CDU-Ratsfrau Iris Krutz hatte sich bereit erklärt, die Treffen zu organisieren und als Sprachrohr zwischen Vereinen, Verwaltung und Politik zu agieren. Das Treffen wurde gut angenommen. Vertreter des TV Wiblingwerde, des Schießclubs, des Tennisclubs, der BSG Walzwerke Einsal, der Sportvereinigung und des TuS Nachrodt-Obstfeld hatten sich versammelt. Nicht alle hatten eine Einladung bekommen, da die neue Moderatorin nicht alle Adressen hatte. „Von der Gemeinde wurden mir diese aus Datenschutzgründen nicht gegeben“, erklärte sie. Jedoch sind Adressen aller zehn Sportvereine in der Gemeinde auf der Internetseite der Gemeinde öffentlich einsehbar. Schon zu Beginn wurde deutlich, dass die Moderatorin diese nicht genutzt hatte. „Was ist die BSG? Davon habe ich noch nie gehört. Habe ich Sie eingeladen?“ Der Verein hatte allerdings auch an fast allen vorherigen Treffen teilgenommen. Die Beteiligten waren in der Runde also eigentlich keineswegs unbekannt.
Die erste Verwirrung kam auf, als Iris Krutz begann, zu erklären, wie politische Arbeit in der Gemeinde funktioniert. Sie selbst ist Ratsfrau der CDU. „Einmal im Monat tagt der Rat. Meist am ersten Montag im Monat“, erklärte sie und bemerkte nicht einmal die teils verwunderten Blicke. Denn der Rat tagt maximal sechs Mal im Jahr an unterschiedlichen Montagen an unterschiedlichen Orten. Dass es kein Versprecher war, wurde deutlich, als sie diese Aussage wiederholte. „Wenn Sie ein Anliegen haben, können Sie es dort vorbringen. Erst gibt es ein bisschen Bla Bla und unter Punkt drei kommt dann ,Fragen aus der Bevölkerung‘.“ Es stimmt, es gibt den Punkt „Fragen und Anregungen der Anwohner – sogar gleich zwei Mal. Einmal zu Beginn der Sitzung und einmal am Ende des öffentlichen Teils.
Einfacher seien Anfragen in den Ausschüssen einzubringen. Der Sportausschuss tage allerdings nur selten. Meistens tage der „bauliche Ausschuss“ (gemeint ist der Planungs-, Bau- und Umweltausschuss, Anm. d. Red.) aber auch da könne man seine Sportfragen gut einbringen. Die Ausschüsse seien etwas lockerer, da könnten die Vereine auch gut mit mehreren Vereinsvertretern kommen. „Das ist Quatsch. Beides ist öffentlich. Sowohl Rat als auch die Ausschüsse. Überall sind interessierte Bürger willkommen“, betonte Birgit Tupat noch am Montagabend auf Anfrage von LokalDirekt.
Eines der großen Themen am Abend sollte die Lennehallte sein. Hier berichtete Krutz, dass sich diejenigen melden sollen, die im Arbeitskreis mitwirken sollen. „Die Gemeinde schreibt wohl die Firmen an, die daran beteiligt sind, aber die können ja auch mal jemanden vergessen“, appellierte Krutz an die Anwesenden und meinte mit Firmen wohl Vereine. Der Haken an der Sache: Der Arbeitskreis wurde bereits gebildet. Auch ging es um das Thema Informationen. Die Vereinsvertreter beklagten, dass sie keine Informationen über Sitzungstermine erhalten. Roderich Knipps vom Schießclub und ebenfalls Mitglied der CDU wies auf das Ratsinformationssystem auf der Internetseite der Gemeinde hin sowie auf die Presse. Angeregt wurde, diese Informationen auch über die App zu versenden. Dieser Wunsch soll nun an die Gemeinde herangetragen werden. Nicht ganz deutlich wurde, dass Arbeitskreise nicht öffentlich tagen. Externe also keine Sitzungen des Arbeitskreises Lennehalle besuchen können und insofern nur Einladungen für Ausschüsse und den Rat öffentlich sichtbar sind.
Die Anwesenden bezweifelten zudem, dass nach dem Bau des Gerätehauses noch ausreichend Platz für eine große Halle besteht. „Laut Bürgermeisterin soll das wohl kein Problem sein“, sagte Krutz. Und Birgit Tupat bestätigt dies auf Anfrage: „Theoretisch könnte dort eine Halle in der gleichen Größe wieder entstehen.“ Krutz appellierte an die betroffenen Vereine, sich im Vorfeld Gedanken zu machen, was sie in der neuen Halle benötigen und wie diese ihren Bedürfnissen gerecht werden könnte. Auf die Frage, wer denn final entscheide, wie die neue Halle aussieht, antwortete Krutz: „der Sportausschuss.“ Was ebenfalls nicht korrekt ist, denn die Entscheidung wird im Rat getroffen.
Weiter ging es mit dem Sportplatz Wiblingwerde. „Dieser ist auch corona- – ach, Quatsch – kyrill-geschädigt“, sagte Krutz. Das ist natürlich so nicht richtig. Der Sportplatz Wiblingwerde kann derzeit nicht benutzt werden, da er nach einem massiven Flutschaden erst einmal wieder instandgesetzt werden muss. Dies soll im Rahmen des Wiederaufbauplans erfolgen. Der Haken daran: Bereits vor der Flut geplante Umbauten müssen warten. Denn im Rahmen des Wiederaufbaus fließen nur Gelder, um den Platz so wiederherzurichten, wie er vor der Flut war. Sprich es bleibt beispielsweise ein Rasenplatz. „Für uns ist das nicht so glücklich, denn der Platz wird in dieser Form eigentlich gar nicht mehr gebraucht“, sagte Jens Grote, Vorsitzender des Wiblingwerder Turnvereins. Iris Krutz gab an, von diesem Vorgehen das erste Mal zu hören. „Das müssen wir dringend im Rat und im Ausschuss einbringen. Davon wissen wir in der Politik nichts“, betonte die Moderatorin. Das Vorgehen ist jedoch sehr wohl bekannt und war schon im Rat, Planugs-, Bau- und Umweltausschuss sowie im Sportausschuss Thema. „Natürlich wissen wir, was da geplant ist und gemacht wird“, sagte Petra Triches, Fraktionsvorsitzende der UWG. Auch Gerd Schröder, Fraktionsvorsitzender der SPD, wusste, dass der Sportplatz im Wiederaufbauplan ist. Unsere Nachfrage erreichte ihn in der Heimatstube, wo auch Ratsherr Sebastian Brinker (CDU) war. Auch er bestätigte, das zu wissen. Bürgermeisterin Birgit Tupat: „Das wurde mehrfach vorgestellt und thematisiert. Das steht auch in den Protokollen und Vorlagen, die auch Frau Krutz als Ratsfrau bekommt – auch wenn sie vielleicht nicht im betreffenden Ausschuss sitzt.“
Weiter ging es mit den Sorgen um den Kraftraum Holensiepen. Dort sei nach den massiven Bauarbeiten der Teppichboden beschädigt und auch andere Dinge seien nicht in Ordnung. „Wir sind davon ausgegangen, dass wenn auf der einen Seite gearbeitet wird (gemeint sind die neuen Räume des Schießclubs, Anm. der Red.), auch die andere Seite instandgesetzt wird“, erklärte Heinz Even, Vorsitzender des TuS Nachrodt-Obstfeld. Der Verein plant, den Raum mit neuen Geräten zu bestücken und wieder aufzuwerten. Dafür müsse jedoch erst einmal einiges renoviert und saniert werden. „Von der Gemeinde haben wir die Aussage bekommen, dass dafür Mittel im Haushalt für 2024 eingeplant sind“, berichtete Even. Außerdem bemängelten die Nachrodter Sportler, dass der Zugang zur Herrentoilette aufgrund der Bauarbeiten ziemlich gefährlich sei. Platten würden wackeln und der Weg sei nur schwer zugänglich. Dies soll an die Verwaltung weitergegeben werden.
Zum Abschluss ermunterte Krutz die Anwesenden, immer wieder Fördergelder zu beantragen. „Inklusion ist zum Beispiel so ein Thema, das man angehen sollte“, appellierte sie an die Anwesenden. Die Gemeinde habe auch probiert, ein Inklusionsspielgerät anzuschaffen. „Das war letztlich allerdings zu teuer“, erklärte Krutz. Auch diese Aussage ist so nicht korrekt. Das Projekt scheiterte nicht am Geld, sondern an Haftungsfragen. Denn es gab keinen Hersteller für Inklusionsschaukeln, der nicht eine Aufsicht vorschrieb. Sprich, wenn das Gerät genutzt wird, darf dies nur erfolgen, wenn eine Aufsichtsperson daneben steht. Dies war nicht zu realsieren.
Das nächste Treffen der Sportvereine soll im kommenden Jahr stattfinden. Einen genauen Termin gibt es noch nicht. Aber schon einen Ort: Die Mitglieder des Schießclubs werden dann die Gäste in ihren Räumen bewirten.
Lesen Sie hierzu auch: Kommentar – Zu viele falsche Informationen