Martin Rietsch ist vieles – Rapper, Tänzer, Schauspieler, Autor und Sportmentor. Vor dem Publikum der Klassen fünf bis sieben war er aber vor allem eines: Ein Werte- und Anti-Mobbingcoach, der es verstand, die Kinder auf seine Seite zu ziehen. Auf unterhaltsame und kurzweilige Art gestaltet er Schulprojekte mit seiner Kampagne „Against Racism – for a better tomorrow“.

Rietsch ist in Kiel geboren – mit nigerianischen Wurzeln. Den Schülern erzählt er, dass er in verschiedenen Kinderheimen und Pflegefamilien aufgewachsen sei, wo er sich nie wirklich willkommen gefühlt habe. „Wer von euch kennt das Gefühl, von euren Eltern benachteiligt zu werden?“, fragte er in der Runde, woraufhin viele Arme nach oben schossen. Als einziges schwarzes Kind in einer weißen Pflegefamilie erlebte er selbst im engsten Kreis Diskriminierung. Immer wieder bezog der Rapper die Schüler mit ein, stellte provokante Fragen und gab allen eine Stimme. Als es thematisch um Vorurteile ging, überraschte vor allem eine Aussage: „Welches größte Vorurteil haben Ausländer von den Deutschen?“. Nach vielen Vermutungen, wie etwa Pünktlichkeit, löste Rietsch die Frage endlich auf: „Alle Deutschen tragen Lederhosen.“

Seine Leidenschaft für Fußball entwickelte er früh. An einer Leinwand zeigte er den Kindern die zahlreichen Fußball-Zeitungsartikel, die ihn damals zu einem kleinen „Star“ gemacht hätten. Doch schnell wurden seine Pläne als Fußball-Profi durchkreuzt: „Meine Mannschaft bekam einen neuen Fußballtrainer. Somit sind zwei große Probleme entstanden. Er war zum einem ein Alkoholiker, zum anderen ein Rassist“, erzählte Rietsch. „Sobald das Spiel schlecht lief, rief mein Trainer ’Ey Neger, lauf schneller’ zu mir“, betonte er. Diese Ereignisse hätten ihn in eine große Identitätskrise geworfen. Rietsch wurde rebellischer und geriet mit 13 Jahren auf die schiefe Bahn – Drogen, Einbrüche und „scheiße bauen“.
Heute ist Martin Rietsch Trainer in der Fußballschule vom Zweitliga-Verein Hannover 96, ist Botschafter für 96plus und gründete mit der Dynamic Soccer School eine eigene Fußball-Werteschule. Mit seinem Verein „Aktion Liebe Deinen Nächsten“ möchte er benachteilige Kinder fördern.