Kierspe/Meinerzhagen. „Es war im negativen Sinne ein außergewöhnliches Jahr“, mit diesen Worten begann Roman Kappius, der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Kierspe-Meinerzhagen, seine Jahresbilanz. Die Lieferengpässe hätten zwar abgenommen und an Corona habe man sich gewöhnt, aber „dann kam der 24. Februar“. Durch den Ukraine-Krieg sei alles auf einmal zusammengebrochen. Das habe wieder zu Verschärfungen geführt: steigende Energiekosten, Inflation, Zinserhöhungen auf um die drei Prozent – ein „Stress-Szenarium“, denn normal seien maximal zwei Prozent, so Kappius weiter.
Dennoch startet die Sparkasse Kierspe-Meinerzhagen in vielen Bereichen mit einem Plus ins neue Geschäftsjahr, denn das Geschäft sei auf 858 Millionen Euro gestiegen und somit um fast 30 Millionen Euro gewachsen. Insgesamt habe es in den vergangenen vier Jahren ein starkes Wachstum gegeben. Seien es 2021 vor allem die Kundenkredite gewesen, waren im Folgejahr die Einlagen ausschlaggebend.
Kredite als Kernauftrag
Der Kernauftrag der Sparkasse sei immer noch die Versorgung mit Kreditmitteln. Diese sei um 13 Millionen Euro auf 86 Millionen Euro angewachsen, denn Kreditmittel wurden verstärkt von Firmen und Privatkunden nachgefragt, da es offenbar Liquiditätsprobleme gebe. So wurde etwa auch ein Sonderkreditprogramm „A45“ zur Sperrung der Rahmedetalbrücke für betroffene Unternehmen eingerichtet – hierbei müssen vom Darlehen nur 80 Prozent zurückgezahlt werden.
Auch das Kundenwertpapiergeschäft stieg um 6,5 Millionen Euro auf 126,5 Millionen. Es habe zwar auch Kursverluste gegeben, aber insgesamt sei mehr gekauft als verkauft worden. Darüber hinaus würden gerade „durch das Zinsniveau die Bausparverträge als interessante Alternative eine Renaissance erleben“, stellte Kappius fest. Damit könne man in sieben Jahren ein Guthaben aufbauen und mögliche Kosten abfedern: „Auch hier ist die Sparkasse Kierspe-Meinerzhagen ein verlässlicher Partner und böte den Kunden einen Kreditrahmen mit „höchst möglicher Flexibilität“.
„Vor Ort ansprechbar zu sein, ist dem Kunden wichtig“, bestätigte Vorstandsmitglied Torsten Rath und sei ein Vorteil gegenüber den Direktbanken, denn „eine qualifizierte Beratung vor Ort ist nicht zu ersetzen“. Deshalb habe man auch ab dem 3. April neue Öffnungszeiten und biete den Kunden einen dritten „langen Tag“ an. So sei man demnächst montags, dienstags und donnerstags bis 18 Uhr ansprechbar und zeige, dass man für die Kunden da sei.
Geldautomaten-Sprengungen im Fokus
Ein weiteres großen Thema: die Sprengungen der Geldautomaten. Man wolle die Bargeldversorgung der Kunden gewährleisten, aber jüngste Vorkommnisse der vergangenen Wochen habe „den Vorstand zum Handeln veranlasst“. Der Standort Meinerzhagen Grotmicke sei ganz geschlossen worden, drei weitere Automaten würden vorübergehend geschlossen. Hier handele es sich um Standorte mit darüber liegenden Wohnungen, bei denen die Schließung dem Schutz der Anwohner diene. „Aktuell wird an weitergehenden Schutzmaßnahmen gearbeitet. Hierzu stehen wir im engen Kontakt und Austausch mit der Kreispolizeibehörde und der Provinzial-Versicherung“, bestätigte Torsten Rath.
„Die Sicherheitsmaßnahmen sind schnell überholt, weil die Diebe immer mitziehen“, ergänzte Roman Kappius. Nachdem auf die Gas-Sprengungen mit einem Gegengas reagiert wurde, haben die Diebe auf Festsprengstoffe umgestellt. „Da machen auch Schutzmatten oder andere Gegenmaßnahmen keinen Sinn mehr.“ Sprengsicher sollen aber die so genannten Geldautomaten-Rotunden – runde Gebilde aus Stahlbeton – sein. Dazu bedürfe es aber Baugenehmigungen.
Sparkasse stellt 80.000 Euro für Spendenzwecke bereit
„Mit Spenden wollen wir gerade die durch Corona leidenden Vereine, Kindergärten und Schulen unterstützen“, so Torsten Rath. „Wir haben 80.000 Euro bereitgestellt und damit diverse Projekte ermöglicht“, erläutert Rath. So wurde etwa die Anschaffung einer neuen Gartenhütte und diverser Hochbeete für die Garten und Imker AG der Gesamtschule Kierspe zur Verfügung gestellt.
Auch im Bereich Soziales und Kultur würde man sich mit Spenden engagieren, etwa auch Sport- und Fördervereine würden unterstützt. Das alljährlich an mehreren Schulen durchgeführte „Planspiel Börse“ werde auch unterstützt. An der letzten Spielrunde haben 180 Schüler in der Region teilgenommen.
„Kartenstrategie mit Karten-Doppel“
„Aktuell nutzen die Kunden die Girokonten-Sparkassen-Cards mit dem Co-Badge Maestro“, erklärt Roman Kappius. Mastercard International habe aber dieses Co-Badge gekündigt. So könnten ab Juli 2023 keine Cards mit Co-Badge Maestro mehr ausgegeben werden. Das schränke die Nutzung der Karte stark ein und könne vor allem im Ausland für vermeidbaren Ärger sorgen. Deshalb verfolge man eine „Kartenstrategie mit Karten-Doppel“ und böte den Kunden zusätzlich eine vergünstigte Mastercard – “ eine reinrassige Kreditkarte“ – an.