Für Verwirrung war groß. Wieso gibt es doch zwei Gedenkveranstaltungen? Wo ist wann was? Eigentlich gab es in den vergangenen zwei Jahren eine zentrale Gedenkveranstaltung. Diese rotiert durch die drei Standorte Nachrodt, Wiblingwerde und Veserde. An den jeweils anderen Standorten wurde ein Kranz ohne Ansprache niedergelegt. In diesem Jahr war Nachrodt dran. Die evangelische Kirchengemeinde wollte jedoch trotzdem eine eigene Veranstaltung machen und so war der Grundgedanke einer Zentralveranstaltung mit mehr Publikum und gebündelten Kräften hinfällig.
In Veserde trafen sich die Teilnehmer am Ehrenmal. Mit dabei war der Löschzug Wiblingwerde. Die Feuerwehrmänner und -frauen brachten traditionell den Kranz. Der Posaunenchor sorgte für den musikalischen Rahmen. Die Ansprache hielt Sven Homann. Der Feuerwehrmann hat unter anderem Theologie studiert. Für ihn ist die Bedeutung von Volkstrauertag aktueller denn je. „Das Erinnern und Solidarität zeigen, ist das, wo in mir Hoffnung aufkeimt. Die Hoffnung, dass wir Menschen doch noch irgendwann unseren freien Willen nutzen und das Leben höher schätzen als Macht, Status, Geld und alle anderen Gründe, die für einen Krieg vorgeschoben werden“, sagte Homann.
Bevor er die Ansprache des Bundespräsidenten vorlas, appellierte er an die Anwesenden: „Also lasst uns Frieden verbreiten in unseren Gedanken, Worten und Taten. Lasst uns gut von dem anderen denken; lasst uns Wertschätzung und Achtung voreinander in Worten ausdrücken; und lasst uns einander helfen, unterstützen und füreinander da sein.“
Den Weg zum Nachrodter Ehrenmal hatten nur wenige Interessierte gefunden. Und sie erlebten die wohl kürzeste Gedenkveranstaltung aller Zeiten in der Gemeinde. Knappe fünf Minuten dauerte sie. Schülerinnen der Sekundarschule lasen ein Gedicht vor und Bürgermeisterin Birgit Tupat hielt eine kurze Ansprache. Sie erklärte, dass die Konflikte der Welt – insbesondere in der Ukraine und in Israel – daran erinnern, wie kostbar Frieden ist und wie dringend sich alle Menschen für eine Welt ohne Krieg und Gewalt einsetzen müssen. „Die Konflikte in der Ukraine zeigen, wie zerstörerisch und verheerend Kriege sein können. Unschuldige Menschen werden verletzt, Familien zerrissen und Gemeinschaften leiden“, sagte Tupat. Bisweilen scheine es, als ob Menschen und Gesellschaften nicht aus der Geschichten lernen würden.
Es sei unsere Pflicht, zu erinnen und zu reflektieren, damit aus der Geschichte gelernt würde. Frieden sei das Ergebnis von Anstrengungen, Verhandlungen und Kompromissen. „Wir sollten uns bewusst machen, dass es in unserer Verantwortung liegt, den Frieden zu bewahren und alles in unserer Macht stehende zu tun, um Konflikte zu verhindern und zu lösen“, appellierte die Bürgermeisterin an die Anwesenden. In diesen Zeiten sollten sich die Menschen auf die Werte des Friedens, der Versöhnung und der Solidarität besinnen.
Am Rande der Veranstaltung gab es durchaus kritische Stimmen. „Das ist doch keine Gedenkveranstaltung“, monierte beispielsweise Ratsherr Aykut Aggül. Die Veranstaltung habe nur knappe fünf Minuten gedauert. Auch wurde kritisiert, dass die Wiblingwerder sich nicht an die Absprache hielten. Nach einem Ratsbeschluss aus 2020 sollte es schließlich nur noch eine zentrale Feier geben. Dass die Kirche nun „ihr eigenes Ding macht“, war für die meisten unverständlich. Schließlich seien die Nachrodter die vergangenen beide Jahre auch nach Wiblingwerde gefahren.
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