Ein Thema beherrschte die Sitzung des Ausschusses für Umwelt und Bauen am Dienstag, 18. März, im Sitzungssaal des Rathauses. Der obere Schulhof der Gesamtschule soll klimaresilient neugestaltet werden. Bei einer entsprechenden Planung und Ausführung gibt es dafür einen 80-prozentigen Zuschuss der Bezirksregierung – LokalDirekt berichtete. Um diese Gelder erhalten zu können, wurde das Landschaftsbüro Herrmann aus Wilnsdorf damit beauftragt, einen entsprechenden Entwurf zu erstellen, der für den Erhalt der Fördergelder eingereicht werden kann.
Dipl.-Ing. Doris Herrmann, die mit ihrem Architekturbüro schon viele Kinderspielplätze und Schulhöfe geplant hat, stellte in der Sitzung das bisherige Konzept vor. „Um die Förderung zu erhalten, haben wir die Aufgabe bekommen, dem Schulhof die Hitzebelastung zu nehmen und dazu Pflaster zu entfernen, Bäume zu pflanzen und insgesamt ein besseres Mikroklima zu schaffen“, erläuterte sie die Grundaufgaben. „Alles, was in diesem Rahmen gemacht wird, wird finanziell unterstützt.“
Vielfältiger Aufgabenbereich
In ihrer Planung was es der Architektin wichtig, dem Schulhof die Großzügigkeit zu bewahren, den Kindern Bewegung zu ermöglichen und auf vielen Flächen auch Wärme zuzulassen, um den Aufenthalt gerade im Frühjahr und im Herbst auch angenehm zu erhalten. „Man sieht, die Anforderungen gehen über reine Abkühlungsmaßnahmen hinaus“, sagte sie.
Im Vorfeld wurden daher mit der Stadtverwaltung und Vertretern der Schule Begehungen durchgeführt, um alle gegebenen Strukturen zu erfassen und Ideen für die Neugestaltung zu sammeln. „Als Ergebnis haben wir festgestellt, dass es auf dem unteren Schulhof genügend große, gepflasterte Flächen gibt. Daher darf gerade der obere Teil eine Art Wohnzimmer werden. Ein grüner Hof mit einem gänzlich anderen Angebot als beim unteren Schulhof.“
Da die Anforderungen für die finanzielle Unterstützung und die Wünsche aller Beteiligten zusammenpassten, war das Konzept für die erfahrenen Architekten nicht schwer zu entwickeln.
Drei neue Bereiche teilen den Schulhof ein
Grundsätzlich soll der obere Schulhof in drei Bereiche eingeteilt werden. In der Mitte wird ein großer Kernraum, mit einzelnen, lichtdurchlässigen Bäumen entstehen. Er soll den Charakter eines im Licht flirrenden Forums erhalten. Mit großen Freiräumen und wasserdurchlässigem Belag. Dennoch wird es ein optisch geschlossener Bereich, der durch das kleine Wäldchen am Rand begrenzt wird.
Ein weiterer, wesentlicher Raum entsteht im vorderen Bereich, der für Bewegungsspiele und Ballspielflächen genutzt werden soll, die zum Teil aus dem Bestand wieder integriert werden. „Hier sollen neue Flächen zum Spielen, Sitzen und Liegen während des Wartens auf den Bus entstehen. Die bisherige kahle Treppenanlage, die vielen auch als „Affenfelsen“ ein Begriff ist, ist für diese Situation sehr unattraktiv.“

Neu sollen gummierte, wasserdurchlässige Beläge zum Einsatz kommen, die man auch als Fallschutz unter Spielgeräten kennt. „Die haben den Vorteil, viel früher im Jahr trocken und warm zu sein als Rasen. Wir wissen ja, dass sich junge Menschen gern auf den Boden setzen. Die Beläge werden wie eine aufgefaltete Origami-Landschaft mit Schrägen zur Straße eingebracht. Das lädt zum Sitzen beim Warten auf den Bus ebenso wie zum Darüberrennen ein“, ist sich die Architektin sicher.
Ein haltbares und farbstabiles Sonnensegel als Schattendach über den Sitzgelegenheiten komplettiert den Warte- und Spielbereich. „Hier haben wir uns in Bezug auf die Kosten bewusst niederschwellig entschieden“, erklärt sie den Einsatz eines Stoffsegels. „Wenn das nach zehn Jahren nicht mehr schön ist, kann man günstig ein neues einsetzen. Das ist immer noch günstiger, als eine Überdachung mit Glas.“
Wichtig ist Doris Hermann für diesen Bereich eine große Durchlässigkeit zu schaffen, da hier täglich viele Kinder durchlaufen müssen. Ein- und Ausgänge im Bereich zum Busparkplatz sind daher von allen Seiten gegeben.
Der letzte neue Bereich soll zwischen den Gebäuden entstehen. Spaliere und viel Grün werden einen neuen Eindruck entstehen lassen. „Schön wäre es, den Bereich noch mit Holzmöbeln für einen gemütlichen Aufenthalt zu versehen, das ist aber leider wegen des Vandalismusproblems nicht geeignet. Aber allein durch die Veränderung des Materials und des Einbringens von Pflanzen wird es auch hier viel gemütlicher“, erklärt die Architektin ihren Plan.
Rettungswege, Park- und Müllplätze werden berücksichtigt
Auch im Rahmen der Nachhaltigkeit bleiben die vorhandene Bäume bestehen, dennoch werden aber viele, lichtdurchlässige Bäume neu gepflanzt werden. „Es wird viel Grün entstehen, die Hauptbewegungsbereiche für Feuerwehr und Rettungsfahrzeuge bleiben aber natürlich bestehen. Aber auch sie werden über durchlässiges Pflaster gestaltet oder bleiben geklinkert und das ablaufende Wasser wird über die einfassenden Ökosteine dem Untergrund zugeführt“, erläutert Doris Hermann das ökologische Konzept. „Im Bedarfsfall gibt es sogar Parkplätze, die zum Beispiel von Handwerkern genutzt werden können. Der Müllplatz soll nach vorne verlagert werden, raus aus der Kernfläche und dem Blick der Schüler. Dabei bekommt die Müllpresse von drei Seiten eine Begrünung, ihr vorderer Teil wird durch ein Schiebetor versteckt. „Die Müllcontainer könnten ja eventuell durch eine Schul-AG „verschönert“ werden“, schlug die Architektin vor.
Um den Schulhof nach außen hin zu begrenzen, soll im Bereich des Volksbank-Parkplatzes dessen rückwärtiger Teil durch Gehölze eingepuffert werden. „Dadurch ist der Parkplatz dann nicht mehr sichtbar.“

Folgekosten durch durch Sitzgelegenheiten, Beleuchtung, Fahrradgaragen und Gartenbewässerung
Grundgedanke eines jeden Planungsschrittes war, zu überlegen, wo die Kinder am meisten hin- und herlaufen und was sich am Ende dieser Achsen befindet. „Diese Linien sollten alle in einem schönen Raum enden“, wünscht sich Doris Herrmann. So sollen auch Arbeitsräume in diese Bereiche eingebaut werden. „So in der Art von Picknicktischen, die auch eine Gruppenarbeit draußen möglich machen können.“
Diese endgültige Ausstattung, die nichts mit der Klimarelisienz zu tun hat, muss aber später geplant werden, denn alles, was nicht mit dem Klimaschutz zu tun hat, wird auch nicht gefördert. So werden zum Bespiel Natursteine, die am Rand des Schulhofes im Bereich zum Hang platziert werden sollen, als Hangsicherung geplant. „Dass sie auch als Sitzgelegenheit dienen, wird in der Planung nicht erwähnt“, sagt die Architektin mit Blick auf die Finanzierung.
Nach ihrer ausführlichen Erläuterung der Pläne, die in der Sitzung allgemein Anklang fanden, gab es aus dem Ausschuss nur wenige Rückfragen. Die Folgekosten für die Pflege und der Schutz der Anlage vor Vandalismus waren die drängendsten Anliegen.
Den Pflegeaufwand betrachtete Doris Herrmann als nicht so hoch, da schon größere, kräftige Bäume gepflanzt würden und auch die Entfernung von nicht gewünschten Wildkräutern zukünftig nicht mehr so aufwändig sei, da ja viel Naturfläche entstehe, wo diese nicht so unschön auffallen, wie auf einer gepflasterten Fläche.
Zu einer kleineren Diskussion kam es bei der Frage, ob der Schulhof wegen des zunehmenden Vandalismus‘ nicht besser eingezäunt werden solle. Hier gingen die Meinungen weit auseinander. Da eine Zaunanlage, wie immer sie auch aussähe, für den Förderantrag aber irrelevant ist, konnte dieses Thema auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden.
Ebenso musste der Wunsch nach einer Anbindung des Schulhofs zum Schulgarten abgelehnt werden. „Diese Fläche gehört nicht zum Förderplan“, erläuterte Doris Herrmann, „aber wir planen unter dem Schulhof eine fünf Kubikmeter große Zisterne mit einer Leitung in Richtung Schulgarten. Ab der Grenze der Fläche aus dem Förderplan müsste dann später eine Verlängerung in den Teich gelegt werden, damit dort die Bewässerung gesichert ist.“
Damit, wie versprochen, die Schüler der Gesamtschule ein Mitspracherecht haben, wird Doris Herrmann ihr Konzept kurzfristig auch in der Schule vortragen und ist offen für realisierbare Änderungswünsche. Für Fragen der Schulvertreter, die der Sitzung aus Zuhörer beiwohnten, wurde die Sitzung kurz unterbrochen. Sie stellten die Frage, ob es eine Möglichkeit gäbe, eine abschließbare Fahrradabstellfläche einzubringen, da die Schulleitung damit rechnet, dass mittelfristig 200 bis 300 Schüler täglich mit dem Rad zur Schule kommen. Dieser große Wunsch der Schüler kann aber im Konzept der klimaresilienten Schulhofumgestaltung nicht inkludiert werden, da er keine Klimarelevanz hat. Hier muss seitens der Stadt und der Schule weiter nach einer Möglichkeit gesucht werden. Aktuell wird nur der vorhandene Fahrradabstellplatz mit einem Segeltuch überdacht, um einen gewissen Wetterschutz zu bieten.
Die Planung sieht vor, dass nach Einhaltung aller Einreichungs- und Prüfungsfristen bestenfalls Ende 2025 der Genehmigung der Bezirksregierung vorliegt. Erst dann können konkrete Ausschreibungen für die endgültige Planung und die Bauleistungen gemacht werden. „Mit viel Glück können die Arbeiten dann in den Sommerferien 2026 durchgeführt werden“, wünscht sich Norman Noske, Klimaschutzbeauftragter der Stadt Kierspe.