Wie kann ich mich besser auf Starkregen vorbereiten, mich und mein Hab und Gut schützen? Gefühlt immer häufiger werden einzelne Bereiche Mendens von starken Niederschlägen getroffen, bei denen sich in kürzester Zeit Straßen in Flüsse verwandeln, Keller volllaufen und Grundstückseigentümer nur noch zusehen können, welche Schäden Wassermassen anrichten können. Betroffen sind nicht nur die Anrainer etwa von Hönne, Oese und Bieber. Auch aus den Wäldern und von den Feldern strömen die Fluten auf die Grundstücke.
Grundstückseigentümer suchen nach Schuldigen
Wenn es dann passiert ist, wird schnell nach Schuldigen gesucht, wie unlängst bei den Starkregenfolgen in Lendringsen und Hüingsen. „Und dann kommen wir ins Spiel“, weiß Mendens Bürgermeister Dr. Roland Schröder. „Die Stadt hat zu wenig Vorsorge betrieben; die Kanäle sind unterdimensioniert, die Infrastruktur marode“ – Vorwürfe, die Mendens erste Bürger nur zu gut kennt. „In Deutschland herrscht eine Vollkaskomentalität“, sagt Schröder.
Jeder habe zunächst einmal selbst die Pflicht, sein Hab und Gut zu schützen. Michael Mathmann von der Stadtentwässerung Menden ergänzt: „90 Prozent der Grundstückseigentümer, die sich bei uns beschweren oder informieren, haben keine Rückstauvorrichtung für Starkregen.“
Starkregenkarte wird im Internet veröffentlicht
Wo das in Menden besonders nötig ist, das können die Bürger demnächst auf der neuen Starkregenkarte auf der Internetseite der Stadt nachschauen. Wie das funktioniert, stellten Bürgermeister Dr. Roland Schröder, Thomas Höddunghaus von der Stabsstelle Stadtentwicklung sowie Michael Mathmann und Hubertus Allhoff von der Stadtentwässerung Menden jetzt im Mendener Rathaus vor.
Das Thema Starkregen ist präsenter denn je. Daher entwickelt die Stadtverwaltung, gemeinsam mit der Stadtentwässerung Menden (SEM), aber auch in Abstimmung mit dem Märkischen Kreis, das sogenannte Starkregenrisikomanagement. Hierfür gibt es durch das Land Nordrhein-Westfalen nicht nur einen Leitfaden (Arbeitshilfe „Kommunales Starkregenrisikomanagement“), sondern auch eine Förderung für kommunale Konzepte.
„Bereits seit 2019 gibt es eine Projektgruppe im Rathaus zu diesem Thema. So wurde bei einer ‚hydraulischen Gefährdungsanalyse‘ gemeinsam mit dem Fachbüro DAHLEM aus Essen eine Simulation erstellt, die drei Starkregen-Szenarien abbildet“, erläutert Thomas Höddunghaus.
Drei Szenarien werden eingearbeitet
Szenario 1: selten, Niederschlagsmenge von 45 mm in einer Stunde.
Szenario 2: außergewöhnlich, Niederschlagsmenge von 54,4 mm in einer Stunde.
Szenario 3: extrem, Niederschlagsmenge von 90 mm in einer Stunde.
Diese drei Szenarien sind in eine Starkregengefahrenkarte eingearbeitet worden, die in Kürze auf der Internetseite der Stadt Menden für jedermann einsehbar sein wird. Aus diesen Karten lassen sich zudem Fließrichtungen, -geschwindigkeiten und -tiefen ablesen. Sie bieten die Grundlage für eine Risikoanalyse. Eine Starkregenkarte, die derzeit in der Erprobung ist, hatte unlängst auch der Märkische Kreis der Öffentlichkeit vorgestellt. „Wir waren schneller, arbeiten aber zusammen. Wir werden uns auf ein System einigen“, weiß Thomas Höddunghaus.
Bei dieser Risikoanalyse werden sowohl Gebäude, aber auch Erosionen untersucht. So lassen sich Überflutungsgefahren und Schadenspotentiale daraus ableiten. Im gesamten Mendener Stadtgebiet gibt es, laut Analyse, 1.750 Gebäude, die mit einem sehr hohen Risiko behaftet sind. 84 davon werden für öffentliche Zwecke genutzt. Für diese öffentlichen Gebäude wurden sogenannte Risikosteckbriefe erstellt. Aber auch die Erosion, also die Gefahr z.B. von Erdrutschen oder Geröllabgängen, wurden analysiert.
Handlungskonzept ist in Arbeit
Anfang August hat die letzte Phase des Förderprojektes begonnen: Das Handlungskonzept wird derzeit erstellt. Höddunghaus dazu: „Hierbei werden zum einen konkrete Vorschläge erarbeitet, die sowohl organisatorische als auch bauliche Maßnahmen beinhalten können. Zum anderen geht es aber auch um die Informationspflicht der Kommune ihren Bürgerinnen und Bürgern gegenüber.“ So sollen auch Maßnahmen zur Sensibilisierung und besseren Vorbereitung auf Starkregenereignisse erarbeitet werden.
Neben einem Krisenmanagement soll es hierbei auch um Anleitung zur Selbsthilfe gehen. Denn einen 100-prozentigen Schutz vor den Auswirkungen kann es nicht geben. Daher ist es umso wichtiger, dass die Bürger zusätzlich Maßnahmen ergreifen, um sich auf potentielle Überschwemmungen vorzubereiten und so Leben und Eigentum zu schützen.
Beratung ist kostenlos
Hubertus Allhoff von der Stadtentwässerung Menden lädt alle Grundstückseigentümer ein, sich bei ihm beraten zu lassen. Zur Beratung gehört auch eine Ortsbesichtigung und eine Handlungsepfehlung. „Unsere Beratung ist kostenlos“, wirbt er für die Nutzung des Angebots der Stadtentwässerung Menden. Bürgermeister Roland Schröder abschließend: „Die Stadt Menden ist fest entschlossen, ihre Bürgerinnen und Bürger so gut wie möglich auf Starkregen und andere Wetterextreme vorzubereiten. Mit der Erstellung der Starkregengefahrenkarten und der Entwicklung des Handlungskonzeptes hat die Stadt bereits wichtige Schritte in diese Richtung unternommen.“