Darum ging es in dem Vortrag, zu dem die Volkshochschule (VHS) Sina Löschke eingeladen hatte. Die Halveranerin ist Pressereferentin für die Arbeitsgruppe II des Weltklimarates, welche sich mit den Klimafolgen, Anpassungsmaßnahmen und Verwundbarkeiten von Menschen und Natur für den Klimawandel auseinandersetzt. Und die Folgen sind für jeden sichtbar. Ein Blick auf weitgehend entwaldete Hänge im Volmetal und Ebbe sind nur ein Beispiel. Extrem-Wetterereignisse (Hochwasser im Ahrtal) ein anderes.
Europaweit war es im September dieses Jahres fast ein Grad wärmer als in der Vergleichsperiode von 1991 bis 2020. In Nordrhein-Westfalen lag die Durchschnittstemperatur sogar um 4,6 Grad höher. Mit Folgen: mehr Sommertage, mehr heiße Nächte mit Auswirkungen auf unsere Gesundheit. Sina Löschke verknüpfte Daten der Wissenschaft mit praktischen Beispielen vor Ort. Der Klimawandel sei insbesondere in Städten ein großes Problem. Statt dem entgegenzuwirken, werde er befördert.
Klimaschutz auch in Kommunen stets mitdenken
Beispiel: an der Bushaltestelle in Halvers Innenstadt spendeten früher Bäume Schatten. Jetzt stehe dort ein Wartehäuschen mit lichtdurchlässigem Dach. Schatten? Fehlanzeige. Hier künftig zu warten, dürfte bei weiterer Erderwärmung nur noch Menschen mit stabilem Kreislauf möglich sein.
Bei jeder Entscheidung, auch auf kommunaler Ebene, müssten die Folgen für Klima, Ökosysteme mit Artenvielfalt und für die Gesellschaft mit bedacht werden, so Sina Löschke. Angesichts der fortschreitenden Erwärmung sieht auch sie das Ziel, den Temperaturanstieg auf 1,5 Grad zu begrenzen, als gefährdet an. Dennoch müsse alles getan, einen weiteren Anstieg zu vermeiden. Wissenschaftliche Daten zeigen: die Erderwärmung erfolgt schneller, als noch vor einigen Jahren erwartet. Und: „Mit zunehmender Hitze geht menschlicher Lebensraum verloren“, machte die Referentin deutlich. Es gelte „jede Tonne CO2 zu vermeiden“, um damit Risiken zu minimieren.
Jede kleine Aktion helfe, direkt oder dabei, andere zu überzeugen und mitzunehmen. Die Pressesprecherin des Weltklimarates appellierte, alle Menschen mitzunehmen, sich für den Klimaschutz zu engagieren. Anfangen könne man vor der Haustür: Flächen nicht versiegeln, damit Regenwasser versickern kann, Bäume pflanzen, die Schatten spenden und kühlen, Regenwasser zum Gießen sammeln, um Ressourcen zu schonen, verblühte Stauden nicht abschneiden, um Kleinstlebewesen Lebensraum zu erhalten, öfter das Rad nutzen, mit PV-Anlagen die Sonne als Energiequelle anzuzapfen. Es gelte aber auch sich auf Wetterextreme einzustellen und sich zu wappnen: technisch und durch natur-basierte Lösungen (Überschwemmungsflächen schaffen).
Erderwärmung verkürzt Lebenszeit
Ein „weiter so“, könne es nicht geben. Der Klimawandel bedrohe nicht nur Lebensräume im globalen Süden. Bei fortschreitender Erderwärmung, so eine vom Weltklimarat erstellte Prognose, werden auch bei uns Kinder, die gerade geboren sind, vermutlich früher sterben als die heute 60-Jährigen oder noch ältere. Grund Überhitzung. „Wenn wir nicht bis 2030 gegensteuern“, sieht Sina Löschke noch Hoffnung, aber auch dringenden Handlungsbedarf.
Ganz im Sinne der erfolgreichen Kampagne des Ex-US-Präsidenten Barack Obama (Yes, we can) gab sie sich optimistisch, dass der Klimawandel noch zu beeinflussen ist: „Wir haben das Wissen, was gemacht werden muss, aber noch nicht die richtige Priorität“. Dafür, so ihr Appell, sollten sich alle einsetzen. Zumindest die Besucher im gut gefüllten Physik-Saal sahen es in der Diskussionsrunde genauso.
INFO
Hilfestellung bei der Nutzung von erneuerbarer Energie geben auch die Bürger-Solar-Berater. Die Mitglieder des gemeinnützigen Vereins beraten hinsichtlich der technischen Möglichkeiten.
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