Stillstand ist Rückstand. Was für Industriebranchen gilt, ist auch beim Chorgesang zu beachten. So engagierte sich der CVNRW wieder in einer Bildungsinitiative für 55 regionale Chorverbände. Unter dem Titel „Coaching-Aktion für Chorgesang – Chorgesang reloaded“ wurde Ulrike Wahren verpflichtet, ein Seminar im Bildungszentrum Rahlenberg in Herscheid zu halten. Hierzu eingeladen waren sowohl Sänger und Sängerinnen aus Chören im Märkischen Kreis als auch Gesangsbegeisterte, die nicht einem Chor angehören. Die Teilnahme, die durch den Landesmusikrat und das Ministerium für Kultur und Wissenschaften des Landes NRW unterstützt wird, war für alle Teilnehmer kostenfrei. Etwa 100 Teilnehmer wurden durch Michael Baumann, Mitglied des Leitungsteams des Chorverbands im MK, begrüßt.

Ulrike Wahren ist Sängerin, Vocalcoach für Chor, Solisten sowie für Sprech- und Präsenztraining aus Detmold. Ihre Leidenschaft ist die Musik und die Arbeit mit Menschen. Diese Kombination ist natürlich die beste Voraussetzung für ihre Arbeit, Menschen dabei zu unterstützen, sicher, gesund und mit Freude selbst zu singen und entspannt und authentisch aufzutreten. Bereits zum dritten Mal ist Wahren als Dozentin im Raum des Chorverbands im Märkischen Kreis.

Im zweigeteilten Seminar vermittelte Wahren energiegeladen und mit viel Freude und Wortwitz kleine Übungssequenzen zu Körperarbeit und -haltung: Wie stehe ich auf der Bühne? Wie halte ich meine Noten? Wie sitze ich bei der Probe auf meinem Stuhl?

Mit viel Freude und Wortwitz gestaltete Ulrike Wahren das Coaching.
Foto: Ai-Lan Na-Schlütter / LokalDirekt

Im zweiten Teil des Seminars drehte es sich um das Fithalten der Stimme vor, während und nach der Probe. Dabei ging es mit viel Spaß voran, jeder und jede Einzelne erinnerte sich wohl insgeheim genau an diese kleinen Fehler, die Ulrike Wahren mit Augenzwinkern aufzeigte.

Als Sänger sei unser ganzer Körper unser musikalisches Instrument. Und dieser sei in Gänze zu nutzen, für eine gute Bühnenpräsenz, für Atemstützen, für ein Weitergeben von Gefühlen. Kopf, Herz und Bauch solle jeder Sänger nutzen, und zwar indem man weiß, was man singt, es fühlt und den Bauch zur Atemstütze nutzt. Mit bildlichen Eselsbrücken sorgte Ulrike Wahren für gute Gedankenstützen bezüglich ihrer Ausführungen. So gibt die Vorstellung, wir haben einen Känguruschwanz, eine herrliche Stütze und somit einen sicheren Stand. Dies wiederum sorgt für Bühnenpräsenz. Bauch, Zwerchfell und Flanken können gezielt genutzt werden, um lange Töne und Phrasen durchzusingen.

Singen beeinflusst die Stimmung. Singen mache die Welt heller, so Wahren und demonstrierte ebenfalls, dass mit Bewegung Singen auch besser gehen könne. Die Stimmung nähmen ebenfalls die Zuschauer auf. So sei es wichtig, auf seinen Gesichtsausdruck zu achten. Indem sie den Gesichtsausdruck der Sänger und Sängerinnen widerspiegelte, verdeutlichte sie „so sieht ein Dorsch aus – mit herabhängenden Mundwinkeln“. Großes Gelächter in der Teilnehmerrunde. „Und wie wirkt es, wenn wir unser Gegenüber anlächeln?“ Zukünftig sollten alle darauf achten, eventuell mit einem prägnanten Handzeichen, ihre Mitsänger zu „entdorschen“. Denn mit einem Lächeln würden Gefühle ganz anders transportiert.

„Sorgt dafür, dass ihr euch richtig wohl und sicher fühlt“, unterstrich Wahren. Dies sei die Basis, um sich von Angst oder Lampenfieber zu befreien. Mit kleinen Übungen wurden die einzelnen Punkte immer wieder spielerisch verdeutlicht. Auswendig zu singen, sei eigentlich eine Grundlage, um Ausdruck in den Gesang zu bringen. Natürlich reiche dazu nicht aus, einmal die Woche in seine Notentexte zu schauen. „Es ist eine total irre Geschichte, aber wenn ihr euch außerhalb der Chorprobe öfter mal eure Liedertexte zu Hause anguckt – ist der Hammer“, ermuntert Wahren zur Probenarbeit zu Hause. Liederaufnahmen erleichterten zusätzlich die häusliche Probenarbeit. „Und dann wird’s total irre, hört euch das zu Hause an, und zwar öfter“, erheitert die Dozentin ihre Zuhörer, „bei einer Tasse Kaffee oder auf dem Klo, da geht’s auch mal.“

Ihr Fazit: Es reiche nicht aus, einmal die Woche zur Chorprobe zu gehen. Es habe dann zwar etwas mit Arbeit zu tun, könne aber richtig Spaß machen, da der Erfolg dann auch sehr schnell da sei. Zwei bis dreimal die Woche einen Liedtext vornehmen, in die Aufnahmen hineinhören und versuchen, eigene Schwachstellen zu vermerken, gäbe eine ganz andere Vorbereitung auf die nächste Chorprobe.

Während der Chorprobe solle man so singen, wie es einem guttut. Auf dem Stuhl vorne aktiv sitzen, nicht wie in einem Liegestuhl, da dies auf die Stimmbänder ginge, weil die Körperkraft dabei nicht da wäre. Nach der Probe: „Och, einfach entspannen. Vielleicht mit den Kollegen ein Getränk nehmen. Aber wenn ihr merkt, ihr habt euch während der Probe abgesungen, ihr werdet heiser – dann auf jeden Fall die Klappe halten.“

Etwa 100 Sängerinnen und Sänger nahmen am Coaching in der Aula des Bildungszentrums Rahlenberg teil.
Foto: Ai-Lan Na-Schlütter / LokalDirekt