Es ist Samstagabend 19.30 Uhr. Ein Jäger und seine Freundin machen sich auf den Weg zu einem Hochsitz. Gemeldet ist ein verletztes Reh, das sich öfter in diesem Bereich aufhalten soll. Ziel ist eine Wiese im Wald nahe Rennerde. Gut zwei Stunden beobachtet das Paar vom Hochsitz aus die Rehe, die auf der Wiese stehen. Zwei Rehe sind hoch tragend. Um 21.25 Uhr machen sie eine gruselige Entdeckung. Ein Mann in Tarnkleidung und mit Pfeil und Bogen ist am anderen Ende der Wiese zu erkennen. Auch er beobachtet offensichtlich das Rehwild, das sich rund 130 Meter entfernt aufhält, nämlich ziemlich direkt vor dem Hochsitz. „Er hat sich die Tiere ganz genau angesehen und sich dann langsam rückwärts zurückgezogen. Außerdem sah es so aus, als hätte er sich das Gesicht mit Erde oder so eingerieben“, berichtet das junge Paar. Als der Mann zurück auf den Weg geht, atmen beide durch. Was sie zu dem Zeitpunkt nicht ahnen: Der Mann mit Pfeil und Bogen hat ganz offensichtlich Orts- und Jagdkenntnis. „Ich habe aus dem Fenster geguckt und dann gesehen, dass der gut 20 Meter von der Kanzel entfernt über den Pirschweg näher zu uns kommt, da habe ich wirklich Panik bekommen“, erzählt die Frau.
Mit dem Handy ruft sie eine Freundin an: „Du musst uns hier rausholen. Wir sind auf der Ponywiese. Hier ist einer mit einer Armbrust (Anm.d.Red: In der Aufregung verwechselt, es handelte sich um Pfeil und Bogen). Ruf die Polizei.“ Die Freundin reagiert schnell. Setzt den Notruf ab und organisiert Nachbarn. Ein Nachbar fährt in den Wald, um das junge Paar abzuholen. Andere Rennerder warten am Dorfrand, um die Polizei einzuweisen. Währenddessen bangt der Jäger mit seiner Freundin weiter. „Das war schon ein sehr komisches Gefühl und das war definitiv ein Profi. Der war so leise, dass er plötzlich da war und hat das Wild perfekt umschlagen“, erzählt der Jäger. Denn man nähert sich Wild in der Regel nicht über die offene Fläche und nutzt sogenannte Pirschwege, die frei von Laub sind. Auch habe der Bogen professionell gewirkt. „Das war definitiv kein selbstgebauter Bogen, sondern etwas für Profis“, sagt der Jäger.
Kurz bevor der Mann die Kanzel erreicht, entdeckt er, dass der Hochsitz besetzt ist und versteckt sich hinter einem Baum. „Wenn das jemand gewesen wäre, der nur Tiere beobachtet, hätte man sich doch zu erkennen gegeben und sich nicht versteckt“, sagt die junge Frau. Als die Autolichter des Rennerders im Wald zu erkennen sind, ergreift er schließlich die Flucht und verschwindet im Wald.
Die Polizei trifft zeitgleich mit dem Paar am Dorfrand ein. „Prinzipiell ist es keine Straftat mit Pfeil und Bogen durch den Wald zu laufen“, erklärt die Polizistin. Dennoch fahren die Beamten in den Wald und suchen. Sie konnten den Mann allerdings nicht ausfindig machen. Auch ein fremdes Auto war nicht am Waldrand abgestellt. Die Beamten nehmen noch einmal alle Hinweise auf.
Bereits zuvor war einem Rennerder ein fremder Mann mitten im Wald aufgefallen. Um circa 20.45 Uhr war er mit seinem Hund dort unterwegs und sah einen Mann in Tarnkleidung mitten im Wald. Er sprach ihn an, fragte, was er dort mache. Der Mann erklärte, dass er nach alten Schätzen suche. Keine Seltenheit. Öfter sind Menschen dort mit Metalldetektoren unterwegs. Was ihn jedoch verwunderte, war, dass der Mann keine konkreten Antworten auf die interessierten Fragen gab. „Ich dachte, es wird schon stimmen. Der war ja nett“, sagt der Rennerder. Ob es sich um den gleichen Mann handelt, ist unklar. Jedoch passen Kleidung und Beschreibung zusammen.
Derweil sorgt eine weitere Meldung aus Altena für Aufsehen. Auf dem Parkplatz der Sparkasse an der Linscheid-Straße wurde ebenfalls mit Pfeil und Bogen geschossen. Wohl zwischen 19 und 21 Uhr. Dabei sei das Dach eines Polos beschädigt worden. Ein Pfeil habe sich in das Dach des Wagens gebohrt. Die Polizei konnte dort einen Pfeil sicherstellen, der auf der Windschutzscheibe lag. Ermittelt wird hier aufgrund von Sachbeschädigung an einem Kfz. Ob die beiden Fälle zusammenhängen, ist unklar.
Wer weitere Hinweise zu einem der beiden Vorfälle machen kann, sollte sich an die Polizei in Altena wenden. Die Beamten sind erreichbar unter der Rufnummer 02352-91990.