gebäudeteilen der Humboldtschule zur Zeit gewährleisten?