Kraftakt nach der Pause: Das Jugendsinfonieorchester des Märkischen Kreises spielte beim Konzert am Samstag, 30. August, Gustav Mahlers 4. Sinfonie. Gestoppte 60 Minuten und 38 Sekunden. Das war Konzentration, Spielfreude, Musikalität und, ja auch Kondition, auf höchsten Niveau beim Auftritt in der Aula des Lüdenscheider Geschwister-Scholl-Gymnasiums.
Gustav Mahler gilt vor allem mit seinen drei mittleren Sinfonien und mehr noch mit seinem Spätwerk als wichtiger Wegbereiter der Neuen Musik. Die 4. Sinfonie ist wohl noch das heiterste große Werk eines der größten Komponisten der Spätromantik. Dirigent Thomas Grote steuerte die jungen Sinfoniker souverän durch das vielschichtige Werk. Es enthält sowohl lyrische Themen als auch volksliedhafte Elemente – zarte Momente wechseln sich ab mit Passagen voller Schwung und Energie.

Im Finalsatz erhob Defne Celik ihre Stimme. Die derzeitige Stipendiatin der Märkischen Kulturkonferenz (MKK) sang das schlichte und zugleich bewegende Lied „Das himmlische Leben“. Gustav Mahler beschreibt darin eine naive Vorstellung des Himmels, voller Frieden, Musik und Festmahl und schenkt seinem Werk so einen leuchtenden, versöhnlichen Ausklang.
Das Publikum in der nicht ganz ausverkauften Aula belohnte diese Leistung mit kräftigem Applaus.
Zuvor hatte es sich beim Sommerkonzert des Jugendsinfonieorchesters von Melodien aus Johann Strauß‘ „Fledermaus“ mitreißen lassen. Die jungen Musikerinnen und Musiker spielten die Ouvertüre der wahrscheinlich beliebtesten Operette. „Die Fledermaus“ bietet brillante Gesellschaftssatire. Im Zentrum des Stücks steht das Fest beim Prinzen Orlofsky, eine große Party mit Rausch und Vergessen. Als die „Die Fledermaus“ am 5. April 1874 uraufgeführt wurde, war Wien noch vom großen Gründerkrach traumatisiert. Erst ein Jahr zuvor war die Börse zusammengebrochen, viele Wiener hatten ihr Vermögen verloren. Umso größer war ihr Bedürfnis nach Ablenkung.

Und die lieferte ihnen „Die Fledermaus" – mitsamt der ganzen Verlogenheit der Gesellschaft, ihrem Hedonismus, ihrem Kostümzwang und Maskeraden vorgetäuschter Identitäten und Gefühle – ein Fest der Falschheit als kapitalistische Utopie des ungehemmten Konsums. Die wohl bekanntesten Zeilen aus dieser Operette lauten „Glücklich ist, wer vergisst, was nicht mehr zu ändern ist.“ Wer kennt sie nicht. Mit der Arie „Mein Herr Marquis“ stellte Defne Celik schon zu diesem Zeitpunkt ihre Qualitäten als Sopranistin unter Beweis und schaffte es auch mit diesem Spottlied auf die feine Gesellschaft, dem Abend seinen besonderen Charakter zu verleihen.

Das Sommerkonzert ist das Ergebnis einer dreiwöchigen Arbeitsphase mit Proben „von bis zu neun Stunden“, wie Hayley Bullock berichtete. Die australisch-britische Geigerin war am Samstag Mitglied des Orchesters und übernahm die Moderation.
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Am 6. und 7. September (jeweils ab 17 Uhr) ist das Konzert unter dem Titel „Mir widersteht keiner“ in der Balver Höhle zu hören. Dann trifft bewegende Live-Musik auf starres Gestein.
Tickets für die bei Veranstaltungen gibt es unter www.mjo-mk.de/termine/