Für das Stadtgespräch rund um das Thema "Infrastruktur" konnten die Mitglieder der SPD Kierspe am Mittwoch, 3. September, unter anderem den heimischen SPD-Landtagsabgeordneten Gordan Dudas als Redner begrüßen. Schnell wurde klar: Der verkehrspolitische Sprecher seiner Landtagsfraktion ist in seinem Element. Größte Themen an dem Abend waren eine mögliche Umgehungsstraße sowie die Deutsche Bahn.
Als weitere Themen gab Dudas Einblicke in den Neubau der Rahmedetalbrücke auf der A45, der Volmebrücke am Tannenbaum sowie auf Nachfrage der Kiersper SPD-Vorsitzenden Monika Baukloh auch in die Fahrradmobilität. Dudas machte es den Gästen eindrücklich klar: "Ich fange mal mit einer großen Enttäuschug an: Es wird nie wieder besser." Diverse Prognosen auf Landes- und Bundesebene sagen laut Dudas einen weiteren Anstieg des Schwerlastverkehres voraus.
Er brachte mehrere Möglichkeiten ins Gespräch, die Auswirkungen auf Kierspe zu reduzieren. Er betonte, keine Position einnehmen zu wollen und das Thema "aus einer fachlichen Sicht beleuchten" zu wollen, doch legte einen klaren Fokus auf eine Ortsumgehungsstraße für Kierspe. Diese sei, so Dudas, als vordringliches Thema im Bundesverkehrswegeplan 2030 ausgewiesen. Ein Blick in das über 200 Seiten lange Dokument zeigt: Für die geplanten 3,7 Kilometer "Lausbergaufstieg" rechnet der Bund mit Kosten von aktuell 28,9 Millionen Euro. "Es gibt noch keine konkreten Planungen", macht Dudas jedoch deutlich. Es laufen aktuell jedoch vorbereitende Maßnahmen wie Verkehrssimulationen und Baugrunduntersuchungen, jedoch für gleich mehrere potenzielle Standorte.
Aus den Zuschauerreihen - überwiegend gefüllt mit SPD-Mitgliedern - kam der Einwand, dass seit 1977 über die Ortsumfahrung geredet werde. Dudas stellte aufgrund der teils unterschiedlichen Lager in Kierspe klar: "Am Ende wird Kierspe sich entscheiden müssen, was man möchte. Wir haben mit einer Nachbarstadt mit fast gleicher Größe ein gutes Beispiel, die Innenstadtsanierung in Halver: Hut ab, die ist denen wirklich gut gelungen."

Weniger lobende Worte hatte Dudas für das Spitzenpersonal der übergeordneten Ebenen übrig; Weder für den ehemaligen Verkehrsminister und jetzigen Ministerpräsidenten Hendrik Wüst, noch für Landrat Marco Voge (beide CDU). Gerade letzteren Griff er im Laufe des Abends mehrfach scharf an, unter anderem, da er sich "strikt verweigert hat, ein Durchfahrtsverbot für LKW zu verhängen." Kierspe als Kommune ohne eigene Straßenverkehrsbehörde habe auf diese Entscheidung keinen Einfluss und sei vom Märkischen Kreis abhängig, so Dudas.
Ein weiteres großes Thema am Abend war die Deutsche Bahn: Der Landtagspolitiker beschreibt, dass es aktuell Überlegungen gebe, die RB25 (Lüdenscheid - Köln mit Halt in Kierspe) und RB52 (Lüdenscheid - Dortmund) zu elekrifizieren. In diesem Zuge möchte Dudas gerne mit den Bürgermeistern der an den Strecken liegenden Kommunen und der Bahn einen gemeinsamen Plan für die Zukunftsfähigkeit der Strecken entwickeln. Gleichzeitig betonte er jedoch: "Die DB ist starr wie eine Bahnschiene."
Deutlich optimistischer war Dudas in Hinblick auf die SPNV-Strukturreform, die ursprünglich bereits in diesem Jahr durch den Landtag sein sollte. "Ich gehe davon aus, dass in dem kommenden Jahr etwas passieren wird", sagte Dudas im Hinblick auf einen landesweiten Tarifverbund. Aktuell gibt es NRW-weit vier Verbände, die den Nahverkehr organisieren - mit unterschiedlichen Preisstrukturen. Die Grenze zwischen dem Westfalentarif und dem Verkehrsverbund Ruhr-Sieg liegt genau auf der RB25-Strecke - mit entsprechenden Preisen, die für die Bahnfahrt von Kierspe nach Köln gezahlt werden müssen.
Eine einfache Fahrt mit der RB25 kostet von Kierspe zum Hauptbahnhof Köln 24,70 Euro. Fährt man jedoch vom gerade einmal 2,7 Kilometer entfernten Bahnhof Meinerzhagen kostet die Strecke lediglich 14,35 Euro. Zumindest in diesem Punkt hofft Dudas auf baldige Besserung, merkte jedoch an, dass die nächste, deutliche größere und komplizierte Baustelle mit der Bahn den Kierspern noch bevorsteht: Die Eisenbahnbrücke über die Kölner Straße.
Die aktuell laufenden Arbeiten für die Volmebrücke am Tannenbaum sind laut Dudas voll im Zeitplan, dies habe ihm vor kurzem auch Straßen.NRW als Bauherr bestätigt. Was bereits vielen Kierspern sauer aufgestoßen ist: Die aktuelle Brücke ist als ein Behelfsbauwerk mit einer Nutzungsdauer von rund 14 Jahren geplant. Der Grund: Für den gesamten Kreuzungsbereich ist eine großflächige Neugestaltung geplant. In verschiedenen Behörden und Amtshäusern wird über einen Kreisverkehr auf der B54 gesprochen, über eine Verlegung der Wehestraße sowie eine Verbreiterung der Kölner Straße. Damit verbunden ist jedoch auch ein Abriss und Neubau der Eisenbahnbrücke über die Kölner Straße. Laut Dudas ist dies jedoch der große Knackpunkt, denn die Bahn hat eine sehr langfristige Vorplanung, was Baustellen angeht.
"Es ist bedeutend einfacher mit einem Marsmenschen zu kommunizieren als mit der Deutschen Bahn. Das ist kein Witz", so Dudas. Aufgrund fehlender Flexibilität attestierte er der Bahn "strukturelle Probleme." Bisher ist noch nicht einmal das Planfeststellungsverfahren angestoßen worden, da mögliche Grundstücke fehlen. Daher sieht er wenig Chancen, dass dieser Zeitrahmen für die Neugestaltung des Kiersper Ortseinganges eingehalten wird.
Rund 90 Minuten redete Dudas mit den Kierspern, ehe die Veranstaltung ein gemütliches Ende fand.