Wer sich an die Lennestraße stellt, kann seine Eindrücke eigentlich nur noch in Comic-Sprache äußern: brumm, quietsch, dröhn, rumpel, rausch, wackel, dröhn, zisch, dröhn, dröhn… Denn hier ist es entsetzlich laut, eine normale Konversation eigentlich unmöglich. Doch genau hierhin hatte Florian Müller, Mitglied des Bundestages, am Mittwoch, 24. August, zum Termin geladen. Im Gepäck: die beiden Fraktions-Bundestagskollegen Paul Ziemiak (nördlicher Märkischer Kreis) und Felix Schreiner (verantwortlich für die Beschleunigung von Planungs- und Genehmigungsverfahren), den CDU-Landtagsabgeordneten Ralf Schwarzkopf und eine Delegation der Jungen Union. Vor Ort: Anwohner und Vertreter der Bürgerinitiative A45, die hier den Politikern ihr Leid erneut klagen konnten.
Von „extremer Lautstärke“, der „Unmöglichkeit im Garten zu sitzen“ und „nur noch geschlossenen Fenstern“ ist die Rede. Schon nach wenigen Minuten stellt Paul Ziemiak genervt fest: „Was wir hier erleben ist Körperverletzung“ – nur wer direkt daneben stand, konnte verstehen, was gesagt wurde. Die Anwohner melden sofort ihre Bedenken an: „Das Gespräch wird sicher ebenso wenig bringen, wie der Besuch des Bundesverkehrsministers.“
Das sieht Florian Müller natürlich anders: Als Mitglied des Verkehrsausschusses will er was bewegen, der „Region eine Stimme im Bundestag geben“ und „auf jeden Fall die Aufmerksamkeit hochhalten“. Immer wieder fallen Worte wie „dramatische Situation“, „Gefahr in Verzug“, „unzumutbar“ oder gar „unerträglich“. Vertreter der Bürgerinitiative sprechen sogar von „vorsetzlicher Körperverletzung“, denn die Langfolgeschäden etwa durch die erhöhte Feinstaubbelastung seien noch gar nicht abzusehen, vom Stress durch die Lautstärke ganz zu schweigen. „In Genua hat es direkt Todesopfer geben, hier wird es in Folge der Dauerbelastung Tote geben“, glaubt Heiko Schürfeld, Sprecher der Bürgerinitiative.
Und dann kommt sie wieder, die ewig auftretende Frage nach der Zuständigkeit. Hier ist sich die Politik einig: Da es sich um eine Bedarfsumleitung der A45 handelt, ist die Autobahn GmbH zuständig. Da allerdings hat man laut Bürgerinitiative „keine Ahnung“.
Die Lebensumstände der Betroffenen sind zumindest jetzt schon nicht mehr (er)tragbar. „Viele wohnen hier nur noch, weil die Mieten günstig sind“, heißt es. Wer aber auf seine Gesundheit achte und nicht durch die dauerbelastenden Stressfaktoren vor Ort krank werden wolle und natürlich auch über das entsprechende Kleingeld verfüge, werde bald hier wegziehen. Denn erste Krankheitsopfer gäbe es bereits. Ob Anwohner – wie etwa Dietmar Kritzler, Jupp Filippek und Guido Schröder – oder Vertreter der Initiative – wie Heiko Schürfeld, Dr. Walter Wortberg und Petra Gerbersmann -; sie waren sich einig: ein Nachtfahrverbot wäre ein erster wichtiger Schritt, ein kompletter „LKW-Stopp“ ein zweiter. Eine Messung habe eine Lautstärke von 92 Dezibel ergeben. Der Normalwert liegt bei 40. Und das sind Durchschnittswerte!
Was gab es noch? Ach ja: Das Brückenbauerbüro. Für die einen adäquater Ansprechpartner; für die anderen „reine Geldverschwendung“. Einigkeit: „Mit dem Informationsfluss seitens des Büros klappt es noch nicht so, wie es wünschenswert wäre“.
Zum Abschluss geloben die Politiker aktiver zu werden und den bereits 33 in den Bundestag eingebrachten Anträgen weitere Folgen zu lassen. Hoffentlich verkommt diese Ankündigung nicht zur puren Floskel.
Redaktionshinweis: Die Redaktion weist darauf hin, dass ein Kommentar ein thematischer Meinungsbeitrag ist, bei dem der Autor namentlich genannt wird. Hier wird die Ansicht des Autoren wiedergeben, die mit der Meinung der Redaktion oder des Verlages nicht unbedingt übereinstimmt.