„Wir wissen eigentlich noch gar nichts“, sagt Kämmerin Gabriele Balzukat. Die fehlende Ausgestaltung des Gesetzes sei aktuell noch ein großes Problem. Beispielsweise sei noch völlig unklar, was das Gesetz für Schulen mit Teilstandorten bedeutet. Aktuell ist es so, dass die Wiblingwerder Kinder, die bis 16 Uhr betreut werden, nach dem Unterricht nach Nachrodt gebracht werden. Lediglich die Kinder, die bis 14 Uhr betreut werden, bleiben auf dem Berg. Balzukat: „Müssen wir jetzt auch einen Ganztag in Wiblingwerde einrichten? Gibt es dafür eine Mindestkinderzahl? Wenn nicht, lohnt es sich dann überhaupt für irgendwen? Sprich, finde ich für eine sehr kleine Gruppe einen Träger?“ Fragen über Fragen, die dringend geklärt werden müssen, damit die Gemeinde in die detaillierte Planung einsteigen kann.
„So langsam drängt die Zeit. Müssen wir beispielsweise in Nachrodt neu oder anbauen, geht das nicht von heute auf morgen und bis 2026 ist für so eine Maßnahme nicht mehr so lange. Und vor allem, wie wird das Ganze finanziert?“ Die Gemeinde hatte bereits vor einiger Zeit das Gebäude neben der Grundschule erworben, um Räumlich besser aufgestellt zu sein. Das Gebäude werde auf jeden fall gebraucht, unabhängig vom Ausbau des Ganztags.
Aktuell bietet die Grundschule Nachrodt-Wiblingwerde 60 Ganztagsplätze an. Sprich die Kinder werden bis 16 Uhr in der Schule betreut. „Wir kommen aktuell eigentlich mit den Plätzen aus“, sagt Claudia Meulenberg. Die Verwaltungsmitarbeiterin ist zuständig für die Schulen in der Gemeinde. Sollten die Plätze nicht reichen, gebe es eine Prioritätenliste. Vorrang haben die Erstklässler, denn die haben nur kurz Unterricht. Das sei für die Eltern mit Beruf fast nie zu vereinbaren. Danach kommen all die Kinder dran, deren Eltern beide nachweislich zu dieser Zeit berufstätig sind. Meulenberg vermutet auch für 2026 keinen plötzlichen Anstieg der Nachfrage. „Der Ganztag hat für viele Eltern den Nachteil, dass die Kinder an mindestens vier Tagen in der Woche bis 16 Uhr dort bleiben müssen. Dann ist der Tag für kleinere Kinder eigentlich schon gelaufen. Wer es also nicht berufsbedingt unbedingt muss, verzichtet eher darauf“, erklärt Meulenberg. Deutlich gefragter sei die sichere Betreuung von 8 bis 14 Uhr – insbesondere in Wiblingwerde.
Die Kämmerin macht sich vor allem Sorgen um die Finanzierung des Ganztags: „Es ist ja nicht nur so, dass wir den Ganztag ausbauen müssen. Dafür gibt es vermutlich auch Förderungen. Aber wer sichert die Anschlussfinanzierung?“ Da es noch so viele offene Fragen gibt, erhöhen die Kommunen derzeit den Druck auf Land und Bund. So sei das ganze Vorhaben aktuell nicht zu stemmen. „Wir sind nicht die einzige Kommune, die knapp bei Kasse ist. Das ist eher die Regel als die Ausnahme“, sagt Balzukat.
Dennoch sei die Grundschule für Zukunft erst einmal gut aufgestellt. Der Aus- und Anbau in Wiblingwerde laufe gut. Und mit dem Erwerb des Hauses an der Ehrenmalstraße könnten auch in Nachrodt Platzprobleme demnächst der Vergangenheit angehören. Derzeit wird das Gebäude von Architekten untersucht. „Es geht darum, den aktuellen Stand zu ermitteln. Dort waren Wohnungen drin und der Zustand ist nicht gerade top“, erklärt die Kämmerin. Ein Architekt prüft derzeit, was möglich ist. Für eine Schule müssen gewisse Sachen erfüllt werden. So muss es Rettungswege geben. Die Räume müssen eine gewisse Höhe haben und vieles mehr. Außerdem werde die Substanz des Gebäudes im Allgemeinen geprüft.