Bis heute existieren auch im Märkischen Kreis noch fünf verschiede Kennzeichen nebeneinander. Das Nummernschild des damaligen Landkreises Altena AL wurde bei Bildung des Kreises Lüdenscheid durch Eingliederung der kreisfreien Stadt Lüdenscheid seit 1969 nicht mehr vergeben. Nach der Neugliederung 1975 waren die Nummernschilder vom Kreis Iserlohn IS und vom Kreis Lüdenscheid LÜD Geschichte. Ebenso das AR (Arnsberg) für die Autobesitzer in Balve.
Der Bundesminister für Verkehr wies dem neuen Kreis das Kfz-Kennzeichen LS zu. Denn 1975 war es noch üblich die Kfz-Kennzeichen nach dem Kreissitz zu wählen, also Lüdenscheid. Der Kreistag musste das damals hinnehmen.
LS – die „liebenswerten Sauerländer“
Aus LS hat die Pressestelle des Märkischen Kreises seinerzeit den Spruch „Liebenswerte Sauerländer“ kreiert, um den Kreis populärer zu machen. Als aber das Bundesverkehrsministerium die Regel lockerte und den Kreisen die Wahl anderer Buchstabenkombinationen eröffnete, lag umgehend der Antrag auf dem Tisch, LS durch MK zu ersetzen. Der Kreistag nahm an. Auf das neue Kennzeichen umgemeldet werden mussten die Fahrzeuge deshalb nicht zwangsläufig. Im Frühjahr 1979 wurde das Kennzeichen MK für alle neu oder umgemeldeten Fahrzeuge eingeführt. Der Aufkleber „Liebenswerte Sauerländer“ wurde eingestampft.

Im Märkischen Kreis sind bis heute noch 704 Fahrzeuge mit Altkennzeichen zugelassen – 147 mit AL, 155 mit IS, 237 mit LS, 165 mit LÜD. Darüber hinaus fahren vier Fahrzeuge mit AR-Kennzeichen in Balve und eines in Neuenrade-Blintrop. Sie fallen in die Zuständigkeit des Hochsauerlandkreises, weil Balve und Neuenrade vor der Kommunalen Neuordnung zum Altkreis Arnsberg gehörten.
Auch im benachbarten Kreis Unna sind noch drei Fahrzeuge mit IS-Kennzeichen unterwegs. Schwerte und Ergste gehörten vor der Neuordnung zum Altkreis Iserlohn. Bei diesen Fahrzeugen handelt es sich um zwei Traktoren und einen Anhänger. Auch in Hagen ist noch ein Fahrzeug mit IS-Kennzeichen unterwegs. Der Hohenlimburg gehörte seinerzeit ebenfalls zum Altkreis Iserlohn.
Und so verteilen sich die Altkennzeichen auf die 15 kreisangehörigen Städte und Gemeinden: Altena (7 AL, 10 LS, 13 LÜD), Balve (4 IS, 11 LS, 4 AR), Halver (21 AL, 1 IS, 28 LS, 22 LÜD), Hemer (28 IS, 16 LS, 1 LÜD), Herscheid (12 AL, 1 IS, 14 LS, 10 LÜD), Iserlohn (65 IS, 30 LS, 3 LÜD), Kierspe (21 AL, 17 LS, 17 LÜD), Lüdenscheid (14 AL, 14 LW, 30 LÜD), Meinerzhagen (27 AL, 27 LS, 23 LÜD), Menden (47 IS, 25 LS), Nachrodt-Wiblingwerde (6 AL, 1 IS, 2 LS, 4 LÜD), Neuenrade (2 AL, 1 IS, 12 LS, 2 LÜD, 1 AR), Plettenberg (17 AL, 13 LS, 16 LÜD), Schalksmühle (15 AL, 10 LS, 18 LÜD), Werdohl (5 AL, 8 LS, 6 LÜD), Schwerte (6 IS), Hagen (1 IS). Die Altkennzeichen verteilen sich wie folgt auf die Fahrzeugtypen: 224 Anhänger, 35 Motorräder, 2 LKW, 364 Zugmaschinen, 74 PKW, 5 Sonstige.
Bis zur Jahresmitte 2014 waren in NRW bereits rund eine Viertelmillion neue Altkennzeichen an Fahrzeughalter ausgegeben worden. „Die Altkennzeichen laufen wie geschnitten Brot. Ich freue mich, dass unsere Bürgerinnen und Bürger in so großer Zahl die Verbundenheit zu ihrer Region zum Ausdruck bringen“, sagte der damalige Verkehrsminister Michael Groschek. „Auch das ist Heimat vor der Haustür, wenn das Kennzeichen am eigenen Auto zeigt, wo man zu Hause ist und sich zu Hause fühlt.“ Mit zuletzt dem Kreis Viersen haben jetzt 19 Städte und Kreise von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, Altkennzeichen wieder einzuführen. KK ist das 24. Altkennzeichen, das wieder auf den Autonummernschildern aus NRW zu sehen sein wird. Im Rahmen der kommunalen Gebietsreform waren 40 Kennzeichen weggefallen. Bis zur Wiederzulassung von Altkennzeichen im Jahr 2012 gab es in Nordrhein-Westfalen 53 Autokennzeichen für die Städte und Kreise.
Zweimal gab es auch im Märkischen Kreis lautstarke Initiativen, vor allem aus der ehemals kreisfreien Stadt Iserlohn, das geliebte IS wieder ans Auto schrauben zu dürfen. Das traf bei den Kreispolitikern aber auf wenig Gegenliebe. Mit übergroßer Mehrheit hat der Kreistag in seiner Dezember-Sitzung 2019 die Wiedereinführung der Altkennzeichen abgelehnt.
Fraktionsübergreifend votierten lediglich neun Kreispolitiker für den Antrag der Fraktion Die Linke. Die hatte vorgeschlagen, die Verwaltung zu beauftragen, alle notwendigen Schritte zur Wiedereinführung der Altkennzeichen AL, IS, LS und LÜD im jeweiligen Zulassungsbezirk einzuleiten. Bereits im März 2012 hatten sich die Kreispolitiker erstmalig gegen die Wiedereinführung ausgesprochen. Seinerzeit war das eine Anregung der Bürgerinitiative „Unsere Heimat, unsere Wahl“.
Somit bleiben der Hochsauerlandkreis (AR für Arnsberg, MES für Meschede und BRI für Brilon) sowie der Märkische Kreis in NRW die standhaften Kreise, die gegen eine Wiedereinführung der Altkennzeichen votierten.
Hintergrund:
Die Neugliederung der Verwaltungsbezirke hatte 1968/1969 eine Vorgeschichte. Per Landesgesetz entstand der Landkreis Lüdenscheid im Wesentlichen aus dem Kreis Altena und der bisher kreisfreien Stadt Lüdenscheid. Zum damaligen Landkreis Altena gehörten die Städte Altena, Werdohl und Plettenberg, die Gemeinden Herscheid und Nachrodt-Wiblingwerde sowie die Ämter Halver, Kierspe, Lüdenscheid-Land, Meinerzhagen und Neuenrade.
Das Gesetz löste alle Ämter auf und erweiterte die Stadt Lüdenscheid um die rund um die Stadt liegende Gemeinde Lüdenscheid-Land. Halver und Kierspe erhielten den Rang von Städten. Lüdenscheid verlor das Privileg der Kreisfreiheit und erhielt im Gegenzug offiziell den Kreissitz des neuen Landkreises. Die Stadt Altena, die mehr als 200 Jahre lang Kreisstadt gewesen war, verlor – zumindest auf dem Papier – den Kreissitz.
De Facto blieb das Kreishaus in Altena die zentrale Anlaufstelle. Zwar liefen bereits 1969 die Diskussionen und Planungen um ein neues Kreishaus in Lüdenscheid an, realisiert wurden die Pläne jedoch erst nach der Bildung des Märkischen Kreises.