Wieder einmal hat Bernd Poth einen Fund gemacht, auf den er gerne verzichtet hätte. Zehn prall gefüllte blaue Müllsäcke und eine stattliche Menge leerer 2-Liter-Ölflaschen hat der ehrenamtliche Landschaftswächter am Dienstagmorgen, 24. Juni, in der kleinen Unterführung zwischen Dahlerbrücker Straße und Berghauser Straße entdeckt – sorgfältig abgestellt, aber trotzdem illegal entsorgt.

Was sich zunächst wie der Nachlass eines sommerlichen Grillabends liest, ist für Poth ein weiteres Kapitel in einer unschönen Dauergeschichte. „Man kommt sich langsam vor wie auf einer Müllkippe“, schimpft der 66-Jährige. Und die Empörung ist nicht unbegründet: Neben Verpackungen und Speiseresten fanden sich laut Poth auch Reste von Pommes-Schalen – für ihn ein klarer Hinweis auf einen gewerblichen Verursacher, womöglich ein Imbissbetrieb, der sich seiner Küchenabfälle auf dem schnellen Weg entledigt hat.

Lockruf für Ratten

Für die Natur bedeutet dieser Müll aber nicht nur eine optische Verunschönung, sondern auch ein ernsthaftes Problem: Speisereste locken Ratten an – und Wildschweine. Gerade angesichts der jüngst im Kreis Olpe ausgebrochenen Afrikanischen Schweinepest sei das ein nicht zu unterschätzendes Risiko, meint Landschaftwächter und Jäger Bernd Poth. „Der Müll ist also nicht nur eklig, er ist auch gefährlich“, betont er. Daher habe er den Fund auch umgehend dem Ordnungsamt der Stadt gemeldet

Dort ist man wenig überrascht. „Der Fundort ist ein Dauerbrenner“, sagt Annette Petrick vom Ordnungsamt auf Nachfrage von LokalDirekt am Donnerstag, 26. Juni. Die Unterführung sei offenbar ein beliebter Ort für nächtliche Entsorgungsaktionen aller Art – von Matratzen über ausgediente Waschmaschinen bis hin zu Altkleidern. „Hier kriegt's ja niemand mit, wenn da nachts jemand was entsorgt“, hatte auch Poth schon festgestellt.

Auf der Suche nach dem Übeltäter

Laut Petrick wurde der städtische Bauhof damit beauftragt, die zehn Müllsäcke und leeren Ölbehälter zu entfernen. Doch wer sie dort abgeladen hat, bleibt – vorerst – unklar. „Ohne Zeugen ist es schwierig, die Verursacher zu ermitteln“, erklärt sie. Oft bleibe der Verwaltung dann nur die mühsame Spurensuche nach einem Etikett oder einer Adresse inmitten des Müllbergs. „Aber es gelingt tatsächlich – und dann wird es teuer.“ Die Bußgelder variieren, seien aber, vor allem bei Wiederholungstätern, empfindlich hoch.

Unverständnis und Frust

Warum jemand seine Abfälle illegal entsorgt, obwohl es in Breckerfeld kostenlose Angebote für nahezu jede Müllart gibt, bleibt für Petrick ein Rätsel. „Sperrmüll wird kostenlos abgeholt. Elektroschrott übrigens auch – und trotzdem landen immer wieder Waschmaschinen irgendwo im Wald“ Häufig seien diese Geräte bereits ausgeschlachtet – vermutlich, so Petrick, von den sogenannten „fliegenden Schrotthändlern“, die beinahe täglich mit Lautsprecher-Dudelmusik durch die Straßen fahren. Zulässig sei aber nur der vom Kreis beauftragte Entsorger, betont sie: „Wer seine Waschmaschine also einem dieser fahrenden Händler überlässt, spielt im Zweifel unfreiwillig beim illegalen Müllverstecken mit.“

Aquarium am Altglascontainer

Auch an den Papier- und Altglascontainern gebe es immer wieder Ärger. Häufig würden Pappkartons oder Flaschen einfach daneben gestellt – oder, wie einmal geschehen, sogar ein komplettes Aquarium: „Dabei wäre es so einfach: Die Papiercontainer in der Innenstadt werden zweimal pro Woche geleert, in den Außenbezirken einmal. Und die Altglascontainer melden dem Entsorgungsbetrieb über eingebaute Chips, wenn sie voll sind. Wer einfach mal zum nächsten Container fährt, hätte nur wenig Mühe – und wir alle hätten weniger Kosten“, erklärt Annette Petrick.

Mehrkosten für alle

Denn die Folgen der illegalen Entsorgung trägt letztlich die Allgemeinheit: „Die zusätzlichen Entsorgungskosten werden auf alle Bürger umgelegt“, sagt Petrick. Besonders ärgerlich sei es dann, wenn sich mutmaßlich gewerbliche Betriebe auf die Art und Weise, wie an der Unterführung geschehen, vor den regulären Entsorgungskosten drücken.

Für Bernd Poth ist klar: „Das hat mit Nachlässigkeit nichts mehr zu tun – das ist schlicht Rücksichtslosigkeit.“ Denn egal ob Bierflasche, Matratze oder Aquarium – Müll gehöre nicht in den Wald, nicht auf die Wiese und auch nicht in die Unterführung, sondern in die dafür vorgesehenen Container. Und die stehen in Breckerfeld bekanntlich an jeder Ecke. „Für beinahe alles, was nicht in den Hausmüll, den gelben Sack oder die Papier-, Altglas- und Altkleidercontainer gehört, gibt’s in Breckerfeld an regelmäßigen Terminen kostenlose Entsorgungsangebote“, betont Annette Petrick.

Ein - ebenfalls kostenloser - Blick in den Abfallkalender könnte den „Müllschweinen“ von der Unterführung also demnächst dabei helfen, das für sie passende Angebot zu finden.