Das Durchfahrtsverbot soll die Menschen in Lüdenscheid entlasten und von einem Teil des Verkehrs befreien. Welche Auswirkungen wird das auf die umliegenden Städte haben? LokalDirekt hakte bei der Kreispolizeibehörde nach und sprach mit Halvers Bürgermeister Michael Brosch. Und obwohl das Verbot in knapp einer Woche in Kraft tritt, blieben Fragen unbeantwortet.
Wie es zum Beispiel gelingen soll, die Lkw zu kontrollieren – speziell auf der B54 in Brügge. Inwiefern mit Rückstaus auf den Landesstraßen zur rechnen ist. Und die Frage, wie die Polizei mögliche Verstöße ahnden wird. „Wir können das jetzt noch nicht beantworten“, sagte Pressesprecher Marcel Dilling auf Anfrage von LokalDirekt. Es gilt also abzuwarten.
Bürgermeister hofft auf Polizeikontrollen
All seine Hoffnung setzt Halvers Bürgermeister indes auf die Polizeikontrollen. Er gehe aktuell davon aus, dass die Polizei mit zusätzlichem Personal dafür sorgen wird, den Verkehr zu kontrollieren. Zudem habe Straßen.NRW inzwischen auch die mobile Ampel in Brügge installiert.

Daraufhin fragte LokalDirekt bei dem Landesbetrieb nach, wann diese scharfgestellt wird. Pressesprecher Andreas Berg stellte klar, dass die Anlage nichts mit dem Lkw-Durchfahrtsverbot zu tun hat. Die Ampel sei eine Ad-hoc-Maßnahme, weil die Einmündung Lösenbacher Landstraße / Volmestraße ein Unfallhäufungspunkt ist. Eine Unfallkommission werde den Knotenpunkt untersuchen.
Ampelanlage sorgt zeitweise für Stillstand auf der B54 in Brügge
„Zunächst kommt die Verkehrssicherheit und dann kommt sehr lange nichts“, so Berg. Hier habe man schnell handeln müssen. Er räumt ein, dass diese neue Ampel natürlich auch für Stillstand auf der Bundesstraße 54 sorgen wird.
Bereits in der kommenden Woche, also noch vor dem Durchfahrtsverbot, soll sie in Betrieben genommen werden. Langfristig sei an der Kreuzung ein Kreisverkehr oder eine feste Ampelanlage geplant. Aber so lange die Vollsperrung der A45 bestehe, sei dies nicht umsetzbar, erklärt der Pressesprecher. Der Verkehr staue sich dann noch mehr.

Michael Brosch macht deutlich, dass ihm aktuell nur übrig bleibt, abzuwarten. Ob und wie sich das Verbot auf Halvers Straßen bemerkbar machen wird, wird sich ab dem 10. Juni zeigen. Eine Prognose wagt er dennoch: „Wir müssen schauen, dass die Region weiträumig umfahren wird.“ Aktuell werde man früh auf der A45 auf die Sperrung und das künftige Verbot hingewiesen. Aber viele im Transitverkehr würden sicher versuchen, das zu umgehen. „Diese Lkw wollen wir hier nicht“, sagt Brosch.
„Für uns in Halver wird sich das Verbot nicht positiv auswirken“, sagt er entschlossen im Gespräch mit LokalDirekt. Er befürchtet – ähnlich wie seine Amtskollegen aus Breckerfeld und Kierspe – einen deutlichen Verkehrsanstieg.
Zwischen Verständnis und Sorge
Die Bedenken seiner Kollegen teile er und schaue mit großer Sorge auf das, was in wenigen Tagen kommen wird. Und doch macht er auch eines klar: „Die Lüdenscheider wollen uns damit gewiss nicht quälen.“ Verständnis für die Nachbarstadt auf der einen Seite. Die Sorge um die eigene Stadt auf der anderen.
Ein Beispiel: Wenn der Transitverkehr aus Meinerzhagen kommt, der sonst über die B54 fahre – was aufgrund des Verbots in Brügge nicht mehr erlaubt ist – werde dieser woanders her müssen. Der Weg, so die Prognose des Halveraner Bürgermeisters, wird durch Kierspe, über Halver und weiter nach Breckerfeld führen. Über zum Teil ohnehin schon marode Straßen. Über stellenweise zu enge Straßen, was zum Beispiel in Schmidtsiepen brandgefährlich sei. Über Straßen, die dafür schlichtweg nicht vorgesehen sind. Doch: Das weiträumige Umfahren kostet die Spediteure Zeit und Geld. Das könnte ein Grund sein, dass viele das Verbot ignorieren.
„Wie lange hält die Brücke?“
Michal Broschs größtes Sorgenkind: Die Heerstraße (L892). Er befürchtet, dass Lkw-Fahrer durch Oberbrügge fahren werden. Dies sei verboten, denn die Brücke im Bereich der B54-Mündung ist auf 7,5 Tonnen abgelastet. Aber die Sorge, dass dies ignoriert wird, veranlasste die Stadt bereits zu ersten Maßnahmen. Im April stieß sie Überlegungen an, die Heerstraße mit einem Tempolimit von 30 km/h zu belegen (wir berichteten). Eine Entscheidung vom Kreis steht bis heute aus.
Zusätzlich ließ Michael Brosch den Verkehr in Oberbrügge zählen. Mit dem Ziel, einen Vergleichswert zu haben, sobald das Lkw-Verbot in Kraft tritt. Ein „Super-Gau“ wäre, dass die kleine Brücke in Oberbrügge so massiv beschädigt würde, dass auch sie gesperrt werden müsste. Geschichte dürfe sich hier nicht wiederholen.
„Wir gehen betteln“
Was könnte die Stadt tun, wenn das befürchtete Szenario eintritt? „Wir gehen betteln. Wir, die Bürgermeister der kleinen Kommunen, müssen bei Bund, Land und Kreis betteln, dass wir es gemeinsam hinkriegen“, sagt Brosch. Denn sie hätten keine Anordungskompetenz, wie die Kreisstadt Lüdenscheid. Mehr als Knöllchenschreiben im ruhenden Verkehrs sei nicht drin. Am Ende werde es darum gehen, dann zu handeln, wenn die Grenzwerte überschritten sind.