Das SOS-Kinderdorf Sauerland schlägt ein neues Kapitel in seiner bunten Geschichte auf: Am 1. September dieses Jahres eröffnet an der Claudiusstraße 32 am Dickenberg die erste inklusive Kinderwohngruppe in einem auf die Bedürfnisse von Menschen mit Beeinträchtigungen abgestimmten Gebäude.
Vorab kamen am Mittwoch, 27. August, Freunde, Förderer, Nachbarn, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie ausführende Architekten und Kooperationspartner zu einer kleinen Eröffnungsfeier zusammen. Mit dabei waren auch Verena Bergmann von der SOS-Stiftung aus München und der von der Sendung mit der Maus bekannte Schirmherr der SOS-Stiftung, Christof Biermann.
Christoph Biermann kam nicht mit leeren Händen. Der Erklärbär aus der Sendung mit der Maus hatte für die Kinder und Jugendlichen, die bald hier wohnen werden, eine klappbare Sportmatte mitgebracht.
Christina Düllmann, Leiterin des SOS-Kinderdorfes Sauerland, begrüßte die Gäste und wies auf einige Besonderheiten des Gebäudes hin.
Das 350 Quadratmeter große, freistehende Einfamilienhaus ist barrierearm konzipiert und verfügt unter anderem über einen zentralen Aufzug. Das neue Betreuungsangebot wird ein weiterer Schritt in eine gemeinsame nachhaltige und inklusive Zukunft im SOS-Kinderdorf Sauerland sein, das im nächsten Jahr auch seinen 60. Geburtstag feiern kann.
Das Angebot der inklusiven Wohngruppe mit sieben Plätzen richtet sich an Kinder und Jugendliche mit und ohne Behinderung, bei denen eine außerfamiliäre Unterbringung erforderlich ist, da ihre Erziehung oder Entwicklung auch mit stützenden oder ergänzenden Hilfen in der Herkunftsfamilie nicht sichergestellt ist. „Es ist ein echtes Angebot zur Teilhabe“, erklärte Liliane Giermatowski vom Betreuungs-Team.

Das Gebäude bietet auf drei Ebenen verteilt sieben Kinder- und Jugendzimmer und fünf Badezimmer sowie eine zusätzliche separate Toilette. Im Erdgeschoss befindet sich ein großer offener Wohn- und Essbereich. Alle Zimmer sind mit bodentiefen Fenstern ausgestattet, die das Haus geräumig, offen und hell wirken lassen und eine wunderschöne Aussicht in das ländliche Tal ermöglichen. Das Haus ist nach modernen und familiären Kriterien ausgestattet. Es ermöglicht auch Kindern mit körperlichen Beeinträchtigungen eine Teilhabe am gemeinsamen Leben.
Die in Obhut genommenen Kinder bekommen hier eine 24-Stunden-Betreuung an 365 Tagen im Jahr. Die inklusive Wohngruppe soll vor dem Hintergrund der intensiven Beziehungsarbeit bevorzugt Kinder aufnehmen, bei denen eine langfristige Unterbringungsperspektive zu erwarten ist.
„Junge Menschen brauchen einen sicheren Lebensort, um sich gut entwickeln zu können. Der Schutz vor Retraumatisierung, sicher einschätzbare Beziehungen und Rahmenbedingungen sind deshalb eine wesentliche Grundlage der Arbeit“, heißt es dazu in einer Mitteilung des SOS-Kinderdorfes.
Die inklusive Wohngruppe zeichne sich unter anderem aus durch die Schaffung eines eng strukturierten Alltags, halt- und sicherheitsgebend, um auf dieser Basis tragfähige Lebensperspektiven zu geben. Dazu gehört die konsequente Umsetzung des Regelwerks mittels hoher Personaldichte, engmaschige Begleitung zur Lebensgestaltung und Ermöglichung von Teilhabe.
Den Anspruch an das neue Haus formuliert das SOS-Kinderdorf so: „In unserer inklusiven Wohngruppe entwickeln wir einen Lebensrahmen, der trotz des Schichtdienstmodells und wechselnder Betreuungspersonen viele Aspekte eines familiären Zusammenlebens abbildet.“
Unter den Gästen war auch Gabi Polle, ehemals Leiterin des SOS-Kinderdorfes. „Kindern und Jugendlichen mit körperlichen Beeinträchtigen hier ein Zuhause zu geben, war schon immer mein Herzenswunsch“, sagte Gabi Polle beim Richtfest im Oktober 2023. Mit finanzieller Unterstützung der SOS-Kinderdorf-Stiftung konnte dieser Wunsch schließlich in die Tat umgesetzt werden.

Im Jahr 1966 waren die ersten Gebäude des Kinderdorfes am Dickenberg noch vor der eigentlichen Entstehung des Stadtteils in malerischer Hanglage errichtet worden. Nach und nach wuchs das Dorf Haus um Haus. Der Bedarf an entsprechendem Wohnraum für Kinder wurde immer größer. An eine komplette barrierefreie Bebauung war damals wegen der starken Hanglage nicht gedacht worden. Erst nachdem ein in die Jahre gekommenes Gebäude am Dorfeingang abgerissen wurde, konnten sich Architektinnen und Architekten der Aufgabe stellen, Barrierefreiheit in einem neuen Gebäude zu ermöglichen. Hier bot sich die Gelegenheit, den Eingang auf Straßenniveau zu legen.