Mit rund 35.000 Euro fördert das Land NRW die Erweiterung und Neuerrichtung eines Outdoorsport- und Fitnessplatzes in Halver. Die Mittel aus dem Programm „Moderne Sportstätten“ beantragt hatte der Stadtsportverband Halver. Dessen Vorsitzende Claudia Wrede war gestern gemeinsam mit ihrer Kollegin Hannah Jaschke im Ausschuss für Planung und Umwelt zu Gast, um sich für den von der Verwaltung priorisierten Standort einer sogenannten Calesthenics-Anlage neben der Humboldtschule einzusetzen. Gegenwind erhielten sie von Anwohnern der Humboldtstraße.
Den Standort zwischen ZOB und Schule favorisieren Verwaltung und Stadtsportverband aus unterschiedlichen Gründen: eine Aufwertung der Humboldtschule, die Integration in den Campusgedanken, eine Nutzung ist auch durch das AFG möglich, die Anbindung an das Bürgerzentrum, die Nutzung durch Vereine der anliegenden Sporthallen sowie eine generationenübergreifende Frequentierung. Auch die Möglichkeit zur Kontrolle und Aufsicht sieht die Stadt als gegeben, als ausdrücklichen Nachteil bezeichnet sie hingegen die Nähe zur vorhandenen Wohnbebauung.
„Was soll das für ein Sommer werden?“
„Mit der Sportanlage sind wir nicht glücklich“, übernahm eine Anwohnerin das Wort in der Ausschusssitzung. Auch im Namen ihrer Nachbarn nutzte sie die Gelegenheit, ihre Bedenken zum Vorhaben vor Verwaltung und Politik anzubringen. „Wir können nicht mehr bei offenen Fenstern schlafen, haben Müll auf unserem Grundstück, dazu kommt der Lärm“, so die Halveranerin, die zwischen ZOB und Schulgebäude und unmittelbar angrenzend an das Grundstück wohnt. Eine „kleine Pause“ habe sie während der ZOB-Bauphase gehabt, mittlerweile gehe es aber wieder beinahe täglich „rund“, wenn sich spät abends und am Wochenende nachts Jugendliche treffen. „Was soll das für ein Sommer werden?“ fragte sie. Sie beklagte „massenweise Versammlungen, gerade nachts und in den frühen Morgenstunden“, die Störenfriede seien „nicht zu belehren“.
Das Umfeld der Humboldtschule sei ohnehin schon „ein Krisenherd“, sie hätten immer wieder mit „pinkelnden und betrunkenen Jugendlichen“ zu tun. Die Errichtung einer zusätzlichen Sportanlage, die vermehrt Jugendliche zum nächtlichen Aufenthalt einlade, so die Anwohner, mindere letztendlich auch den Wert ihrer Immobilien. Kritik erntete die Verwaltung zudem für die versäumte Information der Anwohner. „Warum hat man uns nicht mal informiert und mit uns darüber gesprochen? Oder uns zur Sitzung eingeladen? Das ist eine unschöne Vorgehensweise.“
Einfriedung und Schilder aufstellen
Begrüßen würden hingegen Claudia Wrede und Hannah Jaschke die Sportanlage. Sie sei, so Wrede, „eine Aufwertung der Humboldtschule“ und könne in das schulische Angebot integriert werden. Jaschke: „Sie bereichert den Ganztagesbetrieb, die Anlage passt super in unser Konzept, wir würden das sehr begrüßen.“ Calesthenics-Anlagen seien derzeit ein „großer Trend“, so Wrede. Dahinter verbergen sich Eigengewichtsübungen, die an festen Geräten ausgeführt werden.



Auch die Lokalpolitiker zeigten sich überzeugt von einer solchen Anlage am priorisierten Standort, wenngleich sie für die Bedenken der Anwohner durchaus Verständnis zeigten. Eine Einfriedung des Geländes, das wusste Claudia Wrede, sei nicht möglich, das verbiete der Fördergeber. Armin Kibbert (SPD) schlug vor, vermehrte Kontrollen durchzuführen und Schilder aufzustellen. Die aber, so vermutete Kämmerer Simon Thienel, würden im Zweifel keinen Störenfried davon abhalten, sich des nachts dort aufzuhalten.
„Wir werden jemandem auf die Füße treten“
Martin Kastner (SPD) zeigte sich etwas enttäuscht angesichts der Diskussion: „Es sind immer dieselben Argumente, wenn wir was für die Kinder und Jugendlichen in Halver planen und errichten wollen.“ Paul Adolf Turck (UWG) ergänzte: „Eine Anlage außerhalb des Stadtzentrums kommt für mich nicht in Frage. Wenn ich in der Innenstadt wohne, habe ich Vor- und Nachteile. Egal was wir machen, die Anwohner haben immer berechtigte Sorgen. Wir werden halt jemandem auf die Füße treten, das ist klar.“
Einen Beschluss fasste das Gremium am Mittwochabend nicht. Vielmehr verständigten sie die Mitglieder auf einen Vorschlag Simon Thienels, den Standort an der Humboldtschule im Rahmen der nächsten Ausschusssitzung am 7. Juni zu besichtigen und auch die anderen drei möglichen Standorte nochmal genauer unter die Lupe zu nehmen. Eile ist geboten: Die Fördermittel stehen bis zum Ende des Jahres zur Verfügung.
Diese Standorte sind möglich
Neben dem Standort an der Humboldtschule schlägt die Verwaltung drei weitere vor.
Rathauspark: Die Vorteile sieht die Verwaltung in der zentralen, innerstädtischen Lage und in der Nähe zur Polizei und zum Rathaus. Zudem biete der Standort ein alternatives Angebot zur bisherigen Nutzung. Nachteile sieht die Verwaltung in der Nähe zur vorhandenen Wohnbebauung und in der bisher geringen Frequentierung des Parks.
Mühlenstraße, Lern- und Begegnungszentrum (LBZ): Vorteile sind die Attraktivitätssteigerung des LBZ, die mögliche Nutzung durch das AFG und die Möglichkeit der Kontrolle und Aufsicht als auch die Anbindung der Vereine und des Bürgerzentrums. Nachteile seien die Geräuschemmission durch Widerhall und die Nähe zur Wohnbebauung.
Frankfurter Straße / Neuen Herweg: Der Vorteil liegt auf der Hand: Die Nähe zur geplanten Skateranlage. Allerdings ist eine Errichtung an diesem Standort nicht kurzfristig und nicht innerhalb der Förderfrist umzusetzen.