Hinter dem Programmtitel „Pictales“ verbarg sich eine Fülle aus Bildern (Pictures) und Geschichten (Tales), die das Ensemble unter der Leitung von Matthias Wehr klanggewaltig in Szene setzte.
Da waren Bilder wie das von zwei Ochsen, die einen Karren durch eine triste Landschaft ziehen. Darüber legte das Euphonium eine schaurig-berührende Melodie, die mit dem klapprigen Gefährt in der Ferne verschwand. Oder spielende Kinder, buntes Treiben auf dem Markt und natürlich die Hütte auf Hühnerfüßen, in der die menschenfressende Baba Jaga haust. Mit dem strahlenden „Großen Tor von Kiew“ endete eine fulminante erste Hälfte, in der die Westfalen Winds souveräne solistische Leistungen, kammermusikalisches Zusammenspiel und ergreifenden, orgelhaften Orchesterklang in die gut besetzte Stadthalle trugen.
Nicht nur Bilder, auch Literatur hat seit jeher Komponisten inspiriert. Im Fall von Francis McBeth etwa Herman Melvilles „Moby Dick“, den er in fünf epischen Szenen in Töne gesetzt hat. Das Besondere an „Of Sailors and Whales“: Schauspielerin Anna-Maria Wasserberg erweckte die zu den Szenen gehörigen Textpassagen zum Leben. Durch die kurzen, gesprochenen Vorspänne konnte sich die dramatische Erzählung von Rache, Besessenheit und dem Kampf des Menschen mit seinem Schicksal in den Köpfen bildhaft ausbreiten.
In der „Traummaschine“, die Thiemo Kraas eigens für das Orchester komponiert hatte, übernahm Wasserberg wie schon bei der Uraufführung im Jahr 2009 die Rolle der Erzählerin. Märchenhaft, witzig und rührend nahm sie das Publikum mit auf die Reise mit dem zerstreuten Professor Träumli und seinem tollpatschigen Assistenten Tollpi, die mit ihrer Erfindung im Land der Träume haarsträubende Abenteuer erleben. Die Standing Ovations eines begeisterten Publikums quittierten die Westfalen Winds und Matthias Wehr nur zu gerne – mit einer halsbrecherischen Zugabe.
Das nächste Mal sind die Westfalen Winds beim Neujahrskonzert der Stadt Wetter (19. Januar 2025) und beim Berglöwenkonzert in Lüdenscheid (28. März) zu erleben. Am besten gleich im Kalender eintragen.
Text: Robin Gerke