„In Russland sammelt fast jeder Pilze. Wenn du dort vom Sammeln nach Hause kommst, hast du im Normalfall auch einen ganzen Korb voll mit Pilzen“, erklärt Daniel Bakschun, dessen Familie aus Russland stammt. In seiner Freizeit geht er regelmäßig in den Wald, um Pilze zu sammeln. In die Wiege gelegt haben ihm dieses Hobby sein Opa und sein Vater. „Das Pilzesammeln wurde mir generationsübergreifend beigebracht.“
Dass sich Daniel mit der Natur auskennt, wird während der Waldwanderung schnell klar – mit einer Selbstverständlichkeit weiß der Halveraner, welche Pilze er problemlos zum Kochen verwenden kann und welche nicht. Neben dem Pilzesammeln zeigt Daniel aber noch weitere Dinge, die er durch das häufige Wandern in der Natur weiß: „Schau mal, den Klee kann man essen. Der Nachgeschmack ist etwas säuerlich, aber eigentlich schmeckt er ganz gut.“ Er kennt auch eine Wasserquelle im Wald, die er häufig besucht. „Bei der Quelle bin ich schon oft gewesen. Ich glaube, das hier ist das leckerste Wasser, das ich je getrunken habe.“
Daniels größter Fund
Seine bislang größte Entdeckung machte Daniel bei einer Fahrradtour vor einigen Jahren. Gemeinsam mit seinem Onkel entdeckte er einen Bovist in der Größe eines Fußballs. „So ein Fund ist sehr selten, aber wenn man oft auf der Suche ist, findet man ab und zu auch solche Pilze“, erklärt der 19-Jährige.

Aus Pilzen dieser Größenordnung kann man gut ein vegetarisches „Schnitzel“ machen, sagt Daniel Bakschun. „Einfach in Scheiben schneiden, panieren und braten. So hat man eine echt leckere Alternative zu einem Schweineschnitzel.“
Maronen, Steinpilze, Birkenpilze und Hallimasch – diese Pilze findet Daniel Bakschun unter anderem in heimischen Gefilden. Mit einer großen Ausbeute dürften Sammler im Wald aber nicht rechen. „Man muss schon wirklich auf die Suche gehen. Eine Wiese voller Pilze findet man hier nicht“, erklärt er.
Die meisten Pilze wachsen demnach unter Tannen oder Fichten auf moosigem Untergrund. Durch den Borkenkäferbefall und die Rodungen der Wälder sei es jedoch schwieriger geworden, fündig zu werden. Die Pilze wachsen im Herbst zwischen September und Oktober. Bei Temperaturen zwischen zehn und 15 Grad sei die Chance hoch, viele Pilze zu finden. „Wenn es geregnet hat und im Anschluss die Sonne rauskommt, sprießen die Pilze aus dem Boden“, weiß der Halveraner.
Behutsamkeit beim Pilzesammeln zum Schutz der Natur und der eigenen Gesundheit
Magenkrämpfe, Durchfall, Halluzinationen und Tod – die Auswirkungen beim Verzehren eines giftigen Pilzes können verheerend sein. Eine ausgiebige Recherche bei dem Sammeln von Pilzen ist daher lebenswichtig, weiß Daniel Bakschun. Wem nicht klar ist, welche Pilze essbar oder giftig sind, sollte keinesfalls nur im Internet recherchieren. Auf der ganz sicheren Seite stehen unerfahrene Sammler, wenn sie sich von Experten beraten lassen.
Gudrun Barth von der BUND-Ortsgruppe Kierspe-Meinerzhagen ist eine, die sich mit der Vielzahl der Pilzarten und deren giftigen Doppelgängern auskennt. Sie leitete bereits zahlreiche Exkursionen und erklärt, wie Sammler auf die Natur und ihre eigene Gesundheit Acht geben können.
„Es ist wichtig, Kindern bereits früh den Umgang mit Pilzen und der Natur beizubringen. Jeder Pilz hat seinen Nutzen. Daher sollten Kinder lernen, dass selbst Fliegenpilze nicht zertreten werden dürfen“, sagt Barth im Gespräch mit LokalDirekt.
Um der Natur nicht zu schaden, sollten Sammler auch immer darauf achten, dass die Pilze ordentlich mitgenommen werden. Nicht rausziehen, sondern drehen, rät Barth. „Es ist auch in Ordnung, den Pilz vorsichtig am Stiel mit einem Messer abzuschneiden.“
Gesetzlich ist es in Deutschland nur erlaubt, nach Eigenbedarf zu sammeln. Barth rät Sammlern auch, dass madige Pilze direkt im Wald gelassen werden sollten, damit sie dort noch absporen können. „Der Pilz hat für die Natur keinen Nutzen mehr, wenn er rausgerupft und im Anschluss zu Hause weggeschmissen wird. Einfach liegen lassen und weitersuchen“, betont sie. Außerdem empfiehlt Gudrun Barth, nur saubere Pilze mitzunehmen und den meisten Dreck bereits im Wald zu entfernen. Sie habe es so schon von ihrem Vater gelernt.
Gerade Anfänger sollten vorsichtig beim Pilzesammeln sein. Einen Experten dabei zu haben kann einem das Leben retten – „Jeder Mensch verträgt Pilze unterschiedlich. Der eine reagiert normal auf einen gegessenen Pilz, der andere wiederum nicht“, erklärt Gudrun Barth. Sie weiß, dass der „Nebelgraue Trichterling“ und der „Kahle Krempling“ Pilze sind, die unterschiedlich im Körper aufgenommen werden können. Eine allergische Reaktionen könne auch erst nach vielen Jahren auftreten, erklärt Barth. „Ein Pilz galt vielleicht vor 60 Jahren als essbar und heutzutage wird er als giftig eingestuft. Das kann man als Anfänger nicht wissen“. Auch Doppelgänger von Pilzen sind eine ernstzunehmende Gefahr für neue Sammler.
Insgesamt hält Barth aber fest: „Das Suchen und Kennenlernen von Pilzen ist ein wunderbares Hobby. Diese Vielfalt der Farben und Formen finde ich einfach schön.“
Vorsicht gilt auch bei der Zubereitung der Pilze. Manche von ihnen sind nur für eine kurze Zeit essbar und müssen direkt zum Kochen verwendet werden, wie zum Beispiel der Bovist, weiß Daniel Bakschun. Der 19-Jährige kocht in seiner Freizeit selbst gerne. Neben vielen verschiedenen Gerichten verwertet Daniel auch die Pilze, die er gesammelt hat. „Man kann man super Pfannengerichte machen, vor allem mit Bratkartoffeln schmecken die Pilze gut, oder in Suppen. Meine Oma legt manche Pilze auch ein.“


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