Das neue, junge Vorstandsteam rund um Thorsten Fitz ist engagiert und konnte in der vergangenen Versammlung der Fischereigenossenschaft von einigen Erfolgen berichten. Wie das funktioniert hat und vor welchen Herausforderungen der Verein noch steht, erklärte Thorsten Fitz im Interview:
Der TuS der TVW und die Chöre – eigentlich alle Vereine – klagen über Nachwuchsmangel. Vor allem im Vorstand. Dem AFV ist der Generationenwechsel gelungen. Was ist bei Ihnen anders? Und was motiviert Sie, sich zu engagieren?
Thorsten Fitz: Als ich vor vier Jahren auf der Jahreshauptversammlung gefragt wurde, ob ich mir vorstellen könne, Vorstandsmitglied für den Bereich als Vorsitzenden zu werden, habe ich nicht lange überlegt. Es gab niemanden und der alte Vorstand wollte aus Altersgründen nicht mehr und so habe ich mir ans Herz gefasst und gesagt, ich mache das jetzt und somit ging alles sehr schnell. Die Mehrheit stimmte zu, und los ging es – ohne Hintergrundwissen. Ich habe mich zunächst geehrt gefühlt, erster Vorsitzender zu werden. Wow, mir traut jemand zu, mit vier oder fünf anderen Ehrenamtlichen unseres Vereins alles mitzugestalten und zu führen! Nach der kurzen „Wow“-Phase kam die Zeit des Zweifelns und die Fragen nach Zeitaufwand: Was sagt die Familie? Fühle ich mich der Aufgabe gewachsen? Nun, ich dachte mir, die Antwort auf die Fragen gibt es nur, wenn ich es probiere. Um es klar zu sagen, es ist eine gute Erfahrung, Teil des Vorstands zu sein, und es hat mich mit Sicherheit persönlich weitergebracht. Sicher ist der zeitliche Aufwand hoch, aber ein Verein, der gut zu motivieren ist, lässt die Arbeit leichter werden. Meine Arbeit wird durch ein kompetentes Vorstandsteam unterstützt, sodass die Aufgaben auf viele Schultern verteilt werden. Diese Erfahrungen und das Gefühl, wenn ein gemeinsam gestecktes Ziel erreicht ist, kann man mit Geld nicht bezahlen
Warum ist es Ihrer Meinung nach wichtig, sich ehrenamtlich zu engagieren?
1. Soziale Verantwortung: Ehrenamtliches Engagement gibt dir die Chance, Dinge zu bewegen. Du kannst etwas verändern, soziale Verantwortung übernehmen. Leben und gesellschaftliche Prozesse mitgestalten. Etwas Sinnvolles tun. Viele Ehrenamtlerinnen und Ehrenamtler schätzen dieses gute Gefühl, ihren Platz gefunden zu haben und nicht nur für sich, sondern auch für andere, für die Gesellschaft etwas zu tun und die Welt ein Stück besser zu machen.
2. Selbsterfahrung: Durch das Ehrenamt lernst du viel und kannst praktische Erfahrungen sammeln. Dadurch erweiterst du deinen Horizont, erwirbst neue Fähigkeiten und Fertigkeiten und erlebst dich selbst in neuen Situationen. Menschen, die wiss- und lernbegierig sind, offen für Veränderungen, schätzen es, sich im Ehrenamt weiterentwickeln zu können.
3. Kontakte knüpfen: Beim Ehrenamt kommst du unter Menschen, knüpfst neue Kontakte und kannst dich mit anderen austauschen. Wer gerne neue Leute unterschiedlichster Herkunft und ganz unabhängig vom Alter kennenlernt, kann dies sehr gut im Rahmen eines ehrenamtlichen Engagements tun. Sich gemeinsam für eine gute Sache einsetzen, an einem Strang ziehen, auch mal diskutieren, zusammenarbeiten und Erfolge feiern: Im Ehrenamt findet man Gleichgesinnte – und oft auch Freunde fürs Leben.
4. Prioritäten setzen: Mit deinem Engagement für Tiere oder die Umwelt, für deinen Angelverein oder eine Bürgerinitiative in deiner Stadt kannst du gezielt Prioritäten in deinem Leben setzen und tun, was dir wirklich wichtig ist. So hast du eine direkte Einflussmöglichkeit und kannst daran mitarbeiten, dass sich Dinge zum Besseren verändern und deine Herzensprojekte vorangetrieben werden.

Was macht Ihre Vereinsgemeinschaft besonders? Was treibt Sie an, Ihre freie Zeit für den Verein zu nutzen?
Die Vielfalt ist sicher unbegrenzt: Von den Müllsammelaktionen über das Angeln bis zu Besatzmaßnahmen. Besondere Zwecke, die in der Abgabenordnung niedergelegt sind, können als gemeinnützig anerkannt werden. Das bringt steuerliche Vorteile. Aber ein Verein ist mehr und ein guter Verein wird diesen Mehrwert auch berücksichtigen:
- Mitglieder wollen gestalten: Wer Menschen gewinnen will, die mehr tun als ihren Mitgliedsbeitrag zu bezahlen, muss auch Gestaltungsspielräume lassen und darf nicht alles haarklein festlegen. Wenigstens etwas im Kleinen zu verändern, ist ein Hauptmotiv, weswegen sich Menschen in ihrer Freizeit engagieren.
- Mitglieder wollen Vorteile: Ein Sportverein soll kein billiges Fitness-Studio sein. Aber wenn jemand mitmacht und einen Beitrag leistet, will man auch gewisse Vorteile haben, z.B. eine Beitragsreduzierung pro geleisteten Arbeitseinsatz.
- Vereine bieten Raum für Anerkennung: Menschen nutzen sie, um bestimmte Dinge zu erreichen oder Leistungen zu zeigen. Dafür möchten sie auch Anerkennung erhalten: Applaus, eine Urkunde oder einfach ein nettes „Danke schön, das hast du toll gemacht“.
- Vereine bieten Lernfelder: Kinder und Jugendliche gewinnen soziale Kompetenz durch ehrenamtliche Mitarbeit. Sie lernen, sich durchzusetzen, im Team mehr zu erreichen, sich in Diskussionen zu behaupten, Kompromisse zu schließen und Verantwortung zu übernehmen. Vieles davon kann eine Schulausbildung oder Lehre gar nicht leisten.
- Vereine sind Orte der Integration und Beheimatung: Oft bilden sie das Herz des Wohnortes. Wer neu in ein Dorf zieht, wird in Vereinen, gerade wegen des leichten Zugangs, erste Bekanntschaften schließen. Unschätzbar sind Vereine als niedrigschwelliges Integrationsangebot, zum Beispiel für Flüchtlinge.
- Vereine bieten Geselligkeit: Anlässe, sich jenseits des Spielfeldes zu treffen, machen das Vereinsleben aus. Im gemeinsamen Tun und Feiern entsteht Gemeinschaft.
Was ist am Angelsport besonders? Man hört immer wieder „Stundenlang rumsitzen, ’nen Stock ins Wasser halten und nix tun, das wäre nichts für mich“. Sicher ist Angeln aber viel mehr, oder? Was macht für Sie den Reiz aus?
Angeln bedeutet letztlich Relaxen und das Sammeln von neuer Energie für den turbulenten Alltag. Jeder Angler wird bestätigen, dass kaum eine andere Sportart dermaßen Entspannung inmitten der unverfälschten Natur bietet wie das Fischen. Diese kleinen Ausflüge zwischen dem Wald und der Wiese auf dem Weg zum Gewässer sind mein ganz persönliches Abenteuer in einer Welt voller Herausforderungen. Ich liebe das Angeln, weil es mir hilft, meine Sorgen und den Alltag zu vergessen. Angeln ist mehr als nur Fische fangen! Bei diesem Hobby kommen sich Mensch, Tier und Natur so nah, wie es kaum bei einer anderen Freizeitbeschäftigung der Fall ist. Dabei liegt der Fokus im achtsamen und nachhaltigen Umgang mit den Lebewesen, der Natur und natürlich auch auf dem Fang eines kapitalen Fisches.
Aktiv zu angeln bedeutet auch Gewässerpflege. Was genau sind ihre Aufgaben als Verein? Bzw. welche Aufgaben schreiben Sie sich auf die Fahnen?
Diese Frage lässt sich mit Blick in unsere Satzung beantworten:
1. Zweck des Vereins ist die Förderung
a. der Angelfischerei
b. der Jugendpflege und -fürsorge
c. des Umwelt- und Naturschutzes
2. Die Zweckerfüllung erfolgt durch:
a. Hege und Pflege des Fischbestandes in den Vereinsgewässern unter Berücksichtigung des Artenschutzprogramms de DAFV
b. Gesunderhaltung der Gewässer und Maßnahmen zur Erhaltung des Landschaftsbildes, der natürlichen Wasserläufe und des Artenschutzes
c. Beratung und Ausbildung – insbesondere der Jugend – in Fragen der Angelfischerei, des Natur-
und Tierschutzes
Auf die Fahne schreiben wir uns ganz groß: Natur erfahren, Natur bewahren.
Es kommen jede Menge Gäste, um in Nachrodt zu angeln. Warum ist die Lenne in Nachrodt so attraktiv für Angelsportler?
Unser Gewässer wird von vielen aufgesucht, es kommen aus ganz Europa Gäste an unser Gewässer. Unsere Lenne ist für viele ein besonderes Angelziel aufgrund ihrer Wasserqualität, dem Strukturreichtum und der landschaftliche Lage, die sich zum Teil atemberaubend darstellt. Fliegenfischer, Spinnfischer und Ansitzangler finden bei uns Gelegenheiten für einen schönen Angel-Tag.
Welche Fische werden überhaupt dort geangelt?
Die Lenne gehört in unserem Bereich zu den sogenannten Äschen und Barben Region. Neben diesen beiden Leitfischen werden von den Mitgliedern und Gästen hauptsächlich Bachforellen befischt. Aber auch Karpfen, Döbel, vereinzelt Hechte und sehr selten Wels geht an den Haken. Als Kleinfische tummeln sich Elritzen, Schmerlen Stichlinge und Grundeln im Wasser.
Stellt die Lenne Angler vor besondere Herausforderungen?
Das kann ich nur bejahen, es ist jedes Jahr ein anderes Gewässer aufzufinden, nach jedem Hochwasser ist die Struktur und das Flussbett anders. Das heißt, für jeden Angler höchste Vorsicht und nicht übermütig werden, denn die Lenne ist unberechenbar. Innerhalb von ein paar Minuten kann der Wasserpegel steigen und auch wieder sinken. Das kommt durch die Stromerzeugungswerke und das Ablassen der Biggetalsperre, was uns Angler durchaus gefährlich werden kann. Aber wie sagt man immer so schön: „Traue dich nur soweit du gucken kannst.“ Wichtig ist es auch, dass man zu zweit ins Wasser geht, um auch Hilfe leisten zu können oder auch füreinander da zu sein, falls was passiert. Dazu kommen auch das Wegschaffen und Sammeln des Mülls. Es wird immer mehr und mehr, sodass teilweise das Ausmaß nicht immer zu bewältigen ist. Es ist traurig, was Menschen anrichten, und es ist erschütternd, dass man über das Ausmaß nicht immer Herr wird.
Sie berichteten, dass Sie alle Hebel in Bewegung setzen, um den Nachwuchs für den Sport zu begeistern. Was genau machen Sie und was macht Angeln für Jugendliche attraktiv?
Das Ganze ist noch in Arbeit und wird auch noch viel Zeit in Anspruch nehmen. Das, was ich weiß und auch bestätigen kann, weil ich selbst die Jugendzeiten vom 6. bis zum 18. Lebensjahr miterlebt habe. Die Gesetze und die Auflagen, die heutzutage aufgerufen werden, machen uns das Leben schwer. Es ist schlicht und ergreifend ein richtig harter Job geworden, eine Jugendabteilung heranzuziehen. Es fängt an mit: Wer meldet sich als Jugendwart, der den Draht zum Vorstand bildet. Und dann braucht man mittlerweile pro fünf Kinder einen Betreuer und das am besten mit Qualifikation und Führungszeugnis und da hapert das ganze schon. Ob es irgendwann wieder eine aktive Jugendabteilung gibt, wird sich in der Zeit zeigen. Vielleicht liest das jemand und fühlt sich angesprochen. Der Jugendwart kann im Vereinsleben eine aktive Rolle einnehmen, zum Beispiel als Betreuer. Manchmal ergibt es aber auch Sinn, wenn der Jugendwart rein organisatorisch tätig ist und als Vermittler beziehungsweise Mediator auftritt. Diese Entscheidung könnte man auch nach der Größe des Vereins treffen. In vielen Vereinen fehlt der Nachwuchs – so wie bei uns. Hier kann der Jugendwart eine wichtige Rolle spielen, um junge Mitglieder zu gewinnen und sich zum Beispiel mit Schulen oder Kindergärten zu vernetzen. Wir sehen das Problem nicht in erster Linie bei den Kindern, sondern beim Mobilisieren des Einsatzteams, was sich finden lassen muss, um mit Kindern zuarbeiten.
Welche Voraussetzungen sollte ein Jugendwart mitbringen?
- Um seine Schlüsselfunktion im Verein wahrnehmen zu können, sollte ein Jugendwart eine gute fachliche Qualifikation besitzen,
- mit ganzem Herzen bei der Sache dabei sein,
- viel Engagement für die sehr zeitintensive Aufgabe mitbringen,
- das notwendige Einfühlungsvermögen für junge Menschen haben und
- ein „Kumpel-Typ“ sein, aber trotzdem Autorität ausstrahlen.
In der Vergangenheit gab es immer mal wieder Probleme mit der Firma Eurowatt, die den Obergraben betreibt. Dieser wurde beispielsweise ohne Absprachen abgelassen und alle Fische waren weg. Wie läuft es denn aktuell? Klappen die Absprachen mit Eurowatt inzwischen?
Zurzeit gibt es zwar zwischendurch Reparaturen und Instandsetzungsarbeiten, die aber auch gemacht werden müssen, was wir allerdings auch verstehen. Die Anlagen sind nun mal da und wir können das nicht ändern- Was uns als Verein aber immer sauer aufstößt, weil wir so wie in diesem Jahr knapp 12.000 Euro an Besatzmaßnahmen gefahren haben, und immer schwer mit anzusehen ist, wenn die Triebwerksgräben ihre Schleusen öffnen und das Wasser ablassen. Uns würde es gefallen, wenn diese Anlagen irgendwann aus unserem Gewässersystem verband werden, da es alles andere ist als zu einem gesunden Wasserverlauf beisteuert. Diese Anlagen nehmen uns einen großen Teil der gesunden Fortpflanzung heimischer Fischarten. Durch die obszönen Bauwerke sind wir gezwungen, auf jährliche Besatzmaßnahmen zurückzugreifen. Die Fischtreppen, die dagegen zum Ausgleich gebaut worden sind, sind nicht richtig funktionstüchtig, was allerdings auch Sache der Triebwerksgraben-Betreibers ist. Durchlass und ständiges Warten ist hier angesagt. Aber man muss sagen, wir können miteinander kommunizieren und achten auf eine gesunde Zusammenarbeit.
Gibt es noch etwas, das Ihnen auf dem Herzen liegt?
Das, was uns wichtig ist und mir besonders, ist schlicht und ergreifen ein gesunder Menschenverstand, wir vom AFV Nachrodt appellieren an Euch da draußen: Nehmt Euren Müll immer mit nachhause, denn wir sind diejenigen, die sich für Euch da draußen die Arbeit machen, dass Ihr immer ein sauberes Gewässer vorfindet, ob Anglerin, Angler oder Badegäste: Wir sind stolz auf unsere acht Kilometer Pachtgewässer und möchten auch, dass das so bleibt.
Weitere Informationen und Ansprechpartner finden Interessierte auf der Internetseite des Vereins: www.afv-nachrodt.com.