Die Halveraner Feuerwehr hatte am vergangenen Freitag, 9. September, einmal mehr einen Grund zu feiern – diesmal war aber die Jugendfeuerwehr an der Reihe. Im Rahmen einer Feuerstunde im Gerätehaus an der Thomasstraße blickten die Wehrleute auf eine spannende, erfolgreiche Geschichte zurück. Seit nunmehr fünf Jahrzehnten wird Jugendarbeit geleistet, die in mancherlei Hinsicht der Betreuung in anderen Vereinen und Gruppen ähnlich ist, aber eben auch für spätere Einsätze bei den „Erwachsenen“ trainiert.
Im Gerätehaus des Löschzuges 1 wurde manche Episode rekapituliert, doch nicht immer in allen Details erzählt. „Was auf dem Dachboden passiert ist, bleibt auf dem Dachboden“, lautete eine einfache Verschwiegenheitsregel, die allerdings neugierig machte, was die jungen Menschen ab 12 Jahren in ihrer Jugendfeuerwehrzeit so erlebten.
Einiges wurde dann doch erzählt. Dazu holten der derzeitige Stadtjugendfeuerwehrwart Benjamin Fernholz und sein Stellvertreter Björn Clever fünf aktuelle sowie ehemalige Mitglieder der Jugendfeuerwehr auf die Bühne, die aus unterschiedlichen Jahrzehnten von ihren Erfahrungen berichteten.
Zuvor aber hatten Fernholz und Clever viel Lob und Dank für ihre Mannschaft auszusprechen: „Wir sind dankbar dafür, dass unsere Mädchen und Jungs trotz der Konkurrenz durch andere Vereine montags den Weg ins Gerätehaus finden.“ Dass hier auch zahlreiche Mädchen dabei sind, wurde deutlich hervorgehoben. Derzeit liegt ihr Anteil bei rund 20 Prozent. Eine Quote, über die man sich durchaus auch im regulären Dienst freuen würde. Doch die Chancen stehen gut, dass die Weichen dafür gestellt sind.
In der Halveraner Wehr sind rund 170 Erwachsene aktiv, dazu kommen etwa zehn in der Ehrenabteilung. Davon waren 101 Wehrleute selbst in der Jugendfeuerwehr, wenn auch nicht alle in Halver. Es wird aber deutlich, dass viele junge Menschen dem Dienst treu bleiben – auch während der Corona-Pandemie: „Wir haben hier keinen Abgang gehabt“, freute sich Björn Clever.
Stattdessen konnte sogar noch Nachwuchs dazugewonnen werden. Und viele von ihnen würden sich auf den regulären Dienst bei den Erwachsenen freuen, wenn sie zum ersten Mal bei richtigen Einsätzen mitfahren könnten, so Clever. Er bezeichnet die Jugendfeuerwehr mit ihren derzeit 36 Mitgliedern als „Flohkiste“, „bunten Haufen“, mit dem die Arbeit sehr viel Freude macht. Und die durchaus schon Früchte trägt. Auch wenn in Halver für die Jugendlichen echte Einsätze noch tabu sind, können sie doch schon in der Brandschutzerziehung in Kindergärten und Schulen aktiv werden. Unterstützt wird das Leitungsteam der Jugendabteilung von Bettina Kind sowie drei weiteren Betreuern.
Gegründet wurde die Jugendabteilung der Halveraner Wehr im August des Jahres 1972, initiiert vom damaligen Stadtbrandmeister Ernst Adolf Plate. Dieser war zuletzt Ehrenstadtbrandmeister, hat aber das Jubiläum nicht mehr erlebt: Plate verstarb im vergangenen Jahr. Er hat immerhin die ersten Generationen älter werden sehen: Die ersten Mitglieder haben inzwischen das Alter für die Ehrenabteilung erreicht.
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Wie wertvoll die Nachwuchsförderung ist, steht für Bürgermeister Michael Brosch außer Frage. Mit einem Grußwort richtete er sich an die Kinder und Jugendlichen und dankte ihnen, weil sie durch ihr Engagement die Feuerwehrleute von Morgen würden, die für die Halveraner Bevölkerung einstehen. Die wird bekanntlich nicht nur durch die Feuerwehr geschützt, sondern auch durch andere Hilfsorganisationen. Da die exzellente Zusammenarbeit zwischen Feuerwehr, THW und DRK bereits in den jeweiligen Jugendabteilungen beginnt, wurden im Gerätehaus auch deren Delegationen begrüßt.
Die Jugendabteilung stellt zudem eine Schnittmenge der verschiedenen Halveraner Feuerwehreinheiten dar. So wurde der Abend mit tatkräftiger Unterstützung aus allen vier Löschzügen gestaltet. Die Jugendfeuerwehr ist ganz offensichtlich ein Erfolgsmodell, bei dem die Kinder ab dem vollendeten 12. Lebensjahr eine Menge lernen. Über die Feuerwehrarbeit natürlich, wo erstes Fachwissen in der „Gerätekunde“ gesammelt und bei Prüfungen mit der „Jugendflamme“ bis hin zum Abzeichen „Leistungsspange“ belohnt wird. Doch auch Ethik hat einen hohen Stellwert. Bei Sport-Aktionen und gemeinsamen Ausflügen und Freizeiten wird viel Spaß geboten und der Gemeinschaftssinn gefördert. Dass die Fahrten auch manches Abenteuer bieten, dürfte nach den Erzählungen der Ehemaligen außer Frage stehen. Wer nun neugierig geworden ist, sollte montags um 18 Uhr zum Gerätehaus an der Thomasstraße kommen.