Herzchen, wohin der Blick auch schweift: Vor allem die Süßwarenindustrie versucht seit Wochen, mit speziell konfektionierten Produkten das „Valentinstagsgeschäft“ anzukurbeln. Doch auch in der Frischwursttheke finden sich Salamischeiben in Herzform, ein Tee verspricht „Heiße Liebe“ und im Drogeriemarkt lockt ein roséfarbenes Schaumbad: „Lassen Sie den Valentinstag entspannt ausklingen“. Auch viele Blumenhändler, wie „floraloca“-Inhaberin Tanja Wesnigk in Schalksmühle, bereiten sich immer besonders auf den 14. Februar vor.

Angesichts der geschickt in der TV-Werbung und zuhauf in den Supermärkten platzierten Produkte ist es wenig glaubwürdig, die Liebste am Tag der Liebenden dann Glauben machen zu wollen, „Mann“ hätte den Valentinstag vergessen. Aber warum lange oder gar beschämt nach einer Ausrede suchen? Reagiert „Sie“ enttäuscht, verweisen Sie einfach auf eine japanische Tradition.
Zwar wird auch in Japan am 14. Februar „Valentinstag“ gefeiert – aber dort ist es Brauch, dass lediglich Frauen an diesem Tag Schokolade verschenken – an Männer.
Anders als in Deutschland sind Blumen, Restauranteinladungen oder sonstige Geschenke in Japan nicht üblich – Tradition ist Schokolade. Selbst gemacht, wenn man seiner Liebe besonderen Ausdruck verleihen möchte, oder gekauft, wenn man das ohnehin schon starke Valentinstagsgeschäft ankurbeln möchte: Laut Branchenverband ‚Chocolate & Cocoa-Association of Japan‚ machen japanische Süßwarenhersteller die Hälfte ihres Jahresumsatzes mit Schokoprodukten zwischen Mitte Januar und Mitte Februar.

Honmei oder Giri
Dabei werden in Japan zum Valentinstag aber nicht nur die Lebenspartner beschenkt, sondern auch Arbeitskollegen oder männliche Freunde: „In Abhängigkeit der sozialen Beziehung wird von den japanischen Verbraucherinnen die ‚Honmei choko‘ („Schokolade für den Liebling“) oder die ‚Giri choko‘ („Pflichtschokolade“) verschenkt“, schreibt das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft in einer Marktanalyse.
Die Ausrede
Statt der gern verwendeten Floskel „Der Valentinstag ist nur eine Erfindung der Blumen- und Schokoladenindustrie“ könnten Männer ihr „Ups, vergessen“-Dilemma anders kaschieren, indem sie die Ausrede etwas abwechslungsreicher gestalten: Weil Sushi, grüner Tee, Mochi, Kirschblütenfeste, Manga-Comics und Cosplay-Events oder die im Sommer gern auf Schulterblättern oder Waden gezeigten Tattoos in Form japanischer Schriftzeichen hierzulande ja mittlerweile etabliert sind, halte „Mann“ sich in diesem Jahr einmal an den japanischen Valentinsbrauch.

Es ist natürlich nicht ausgeschlossen, dass unsere „Ausrede“ zu einem längeren Gespräch mit der enttäuschten Liebsten führt. Dann aber könnte sich die „Valentinstag-vergessen-Debatte“ schnell – und noch dazu ausredenthematisch passend – auf die Planung eines gemeinsamen Sushi-Kurses, den Besuch eines Kirschblütenfestes (wie es an der Heesfelder Mühle in Halver gefeiert wird) oder einen Wellness-Tag in einer Therme mit asiatischer Sauna- und Bäderlandschaft wie das Neptunbad in Köln lenken lassen.
Die Revanche
Immerhin lässt sich mit unserer Ausrede zumindest etwas Zeit gewinnen: Denn erst am 14. März und damit genau einen Monat nach dem Valentinstag revanchieren sich die (japanischen) Männer und schenken ihrer Herzensdame am sogenannten „White Day“ (vornehmlich weiße) Schokolade oder Pralinen.
Damit ihre „Japan-Ausrede“ vom 14. Februar nicht an Glaubwürdigkeit verliert, haben Männer nun also noch gut vier Wochen Zeit, eines der – in Kürze vermutlich stark im Preis reduzierten – „Herzchenprodukte“ aus dem Supermarkt zu ergattern.