Inmitten leuchtender Tannenbäume, einem festlich gedeckten Esstisch und versammelter Familie durchbricht ein Piepen die weihnachtliche Stimmung. Der Melder ruft. Für Rettungssanitäter, sei es haupt- oder ehrenamtlich, ist dies bereits zur Routine geworden.
Sie stehen Menschen in Not bei – selbst an Tagen, die sie eigentlich im Kreis der Familie verbringen möchten. Tobias Schmidt, Rettungssanitäter und Leiter des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in Schalksmühle, erinnert sich an seinen ersten Heiligabend-Dienst in seinem Hauptamt zurück. „Es war schon seltsam. Ich dachte daran, dass ich eigentlich bei meiner Familie sein sollte“, blickt er zurück. Inzwischen betrachten er – und viele andere Rettungssanitäter auch – Weihnachten als einen normalen Arbeitstag. „Trotzdem machen wir uns eine schöne und angenehme Zeit und dekorieren die Rettungswache passend zur Weihnachtszeit“, sagt Schmidt und berichtet von im Hintergrund laufender Weihnachtsmusik, einem leuchtenden Weihnachtsbaum und leckerem Raclette, um gemütlich beisammen zu sitzen.
Eine zweite Familie an Heiligabend
Klar – wie Zuhause ist es nicht. Es kommt der familiären Atmosphäre jedoch sehr nahe, wie der Rotkreuzleiter von seinem Schalksmühler Ehrenamt erzählt: „Wenn beim Festessen der Melder piept und ich die Familie für einen Einsatz verlasse, gehe ich eigentlich zur nächsten. Es ist wie eine zweite Familie“. Diese soziale Struktur mache es für Rettungssanitäter einfacher – und ein wenig aufregender.
Bei einem Einsatz entscheidet die Person frei, ob sie erscheinen möchte. „Es gibt keinen Zwang. Durch diese familiäre Atmosphäre kommen jedoch viele freiwillig und gerne, auch an Weihnachten“, freut sich Schmidt. Insbesondere die jüngeren Mitglieder seien besonders motiviert und erscheinen meist als Erste an der Einsatzstelle.
Der Schalksmühler: Zu intelligent für Schmerzen
Auch wenn das Piepen des Melders zunächst Aufregung auslöst, handelt es sich immer noch um eine Notlage, mit denen die Einsatzkräfte zu tun haben. „Weihnachten ist eigentlich ein Festtag. Aber wenn man auf kranke Menschen trifft, dann kann man nicht feiern“, gibt Schmidt Einblick. Häufig besitzen die Rettungssanitäter an diesem Tag nicht nur eine medizinische Verantwortung, sondern auch eine soziale -und zwar für diejenigen, die großen Redebedarf haben. „Es gibt Menschen, die an Weihnachten einsam sind und einfach mal reden wollen. Wir kommen dann. Das passiert ab und zu.“ Rettungssanitäter haben auch eine beratende Funktion und möchten älteren Menschen ihre Ängste nehmen – wie etwa vor Krankenhäusern oder der Einsamkeit.
Dass es an Weihnachten in Schalksmühle piept, passiert jedoch selten. „Der Schalksmühler ist zu intelligent, um sich zu verletzen. Sie tun sich selten weh“, lacht Schmidt. Eine gute Statistik für die kleine Volmegemeinde.