„Wie eine Schulklasse“, schmunzelt Manuela Klüttermann an diesem Dienstagmorgen. Die „Un-Ruheständler“ haben sich zur wöchentlichen Probe eingefunden. Zunächst verursachen sie allerdings Unruhe vor dem riesigen Spiegel im Probensaal. Wie immer gibt es allerhand zu erzählen.
„Los Kinners“, ruft Manuela Klüttermann und lässt einen Glockenton erklingen. Jetzt wird’s ernst. Die Probe beginnt und wenig später erklingt eine fetzige Passage von James Browns Superhit „I got you (I feel good)“ aus dem Lautsprecher. Die Tänzerinnen und der einzige Tänzer formieren sich und plötzlich herrscht Arbeitsatmosphäre. Bis zum Auftritt am 15. Dezember ist noch viel zu tun.

Manuela Klüttermann, renommierte Tanzpädagogin, greift immer wieder ein, korrigiert die Haltung, fordert mehr Schwung und Körperspannung. Die Schülerinnen und der Schüler, alle im Alter zwischen 65 und 83 Jahren, folgen den Anweisungen willig. Schließlich wollen sie in gut zweieinhalb Monaten auf der Bühne glänzen. So wie beim ersten Tanzprojekt „Tanzgeschichte(n)“, das 2021 in einer Kooperation der Ballettschule Klüttermann und des Kulturhauses Lüdenscheid mit professionellen Bühnentänzern, Semi-Profis und Laien auf die Bühne gebracht wurde.

Die Tanzgruppe entstand 2019 entstand in Kooperation von Manuela Klüttermann, Leiterin der Ballettschule Klüttermann, mit dem Kulturhaus Lüdenscheid. Die Grundidee von Kulturhausleiterin Rebecca Egeling und Manuela Klüttermann war es damals, gemeinsam etwas zu kreieren.
Tanzen, anstatt auf der Couch zu sitzen. Ziel des Projektes war und ist, ältere Menschen in Bewegung zu bringen und dabei all die wunderbaren Effekte zu erzielen, die damit verbunden sind: körperliche und geistige Fitness, nette Sozialkontakte und Sinnerfüllung. Die „Un-Ruheständler“ zeigen mit ihrem Engagement sichtbar, dass es möglich ist, im Alter noch körperlich und geistig aktiv und fit zu sein, und dabei viel Spaß zu haben. Dass die Gruppe auch das kulturelle Leben bereichern kann, bewies sie mit einem Auftritt bei der Feier zum 30-jährigen Bestehen der Städtepartnerschaft Kierspe-Montigny-Denton, der prompt eine Einladung zum Europatag im Juni 2023 nach Montigny folgte.

Einmal wöchentlich wird in der Ballettschule Klüttermann geprobt. Dazu kommt ein monatliches Intensivprobenwochenende. Weiterhin kümmern sich Teams um den roten Faden, Texte, Kostüme, Requisiten und -last but not least- um Fördermittel und Sponsoren. Die Choreographie liegt in den Händen von Manuela Klüttermann und Angelika Wagner. In diesem Jahr wurde die Gruppe in die Förderung von kubia (Kompetenzzentrum für Kulturelle Bildung im Alter und inklusive Kultur) aufgenommen.
Bei ihrem Auftritt am 15. Dezember werden die „Un-Ruheständler“ wie 2021 von der jungen Generation der Schülerinnen der Ballettschule unterstützt.



















In ihrem neuen Projektzyklus widmen sich die Un-Ruheständler nun dem Thema „Über-Leben“. „Über-Leben“ präsentiert Geschichten, die das Leben schreibt. Musik, Bewegung und Texte sollen den Umgang mit individuellen Emotionen und Erfahrungen im Leben der TänzerInnen künstlerisch zum Ausdruck bringen. „Über-Leben“ ist so eine Reise – vorbei an den Stationen des Lebens – und eröffnet den Darstellerinnen wie dem Publikum Perspektiven im Umgang mit persönlichen Herausforderungen und legt Energiequellen im Umgang mit ihnen frei.
Zu sehen ist das Ergebnis am Freitag, 15. Dezember 2023, um 19.30 Uhr im Kulturhaus Lüdenscheid.