"What a wonderful world" - mit dem Lied von Louis Armstrong wird nicht nur der Abend eröffnet, man könnte es auch als das Motto des Kiersper Gesprächs deuten. Die Gesprächspartner, darunter Personen mit verschiedensten Migrationshintergründen, berichten über ihre Erfahrungen mit der Heimatstadt Kierspe. Unisono handelt es sich um positive Erfahrungen.
Der Gesprächsabend wird am 20. September von der Volkshochschule Volmetal und dem Kiersper Bündnis für Demokratie und Vielfalt organisiert. Neben verschiedenen Musikstücken und Gedichten liegt der Fokus des Abends klar auf den Geschichten der Gesprächspartner, die sich alle um die Kiersper Heimat drehen. Neben der Heimathistorikerin Marlen Vedder und der Schriftstellerin Annette Gonserowski sind es vor allem Menschen mit Migrationshintergrund wie Elif Akkurt, Tim Schmunk und Mohammed Khalil, mit denen die Moderatoren Helmut Büchel und Fritz Schmid ins Gespräch kommen.
Tim Schmunk arbeitet in der Ausländerbehörde des Märkischen Kreises und sieht sich selbst als ein Kind zwischen zwei Welten. Als Kind ist er mit seiner Familie aus der damaligen UdSSR nach Deutschland geflüchtet. In der russischsprachigen Heimat wird er von Gleichaltrigen aufgrund der deutschen Wurzeln als Faschist beleidigt. In Deutschland angekommen ist er für alle nur "der Russe". Trotz dieser Probleme schafft er es, sich ein Leben in Kierspe aufzubauen, holt erst einen Schulabschluss nach und geht dann in die öffentliche Verwaltung. Nach der Ausbildung bei der Stadt Lüdenscheid landet er später im Kreishaus. Mittlerweile ist er Sachgebietsleiter in der Ausländerbehörde. "Es war mir sehr wichtig, dass ich mein Leben selbst finanzieren kann, ohne als Schmarotzer zu leben", betonte er.
Auch Elif Akkurt kann eine Geschichte der Einwanderung erzählen. Sie erklärt: "Nach 36 Jahren kann ich sagen: Ich bin voll in Kierspe integriert und Kierspe ist meine Heimat." Neben einer eigenen Firma, die sie sich in Kierspe aufgebaut hat, ist sie auch Badmintontrainerin in einem Kiersper Verein. "Ich habe hier keine Diskriminierung erfahren", stellt sie klar. "Viele haben mich gefragt: Wie kann man denn nach Kierspe kommen? Das habe ich mich auch gefragt, aber ich muss sagen: Es war die richtige Entscheidung."
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Neben diesen Geschichten kommen auch alteingesessene Kiersper zu Wort. Die Schriftstellerin Annette Ganserowski war viele Jahre Vorsitzende des Autorenkreises Mark. In einer Brieffreundschaft mit einem schwedischen Autor berichtet die Trägerin des Alfred-Müller-Felsenburg-Preises von ihrer Kiersper Heimat. Im Kiersper Gespräch gibt sie Einblicke in ebendiese Brieffreundschaft. Auch Marlen Vedder hat sich als Schriftstellerin in ihrer Heimat engagiert und Bücher, zum Beispiel über den Felderhof, geschrieben - ursprünglich nur für die Nachbarschaft, gespickt mit Anekdoten, die sie auch an dem Abend preisgibt.
Besonderes Highlight ist der musikalische Auftritt von Omid Issa an der Saz. Begleitet von Michael Schnippering am Piano und Fritz Schmid am Saxofon gibt er Einblicke in die musikalische Kultur der Kurden. Das Lied "Lori, meine Lorika" handelt von Nomaden und ihrer großen Liebe. Er ergänzt die Gesangsvorträge von Stefanie Werner. Für sein Talent bekommt er deutlichen Applaus von den rund 70 anwesenden Gästen, die dem Gespräch auf der Bühne lauschten. Rund zwei Stunden dauerte das Bühnenprogramm, ehe die Gäste die Möglichkeit hatten, das ein oder andere private Gespräch mit den Rednern zu suchen.