Der politische Widerstand gegen die angekündigte Schließung der Dialysezentrale im ehemaligen Letmather Marienhospital formiert sich in Iserlohn. Gleich nach der Debatte im Kreisausschuss (wir berichteten) äußerten sich die Vorsitzenden der CDU-Fraktion sowie der SPD-Fraktion im Rat der Stadt. Sie richteten ihre massive Kritik in Richtung Märkischer Kreis. Bereits in der Sitzung des Kreisausschusses hatte Linken-Fraktionschef Manuel Huff die Ablehnung der Schließung durch seine Fraktion angekündigt. Die Entscheidung soll am Donnerstag, 19. Dezember, in der Sitzung des Kreisausschusses fallen.
1.000 zogen durch die Letmather City
Die Schließungs-Ankündigung weckt in der Bevölkerung die Erinnerung an die massiven Proteste gegen das seinerzeit angekündigte „Aus“ für das Letmather Marienhospital. Mehr als 1.000 Teilnehmer versammelten sich am 15. Juni 2019 zu einem Demonstrationszug durch die Letmather Innenstadt zum Krankenhaus. Die Schließung des Hauses konnten sie nicht verhindern. Ende des Jahres wurden die Türen des Hospitals für immer geschlossen.
Die Stellungnahmen der Fraktionen zur beabsichtigten Schließung der Dialysezentrale
Manuel Huff (Die Linke):

„Die geplante Schließung der Dialyse in Letmathe ist ein weiterer Schlag ins Gesicht für sowohl für die Patientinnen und Patienten als auch für alle anderen Bürgerinnen und Bürger im nördlichen Märkischen Kreis. Den Patienten werden für ihre notwendige medizinische Behandlung weitere Wege zugemutet. Den Bürgerinnen und Bürgern im nördlichen Kreisteil soll nun auch noch die letzte Einrichtung der Märkischen Kliniken weggenommen werden.
Während Städte wie Iserlohn, Menden und Hemer einen Großteil der Finanzierungskosten in dreistelliger Millionenhöhe für die Märkischen Kliniken stemmen müssen, gibt es nach der Schließung des Marienhospitals in Letmathe, der ambulanten Reha und der nun geplanten Schließung der Dialyse im Nordkreis überhaupt kein medizinisches Angebot der kreiseigenen Krankenhausgesellschaft mehr. Die Menschen hier sollen immer mehr zahlen, während das Angebot immer weiter zusammengekürzt wird. Das ist Niemandem vermittelbar.
Mit Ausnahme der Linksfraktion hat in der Vorberatung im Kreisausschuss keine weitere Fraktion deutlich gegen die Schließung Stellung bezogen. Während SPD, FDP, Grüne und UWG – die AfD war mal wieder, wie so oft, nicht mal anwesend – offenbar die Schließung mit beschließen wollen, hatte zumindest die CDU noch ein paar Fragen angemeldet.
Ich hoffe, dass sich zumindest die Christdemokraten in der nächsten Woche im Kreistag gemeinsam mit der Linken gegen die Schließung stellen werden. Vielleicht reicht es dann mit dem einen oder anderen aus den anderen Fraktionen, um die Schließung zu verhindern.“
Fabian Tigges (CDU):

„Es ist mir unverständlich, wie eine so wichtige medizinische Versorgung vor Ort einfach gestrichen werden kann“, so der Vorsitzende der CDU- Ratsfraktion Fabian Tigges über die Schließung der Dialyseeinrichtung der Märkischen Kliniken in Letmathe. Die Schließung betreffe nicht nur die Patientinnen und Patienten in Letmathe, sondern auch zahlreiche Menschen aus der Umgebung, die auf eine regelmäßige Dialyse angewiesen sind.
Besonders empört zeigt sich der CDU-Politiker über die Argumentation, dass die betroffenen Patienten nun einfach ins 27 Kilometer entfernte Lüdenscheid fahren könnten. „Diese Aussage ist schlichtweg eine Unverschämtheit! Es ist völlig unrealistisch und respektlos, Menschen mit schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen zuzumuten, derart weite Strecken für ihre Behandlung zurückzulegen. Dialysepatienten sind auf regelmäßige und gut erreichbare Versorgung angewiesen. Hinzu kommt noch das andauernde Verkehrschaos in und um Lüdenscheid.“ Der Fraktionsvorsitzende fordert Geschäftsführung und Aufsichtsrat der Kliniken auf ihre Entscheidung zu überdenken und eine Lösung zu finden, die den Bedürfnissen der betroffenen Patienten gerecht wird. „Es braucht ein klares Bekenntnis zur medizinischen Versorgung vor Ort und einen respektvollen Umgang mit den Menschen, die auf diese angewiesen sind“, so Tigges abschließend.
SPD zur Schließung des Dialysezentrums Letmathe:

Mit großem Unverständnis reagiert die SPD-Fraktion im Rat der Stadt Iserlohn auf die angekündigte Schließung des Dialysezentrums in Letmathe. „Dieser Schritt ist ein weiterer Schlag gegen die Gesundheitsversorgung in Iserlohn und für die betroffenen Patientinnen und Patienten ein unzumutbares Signal“, fasst der stellvertretende Bürgermeister Michael Scheffler zusammen. Nach der Schließung des Marienhospitals vor fünf Jahren zöge sich der Kreis nun auch aus der wohnortnahen Versorgung von Dialysepatienten zurück. „Das ist nicht nur kurzsichtig, sondern ignoriert die Bedürfnisse der Menschen. Der Kreis übersieht die erheblichen Belastungen und den Verlust an Lebensqualität für die Patienten“, stellt SPD-Fraktionsvorsitzende Eva Kitz heraus.
Das Dialysezentrum in Letmathe ist für viele Patientinnen und Patienten mehr als nur eine medizinische Einrichtung. Es bietet den Betroffenen, die teils seit Jahren auf ihre lebenswichtige Behandlung angewiesen sind, einen Ort der Stabilität und Verlässlichkeit. „Die Verlagerung der Versorgung ins entfernte Lüdenscheid ist nicht nur eine Zumutung angesichts der langen Anfahrtswege, sondern schlichtweg unrealistisch – insbesondere angesichts des bekannten Verkehrschaos rund um Lüdenscheid und der fraglichen Übernahme der Fahrtkosten durch die Krankenkassen“, stellt Scheffler heraus.
Die Bürgerinnen und Bürger in Iserlohn und dem Nordkreis hätten das Recht auf eine gute medizinische Versorgung. Es sei unzumutbar, dass sie aufgrund von Entscheidungen im Kreis unter den Folgen leiden müssen. „Es ist mehr als fragwürdig, dass von Iserlohn und dem Nordkreis Solidarität für Projekte in anderen Teilen des Kreises eingefordert wird, während gleichzeitig die eigene medizinische Versorgung abgebaut wird“, verweist Kitz auf die Appelle zur Finanzierung der Sanierung des Lüdenscheider Klinikums.
Die Iserlohner SPD-Fraktion fordert den Märkischen Kreis als Gesellschafter der Märkischen Gesundheitsholding auf, seiner Verantwortung gerecht zu werden und gemeinsam mit seinem Unternehmen nach praktikablen Lösungen zu suchen. „Wir fordern den Kreistag auf, die Schließung abzulehnen und Alternativen auszuloten“, fordert Michael Scheffler.
SPD-Antrag für die Sitzung des Rates am 17. Dezember
Ablehnung der Schließung des Dialysezentrums in Letmathe
Beschlussvorschlag:
„Der Rat der Stadt Iserlohn fordert den Kreistag auf:
- Die Belange der betroffenen Patienten in den Mittelpunkt aller Überlegungen zu stellen.
- Die Schließung des Dialysezentrums in Letmathe zu verhindern.
- Unverzüglich nach alternativen Lösungen zu suchen, die den Erhalt des Dialysezentrums ermöglichen.
- Eine gerechtere Verteilung der Mittel der Märkischen Gesundheitsholding zu gewähr- leisten, um die medizinische Versorgung in allen Teilen des Kreises zu sichern.
Die geplante Schließung des Dialysezentrums in Letmathe durch die Märkische Gesundheitsholding zum 31. März 2025 stellt einen weiteren gravierenden Rückzug des Märkischen Kreises aus der Gesundheitsversorgung im Nordkreis dar und wird von der Stadt Iserlohn entschieden abgelehnt.
Die Schließung des Dialysezentrums bedeutet für die betroffenen Patienten eine erhebliche Verschlechterung ihrer Lebensqualität. Lange Anfahrtswege zu anderen Einrichtungen stellen eine enorme Belastung dar und gefährden die Gesundheit der Patienten. Das Dialysezentrum in Letmathe ist für zahlreiche Patientinnen und Patienten aus Iserlohn, Letmathe und dem gesamten Nordkreis ein unverzichtbarer Bestandteil ihrer medizinischen Versorgung.
Für die Betroffenen ist eine Verlagerung ihrer lebensnotwendigen Behandlungen in das entfernte Lüdenscheid unzumutbar, insbesondere angesichts der schwierigen Verkehrslage und der unklaren Kostenübernahme durch die Krankenkassen. Dieser Schritt gefährdet nicht nur die Gesundheitsversorgung vor Ort, sondern bedeutet auch eine massive zusätzliche Belastung für die betroffenen Patientinnen und Patienten sowie deren Familien.
Der Rat der Stadt Iserlohn fordert den Kreistag des Märkischen Kreises auf, seiner Verantwortung für eine flächendeckende Gesundheitsversorgung im gesamten Kreisgebiet gerecht zu werden und die Schließung des Dialysezentrums in Letmathe abzulehnen. Der Märkische Kreis muss als alleiniger Gesellschafter der Märkischen Gesundheitsholding Lösungen entwickeln, die den Erhalt des Dialysezentrums in Letmathe sicherstellen.
Wir betonen, dass Solidarität im Märkischen Kreis keine Einbahnstraße sein darf. Es ist nicht akzeptabel, dass die Gesundheitsversorgung in unserer Region immer weiter ausgedünnt wird, während im Südkreis erhebliche Mittel investiert werden. Die Entscheidung widerspricht dem Grundsatz der wohnortnahen medizinischen Versorgung. Die Bürgerinnen und Bürger in Iserlohn und Umgebung haben einen Anspruch auf eine qualitativ hochwertige und erreichbare Gesundheitsversorgung.„