Berührungsängste: Fehlanzeige. "Kinder fragen - Politiker antworten" lautete der Titel der Veranstaltung, zu der die offene Kinder- und Jugendarbeit der Sentiris gGmbH eingeladen hatte. Im Bürgerhaus durften junge Halveraner politische Vertreter und Bürgermeisterkandidaten mit Fragen löchern. Zuvor konnten die Jungs und Mädchen die Lokalpolitiker an aufgebauten Ständen kennenlernen, kleine Spiele spielen und Nützliches wie Kugelschreiber, Blöcke, Luftballons und Süßigkeiten abstauben.

Oberbrügge. Hemd und Jackett vom Vorabend lagen wieder im Schrank, die fünf Bürgermeisterkandidaten hatten sich am Freitagnachmittag zum nächsten Termin lieber einen Hoodie aus dem Schrank genommen. So leger wie die Kleidung, war auch der Rahmen der nächsten Veranstaltung, auf der die fünf Bewerber um das höchste Amt in der Stadt einmal mehr aufeinander trafen. Die Fragen aber hatten es zum Teil trotzdem in sich.

Im Bürgerhaus Oberbrügge lernten Sina Löschke (Grüne), Tula Pak (parteilos), Armin Kibbert (SPD), Mark Borlinghaus (AfD) und Sascha Gerhardt (CDU) die Wähler von morgen kennen. Im Rahmen der Sentiris-Veranstaltung "Kinder fragen - Politiker antworten", konnten Jungen und Mädchen die (angehenden) Lokalpolitiker mit Fragen löchern. Aufschlussreich dürfte die Veranstaltung aber auch für die Beantworter selbst gewesen sein. Denn sie erfuhren, welche Themen dem Nachwuchs unter den Nägeln brennen und welche Projekte für sie wichtig sind.

Im Rahmen einer Podiumsdiskussion nahmen sie sich der Fragen der Kinder und Jugendlichen an. Neben den fünf Bürgermeisterkandidaten komplettierte Dr. Sabine Wallmann als Vorsitzende der UWG den Reigen der Lokalpolitik.

"Könnt ihr euch für ein neues Klettergerüst hier auf dem Schulhof einsetzen? Das wurde nämlich abgesägt und die haben uns eigentlich gesagt, da kommt was Neues hin", fragte ein Junge zu Beginn.

"Würden Sie sich für die Feuerwehr in Halver einsetzen?" fragte ein anderer, der sich zuvor "LZ 2" für Löschzug 2 auf die Wange hatte schminken lassen.

Ein Mädchen erbat eine Antwort auf die Frage, warum die Busse morgens immer so voll sind. "Können wir da mal einen Gelenkbus haben?" Gleich mehrfach kam die Frage nach Sportanlagen und deren besserer Ausstattung auf. Ganz konkret hatte ein Junge die Bitte, ein Fußballtor im Wohngebiet Schmittenkamp auf einer Wiese aufzustellen. Und einem jungen Oberbrügger fiel dann auch noch ein: "Unter dem Gerüst, das die hier abgesägt haben, war immer so'n harter Boden. Und wenn da ein neues Gerüst hinkommt, dann ist da ja immer noch harter Boden. Da muss dann aber besser weicher Boden hin."

Ganz allgemein stellte ein Mädchen auch die Frage: "Was macht ihr denn für Kinder?" und "Könnt ihr nicht mal mehr Fahrradwege bauen?" Und fast schon pädagogisch war die Antwort auf die Frage: "Warum streiten sich Menschen immer wieder und tun sich weh, anstatt sich einfach mal zu mögen?"

Dass sie nicht die alleinigen Wunscherfüller sind, erklärten die Politiker und Amtsbewerber den Jungen und Mädchen mit Ausdauer und auf zugängliche Weise. Dass dort mehrheitliche Entscheidungen in einem Gremiums namens Rat getroffen werden müssten und dass es immer auch ums Geld gehe, versuchten sie ihrem Publikum ebenfalls näher zu bringen. Und doch machten sie vor allen Dingen deutlich, dass sie die jungen Bürger ernst nehmen und ihre Anliegen "ins politische Geschehen" einbringen wollen. Zudem konnten gerade die aktiven Lokalpolitiker an der ein oder anderen Stelle erste Erfolge vermelden. Etwa, wenn es um die Fertigstellung des Skate- und Bikeparks ging.

Und Sina Löschke gab den Kinder mit auf den Weg: "Politik ist dafür da, Dinge zu verändern. Auch die Dinge, die Euch interessieren und die Euch wichtig sind. Sprecht Eure Politiker vor Ort an. Wichtig ist: Kümmern, nicht meckern. Und dann sprechen wir drüber."

Am Ende der Veranstaltung bat Moderator David Buck die Politiker, ihr ganz eigenes "Bürgermeister-Tier" zu benennen. Für Sina Löschke war klar: "Ich wäre ein Chipmunk (z. dt. Streifenhörnchen), denn manchmal springe ich genauso aufgeregt umher."

Mark Borlinghaus fühlte sich als Pferd, wurde er doch auf einem Reiterhof groß.

Armin Kibbert wäre ein Löwe, "denn die sind stark und majestätisch".

Im selben Fell wähnte sich auch Sascha Gerhardt, "denn ein Löwe beschützt seine Familie, so wie ein Bürgermeister seine Stadt".

Und Tula Pak wäre ein Pinguin, "denn die sind gern in Gruppen unterwegs und ich bin ein familiärer Mensch."

Sabine Wallmann schloss die tierische Verwandlungsrunde und gab an, sie sei gern der beliebte Wallmann'sche Familienhund "Knut".