„150 Jahre – welche Firma hat das schon auf dem Buckel?”, fragt Jana Eilhardt von der Villa Wippermann. Ab Sonntag, 7. September, wird dort die Ausstellung der Firma FLORA Wilh. Förster im Rahmen des 175-jährigen Jubiläums gezeigt. Im Pressegespräch vorab sprach der Geschäftsführer des Halveraner Unternehmens, Dr.-Ing. Tobias Förster, mit LokalDirekt über die Entstehung der Firma, die Entwicklungen der Produkte im Wandel der Zeit und die Ausstellung im Heimatmuseum.

Die Firma FLORA Wilh. Förster wurde am 1. Oktober 1875 offiziell gegründet, als der Schmied Wilhelm Förster, damals 22 Jahre alt, im oberen Schmidtsiepen die Produktion von Kleineisenwaren aufnahm. Die Ursprünge des Unternehmens reichen jedoch bis in das Jahr 1865 zurück - schon der Vater des Gründers betrieb in Halver eine Schmiede.

Firmengründer Wilhelm Förster und seine Frau Lina Voß im Jahr 1879.
Foto: FLORA Wilh. Förster / Screenshot: Jung

Der Betrieb zählt 1885 etwa acht bis zehn Arbeiter und belieferte das mittlere Volmetal mit Kleineisenwaren. Die Schmiede verfügte unter anderem über einen Fallhammer und eine große Handpresse, die von drei Arbeitern bedient wurde. 1900 entstanden die ersten Kataloge. Gefertigt wurden Stampfeisen, verschiedene Winkel, Bänder und Haken, Spaten, Hacken und Gartenkleingeräte.

Die Belegschaft der Firma um 1900.
Foto: FLORA Wilh. Förster / Screenshot: Jung

Am 7. Oktober 1893 kam der jüngere Wilhelm Förster, der Sohn des Gründers Wilhelm Förster, auf die Welt.

41 Jahre später - drei Generationen Gründer: Wilhelm Förster mit Sohn und Enkel Friedrich Wilhelm 1934.
Foto: FLORA Wilh. Förster / Screenshot: Jung

Im ersten Weltkrieg dienten die Brüder Wilhelm und Friedrich Förster beim Militär, ihre Schwestern unterstützten die Fortführung des Betriebs. Während des Kriegs waren Rohstoffe und Energie knapp.

Dem Katalog zufolge sind unter anderem Kuchenpfannen, Bügeleisen, Kohlenlöffel, Feuergeräte, Dunst- und Ventilationsklappen, Gardineneisen, Kamin-, Schornstein- und Fensterladenbedarf, Winkel und Eisen, Obstpflücker, Kartoffel- und Kaminschaufeln, Stampfeisen, Hacken, Rechen, Wegeschaufeln, Gartenkleingeräte, Kinder- und Damengeräte sowie Sägen gefertigt worden. Nach ihrer Rückkehr aus dem Krieg übernahmen Wilhelm und Fritz Förster die Leitung des Unternehmens.

Katalogseiten aus dem Jahr 1914.
Foto: FLORA Wilh. Förster / Screenshot: Jung

Die Produkte der Firma FLORA Wilh. Förster wurden auch im europäischen Ausland nachgefragt: Die Kataloge erschienen in fünf Sprachen - Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch und Italienisch. „Immer stärker finden Gartengeräte ihren Einzug in die Produktionspalette", heißt es in der Biografie.

Katalogseite 1928 in fünf Sprachen.
Foto: FLORA Wilh. Förster / Screenshot: Jung

Nach seinem Studium und ersten Berufsjahren trat der Sohn von Wilhelm Förster und Ilse Schnöring - Friedrich Wilhelm Förster - in das Unternehmen ein und übernahm die Führung. Im Laufe der 1960er Jahre verschob sich die Produktion von Kellerfenstern, Gitterrosten, Heiz- und Feuergeräten zunehmend auf Gartengeräte und Schneeschieber. Heute hat sich die Firma auf Gartengeräte spezialisiert.

Am 16. Juli 1972 verstirbt Wilhelm Förster, der Sohn des Firmengründers. 1998 steigt Tobias Förster in die Leitung der Firma ein - bis heute ist er der Geschäftsführer des Unternehmens.

Friedrich Wilhelm und sein Sohn Tobias Förster im Jahr 1998.
Foto: FLORA Wilh. Förster / Screenshot: Jung

2000 konzentriert sich das Sortiment auf zwei große Bereiche: Gartengeräte und Gartenausstattung. In beiden Bereichen werden Ladenhüter aussortiert und das Angebot strategisch weiterentwickelt. Symbolhaft für den Aufbruch in eine neue Zeit fährt die Belegschaft zum 125. Jubiläum der Firma zur Expo nach Hannover. Tobias Förster kaufte die Anteile von vier Kommanditisten auf. Sein Vater und er waren von da an die einzigen Inhaber.

Am 22. August 2009 verstirbt Friedrich Wilhelm Förster. Tobias Förster wird alleiniger Inhaber.

Tobias Förster - Geschäftsführer in der vierten Generation.
Foto: Jung

Ausstellungseröffnung am 7. September

Die Sonderausstellung mit der ausführlichen Biografie können sich Interessierte ab dem 7. September in der Villa Wippermann zu den gewohnten Öffnungszeiten anschauen und durchlesen - Dienstag und Mittwoch von 15 bis 17 Uhr, donnerstags von 15 bis 19 Uhr und sonntags von 11 bis 16 Uhr. Ende der Ausstellung ist am 19. Oktober.

Die Ausstellung soll insbesondere die Entwicklung der Industrie in der Region zeigen und darstellen, wie sich die Produkte des Halveraner Unternehmens verändert haben - „ein Roadtrip durch die Firmengeschichte", nennt es Tobias Förster auch. „Einige Dinge haben sich sehr verändert, andere wiederum weniger." Als Beispiel zeigt er zwei ausgestellte Laubbesen, die sich über die Jahre kaum veränderten. Die Feuerpatsche, mit der Glutnester entfernt werden können, veränderte sich hingegen stark.

Eine Feuerpatsche aus 1955 (links) im Vergleich zu einer Feuerpatsche aus der heutigen Zeit. Große Unterschiede erkennt man insbesondere an der Qualität - die Produkte sind deutlich schwerer und massiver.
Foto: Jung

Der Halveraner zeigt im Gespräch auch einige Erinnerungsstücke aus der Vergangenheit wie einen Amboss, alte Katalogseiten und eine Einladung zur 75-jährigen Jubiläumsfeier. Außerdem stellt der Unternehmer ein altes Gartenset, welches die Firma vor vielen Jahren verkaufte, aus.

Foto: Jung