Der Schafhalter Günter Niggeloh entdeckte am Morgen des 2. November auf seinem Gelände fünf tote Schafe. Alle Tiere wiesen Kehlbisse eines Raubtieres auf – wir berichteten. Unklar war, ob es sich um Wolfs- oder Hundebisse handelte. Das LANUV gab eine Untersuchung in Auftrag.
Das Senckenberg Forschungsinstitut in Gelnhausen nahm von den getöteten Schafen DNA-Abstriche und untersuchte die Bisswunden. Nach eingehender Prüfung ist nun das Ergebnis bekannt. Es war tatsächlich ein Wolf. Außerdem offenbart die wissenschaftliche Analyse sogar die Identität des Tieres: es ist ein weibliches Tier – auch Fähe genannt – mit der Kennung „GW2856f“.
Die Wölfin stammt ursprünglich aus Niedersachsen (Territorium Visselhövede) und war schon im September im Märkischen Kreis aktiv. Am 15. September sind dem Raubtier bei Lüdenscheid sechs Schafe zum Opfer gefallen. Vier Schafe wurden tot aufgefunden, zwei weitere waren schwer verletzt, eines davon sogar so stark, dass es notgeschlachtet werden musste.
Ob das Tier hier im Umland noch aktiv ist, kann weder verneint noch bestätigt werden. Falls die Wolfsfähe in der Region einen Partner finden sollte, käme ein Revier mit einem Radius von über 20 Kilometern in Frage. Allerdings ist es ungewiss, ob die Region für die Bildung eines Rudels und somit als geeigneter Lebensraum für Wölfe überhaupt in Frage kommt. Dagegen sprechen das enge Straßennetz und das hohe Freizeitangebot (Wander- und Radwege würden das Revier kreuzen und eine Aufzucht von Welpen erschweren).
Sicher ist nur, dass das Verhalten von „GW2856f“ nicht unbedingt artspezifisch ist. Normalerweise konzentrieren sich Wölfe auf ein Beutetier und beißen nicht wahllos gleich mehrere Tiere tot.
Weitere Sichtungen im Umland
Nachweise laut LANUV: Bereits am 5. Juli 2019 wurde bei Kierspe ein Wolf fotografiert. Bei Meinerzhagen wurde am 12. März 2022 ebenfalls ein Wolf mehrfach gesichtet und fotografiert und in der Nähe von Drolshagen am gleichen Tag per Video aufgenommen. Am 22. Juni 2022 geriet bei Attendorn ein Wolf in eine Fotofalle.
Im angrenzenden Oberbergischen Kreis gab es gleich drei Vorfälle: Am 20. November 2019 wurde bei Hückeswagen eine Wolfsfähe durch einen Schafriss als „GW1433f“ identifiziert. Am 1. Mai 2022 wurde bei Radevormwald ein Wolf gesichtet und mehrfach fotografiert und am 13. November 2022 löste zwischen Wipperfürth-Kupferberg und Halver-Anschlag ein Wolf (möglicherweise „GW2856f“) eine Fotofalle aus.