Es ist ein holpriger Start ins neue Jahr. Peter Kopycky, Allgemeinmediziner in der Gemeinschaftspraxis an der Volmestraße, ist von der neuen Pflicht in seinem Praxisalltag betroffen. Er stellte schnell fest: „Wir können es aus technischen Gründen nicht umsetzen“. Jeder Arzt benötigt nämlich für das Unterschreiben von E-Rezepten einen persönlichen elektronischen Heilberufsausweis (eHBA). Diese elektronische Signatur ist der eigenhändigen Unterschrift des Arztes gleichgestellt.
Dieser Ausweis müsse aber erst freigeschaltet werden, was laut Kopycky gar nicht so einfach sei. Und doch: „Das E-Rezept wird kommen, ob man es für sinnvoll hält oder nicht“, sagt Kopycky. Doch der Allgemeinmediziner bleibt skeptisch gegenüber den neuen Regelungen und sieht mehr Nachteile als Vorteile.
E-Rezept-Pflicht: Mehr Aufwand nötig
Obwohl die Einführung der E-Rezept-Pflicht den Praxisalltag erleichtern soll, sei es mit einem erhöhten Aufwand verbunden. Rezepte können nun nicht mehr im Voraus vorbereitet werden, da der Patient immer vor Ort seine Versicherungskarte vorzeigen muss. „Das fällt jetzt weg“, bedauert Kopycky. Auch ältere Patienten sowie Bewohner von Pflegeheimen sehen sich mit Herausforderungen konfrontiert. Zusätzlich können derzeit nicht alle Arten von Rezepten elektronisch ausgestellt werden.
Oftmals scheitere es nicht bei der Digitalisierung bei den Arztpraxen selbst, sondern auch bei den Patienten, „die sogar Probleme haben, auf einen Anrufbeantworter zu sprechen“. Man hätte die Pflicht langsamer einführen sollen anstatt schon große Schritte zu unternehmen, betont Kopycky. Es gebe noch viel zu tun, bis die E-Rezept-Pflicht problemlos funktionieren kann. Fest steht erstmal: „Der IT-Anbieter hat viel zu tun“, so der Arzt weiter.
So läuft es in der Hirsch Apotheke
Ein positiveres Bild zeigt sich hingegen in der Hirsch Apotheke in Schalksmühle. Es läuft super, wie Apothekerin Luise Desimone auf Anfrage von LokalDirekt erklärt. Dies ist der jahrelangen Vorbereitung auf die Digitalisierung in der Apotheke zu verdanken. „Wir haben eigentlich nur darauf gewartet, bis die Arztpraxen nachziehen“, sagt sie. „Klar, manchmal passiert es, dass das Gerät etwas nicht lesen will. Wir sind aber insgesamt zufrieden mit der Situation“, so Desimone weiter. Älteren Kunden erkläre man das digitale Konzept vielleicht etwas länger – dafür würden sich die Apotheker jedoch die Zeit nehmen.

Es gibt jedoch Ausnahmen: Betäubungsmittel, Bandagen oder Blutzuckerteststreifen dürfen noch nicht als E-Rezepte ausgestellt werden. Trotzdem besteht die Möglichkeit, Papierrezepte zu verwenden, solange einige Arztpraxen noch keine E-Rezepte ausstellen können. „Wir haben gute Rücksprachemöglichkeiten mit den Ärzten vor Ort“, erklärt die Apothekerin abschließend.