„Es ist unglaublich, wenn die Freunde zur eigenen Lesung kommen“, sagte Autorin Christiane Rößler zu Beginn. Denn neben Besuchern kamen auch sie in die Villa Wippermann. Die 1972 in Berlin geborene Bildhauerin und Autorin beschrieb die Entstehung von 22 bildhauerischen Portraits und einer Figur im Zeitraum von 1999 bis 2019. Sie stellte dar, was sie gesehen hat: Gesichter und Lebenswege und den Lauf der Jahre.
Die Künstlerin gibt sich nicht damit zufrieden, den Menschen, die sie bildhauerisch darstellt, in wenigen Gesprächen zu begegnen. Lange Sitzungen, einfühlsame Gespräche und ein persönlicher Gedankenaustausch gehören für sie zum Erstellen der Büsten dazu. „Eigentlich waren die Menschen das Interessante – die Begegnungen“.
Zu dem Buch inspiriert hat sie eine Freundin im Jahr 2015. „Da hat sich einfach so viel Material angesammelt“ erklärt Christiane Rößler. So schlug sie Jana Eilhardt, Ausstellungsorganisatorin der Villa Wippermann, vor, eine Lesung in der Villa abzuhalten. Daraus entwickelte sich die Ausstellung ihrer Statuen in der Villa.
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In ihrer Lesung ging sie dabei besonders auf drei ihrer Modelle ein: Stephan Tanneberger (Krebsforscher), Jemal Ell Alli (Geschichtslehrer) und Wolfgang Kohlhaase (Drehbuchautor). Sie alle waren international bekannt und prägten die Wissenschaft, die Bühnenkunst und die Literatur der DDR. Lesend führte sie die Zuhörer durch ihre Begegnungen mit den bekannten Persönlichkeiten und enthüllte nach und nach die verdeckten Büsten.
Ihre Lesung begleitete sie mit einer Präsentation. Abgebildet wurden dabei ihre Skizzen von den Modellen sowie Fotos von den finalen Büsten. Aber auch das Publikum wurde in ihre Präsentation miteinbezogen. „Was ist das Erste, was man nach der Erstellung einer Skizze machen muss?“ – die Antwort darauf erklang sogleich aus dem Publikum. So formte sie nach Erstellung der Skizze ein Gerüst, aus dem letztendlich die finale Büste entstand.
Eine der Persönlichkeiten, die für sie Modell stand, war Wolfgang Kohlhaase. Dabei war er die erste Person, dem sie ihre Leidenschaft für das Thema Portraits und Modellieren offenbarte. „Der Portraitierte ist aus dieser Sicht der Auftraggeber“, erklärte Christiane Rößler. So schrieb sie ihm zuerst postalisch eine Anfrage für die Modellierung. Danach folgten mehrere Gespräche und anschließend der Bau der ersten Büste. „Gibt es etwas Schöneres, als das plastische Gesicht eines Menschen in eiserner Freude und eiserner Wut?“.