(Update 13.34 Uhr: Der Vorsitzende der Sportvereinigung hat eine Stellungnahme abgegeben, diese ist im Text eingearbeitet.)
Doch was genau ist passiert? Eigentlich sind es zwei verschiedene Fälle.
Lenneschule
„Die Schüler kamen morgens direkt und berichteten, dass ihr Kunstwerk bemalt worden sei“, erzählt Gudrun Reinecke-Bartelt. Die Schulleiterin der Lenneschule zeigt sich entsetzt über die Tat, schließlich hätten die Schüler sich sehr viel Mühe gegeben und auch eine wichtige Botschaft vermittelt. Wie berichtet, hatten die Lenneschüler gemeinsam mit dem Lüdenscheider Graffiti-Künstler Yves Thomé die Mauern vor der Schule mit Anti-Rassismus- und -Diskriminierungskunstwerken gestaltet. Als sie am Dienstag zur Schule kamen, staunten sie nicht schlecht: Kunstvolle Botschaften waren durchgestrichen worden, Regenbögen wurden übermalt und Symbole, die an Runen erinnern, aufgesprüht. Ob diese Tat ein dummer Streich war oder einen rechten Hintergedanken hat, kann die Schulleiterin nicht beurteilen: „Auf jeden Fall war es kein Künstler. Die würden nämlich nie das Kunstwerk eines anderen übersprühen. Das gehört zum Ehrenkodex eines Graffiti-Künstlers.“
Die Gemeinde erstattete sofort Anzeige. Die Polizei war bereits am Dienstag vor Ort und fotografierte die Schmierereien. Und auch der Staatsschutz hat inzwischen Kenntnis von diesem Fall und hat die Ermittlungen aufgenommen, da es sich um die mutwillige Zerstörung eines Anti-Rassisumusprojekts handelt und nicht um eine normale Schmiererei.
Derweil gibt es Überlegungen, wie das Kunstwerk noch zu retten ist. „Wenn unser Hausmeister die Schmiererei entfernt, entfernt er natürlich auch die andere Farbe“, sagt Gudrun Reinecke-Bartelt. Die Schule möchte nun den Künstler um Hilfe bitten, um gemeinsam eine Lösung zu finden.
Aufkleber
Auch in einem anderen Fall haben Nachrodt-Wiblingwerder, die namentlich nicht genannt werden möchten, ein komisches Gefühl im Bauch. Im Bereich Im Grund/Helbecker Weg/Friedhofsweg wurden unzählige Aufkleber platziert. „Deutsche Zone“, „Anti-Antifa“ und ähnliche Aussagen wurden dort aufgehangen und kleben neben Aufklebern der BVB Fanclubs – und der Sportvereinigung. „Das gibt es leider auch in anderen Bereichen“, weiß Ordnungsamtsleiter Sebastian Putz. Vor allem die Sportvereinigungsaufkleber fallen neben den Deutsche-Zone-Aufklebern auf. „Wir haben sie gewiss nicht dort platziert. Wir haben gar keine Vereinsaufkleber“, sagt Jan Schröder, Vorsitzender der Sportvereinigung. Er ärgert sich über die „sinnlose“ Aktion, weiß jedoch nicht, wer dahinter steckt.
Der Verein selbst distanziere sich von der Tat. „Wir hatten bereits Kontakt mit dem Ordnungsamt. Und haben auch ein Schreiben an unsere Mitglieder verfasst. Auf Facebook und Instagram haben wir uns öffentlich vor gut einem halben Jahr dazu geäußert“, sagt Schröder. Den Post dazu gibt es jedoch nicht. Auf Nachfrage bei Tobias Scheiblich, der die Social-Media-Kanäle des Vereins betreut, kommt die Antwort: „Ich kann mich nicht erinnen, dass wir einen solchen Post hatten. Da muss ich Rücksprache halten.“ Bei der Suche nach diesem Post fällt jedoch auch auf, dass es sehrwohl Aufkleber beim Verein gibt, wie im Februar beworben wurde:
Stellungnahme Jan Schröder:
LokalDirekt hat noch einmal Jan Schröder kontaktiert und nachgefragt:
„Wir als Verein haben die nicht herausgegeben, verteilt oder sonstiges. Unser Logo ist auch im Internet offen für jedermann einsehbar und dementsprechend kopierbar. Ich kann nur wiederholen das wir als Verein damit nichts zu tun haben.“ Noch einmal ganz konkret nachgefragt, wie dann der Post auf die Seite des Vereins kommt: „Ich kann mich nur wiederholen. Der Verein hat keine Aufkleber. Seit ich im Vorstand bin, wurden keine Sticker in Auftrag gegeben oder verkauft.“
Zum fehlenden Post sagt Schröder: „Wir distanzieren uns wirklich davon. Das geht gar nicht. Wir hatten einen solchen Post geplant. Vielleicht ist das im Vereinsalltag untergegangen.“
Ansonsten seien dem Verein die Hände gebunden. „Was sollen wir tun? Jeder kann sich Aufkleber drucken und das machen. Sollten wir jedoch herausfinden, wer es war, wird das Konsequenzen haben“, sagt Schröder. So werde dann gewiss im Vorstand über einen Vereinsausschluss diskutiert. „Sofern es sich überhaupt um ein Vereinsmitglied handelt“, fügt Schröder hinzu. Rechtes Gedankengut habe im Verein keinen Platz. Das wiederum macht der Verein immer wieder nach außen deutlich und hat es auch auf seiner Homepage fest verankert.
Staatsschutz an der Lenneschule involviert
Auf Nachfrage von LokalDirekt hat sich der Staatsschutz die Bilder der Aufkleber, die in Einsal platziert sind, angesehen und kommt zu dem Schluss, dass es kein Fall für sie ist. Sebastian Hirschberg, Pressesprecher der Polizei in Hagen, bei der der Staatsschutz angesiedelt ist, erklärt: „Ich kann das komische Bauchgefühl der Bürger verstehen. Aber es ist genau definiert, was erlaubt ist und was nicht. Und das ist nicht relevant für den Staatsschutz.“ Ermittlungen würden aufgenommen, wenn es sich um strafrechtlich relevante Aussagen oder Symbole handelt. Das sei Beispielsweise bei verfassungsfeindlichen Symbolen wie dem Hakenkreuz oder SS-Runen der Fall, sowie bei verbotenen Aussprüchen aus dem dritten Reich wie „Heil Hitler“ oder Volksverhetzungen wie beispielsweise „Juden ins Gas“. Dennoch dürften natürlich keine Aufkleber einfach irgendwo platziert werden. Das ist Sachbeschädigung, also durchaus ein Fall für die Polizei.
Anders sehen die Ermittler aus Hagen den Fall an der Lenneschule. Denn dort wurde mutwillig ein Anti-Rassismus-Kunstwerk zerstört, indem unter anderem gezielt Botschaften durchgestrichen wurden. „Geht es um rechtspolitische Straftaten, prüfen wir sehr niederschwellig. Sollte der Verdacht da sein, sollten sich die Bürger immer unbedingt bei der Polizei melden“, betont Sebastian Hirschberg. Anwohner aus Einsal gaben nämlich an, eine gewisse Scheu zu haben, die Polizei zu informieren, da sie Angst vor der Reaktion der Täter hätten. „Das Recht darf vor Unrecht nicht weichen“, betonte Hirschberg. Und erklärte, das Bürger in solchen Fällen die Polizei kontaktieren sollten: „Auch ein komisches Bauchgefühl kann gemeldet werden. Der Disponent in der Leitstelle ordnet das dann ein. Entweder kommt sofort jemand oder später oder er erklärt, warum das vielleicht kein Fall für die Polizei ist.“
Straftaten wie diese werden übrigens teuer, wenn die Täter gefasst werden. Bei einer Sachbeschädigung schwankt das Strafmaß zwischen Geldstrafe und zwei Jahren Freiheitsstrafe, für das Verbreiten von verfassungsfeindlichen Symbolen gibt es eine Geldstrafe oder eine Freiheitsstrafe und bei Volksverhetzung kann es eine Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren geben.
Zeugen, die Angaben zu einem der beiden Fälle machen können, werden gebeten, sich bei der Polizei in Altena zu melden. Sie ist erreichbar unter der Rufnummer 02352-91990.