Mit zwei Autos geht es los. Eins wird an der Kirchstraße geparkt mit dem anderen geht es zum Ehrenmal. Drei Kilometer lang soll der Osterweg, den die Nachrodter Kirchengemeinden in Kooperation erstellt haben, sein. Für eine Familie mit zwei kleinen Kindern eine weite Strecke. Der Rückweg zu Fuß ist von Anfang an ausgeschlossen. Ein erstes kleines Manko. Mit einem Rundweg wäre es vermutlich etwas einfacher. Marlene ist voller Vorfreude. Sie erwartet ein Abenteuer und sie hat Fragen: „Wer ist eigentlich Jesus?“ „Warum ist er tot und dann doch nicht?“ „Warum werden die Füße gewaschen?“ Herrje, so viele Fragen, die hoffentlich auf dem Weg beantwortet werden.
Geparkt wird direkt am Ehrenmal. Alle raus aus dem Wagen. Papa Martin ist noch nicht wirklich überzeugt von Mamas Idee, den Weg komplett zu laufen. Doch die Abenteuerlust der Kinder ist ansteckend. Während noch der Kinderwagen auseinandergefaltet wird, hat Marlene schon die erste Entdeckung gemacht. „Guckt mal, ich habe was gefunden. Da sind Figuren, das ist bestimmt für Kinder!“ Ruft sie und sprintet auch schon los. Schwupps, die Treppen hinunter zur ersten Station. Die eineinhalb Jahre alte Luise hinter her, während die Kleine vor allem von den tollen Treppen und Klettermöglichkeiten rund ums Ehrenmal begeistert ist, möchte Marlene mehr über Ostern erfahren. „Mama, was steht da?“ Ich lese ihr die Geschichte von Palmsonntag vor.
Wie an jeder nächsten Station, gibt es dort einen kleinen schriftlichen Impuls zur Ostergeschichte. Wer mehr erfahren möchte, scannt den QR-Code mit dem Handy. Es erscheint ein Video. Pastoralassistent Jan-Hendrik Ilk erzählt mehr über Palmsonntag und was es mit den Palmzweigen auf sich hat. Während er spricht, können die Kinder selbst ein Palmblatt basteln. Das Material dazu und eine Anleitung gibt es in einem kleinen Kästchen. Während die Kinder irgendwann abschalten und spielen und tauchen wir Erwachsenen noch ein wenig tiefer in die Thematik ein. Ilk macht in seinem Video noch einmal deutlich, dass es Jesus als König nie um Macht und Prunk ging: „Er war ein König der Bescheidenheit, der Gerechtigkeit und der Liebe.“

Schon an der ersten Station ist klar, wie viel Liebe zum Detail in dem Weg steckt und das schlechte Wetter ist schnell vergessen. Marlene rennt vor zur zweiten Station an der Grundschule. Sie muss ein wenig suchen, bis sie die Figuren findet. Jetzt geht es um das letzte Abendmahl und die Fußwaschung. Bürgermeisterin Birgit Tupat liest im Video die Geschichte vor. Für die Kinder gibt es einen Barfußpfad. Da barfuß bei vier Grad und Regen eher suboptimal ist, wird der Barfußpfad kurzerhand auf einem Bein gehüpft – hat auch Spaß gemacht.
Weiter geht es entlang verschiedener Stationen bis zur katholischen Kirche. Für die Kinder eine Art Schnitzeljagd mit vielen Hinweisen, die schlussendlich zum Ziel führen. Im Vereinshaus der katholischen Kirche soll es nachmittags auch Kaffee und Gebäck von der Lennekirche geben. Da wir morgens unterwegs sind, fällt eine Einkehr aus. Die Kinder sind noch immer gut gelaunt und mittlerweile schwer in Osterstimmung. An der Kirche geht es darum, dass die Frauen Jesu Grab leer vorfinden. „Aber Mama, wie geht das? Ist Jesus nur ein bisschen tot gewesen?“ So ganz erschließt sich der Fünfjährigen die Ostergeschichte noch nicht. Als Zeichen für neues Leben, können die Kinder hier Blumen in Joghurtbecher pflanzen. Wenn sie die Samen zuhause gießen, entsteht in kurzer Zeit eine neue Pflanze.

So langsam werden die Kinder schlapp. Der Reiz der Schnitzeljagd lässt ein wenig nach. Ein kurzes Picknick mit Snacks aus dem Rucksack an der Lenne füllt die Kraftreserven für den Endspurt in Richtung evangelischer Kirche auf. Wir legen noch einen Stopp auf dem Spielplatz am Dümpel ein. Rutschen, Klettern, Matschen vor der finalen Auferstehung. Nach fast drei Stunden kommen wir an der evangelischen Kirche an und bekommen zur Belohnung eine Postkarte als Erinnerung an dieses Abenteuer.

Das Fazit: Der Weg lohnt sich. Es steckt jede Menge Liebe zum Detail darin. Wer fit und ohne kleine Kinder läuft, sollte den Weg in etwas über einer Stunde schaffen. Wer die Stationen auskostet und den gesamten Weg als Abenteuertour läuft, sich Zeit für Entdeckungen am Wegesrand nimmt und vielleicht noch einen Spielplatz-Stopp einlegt, kann daraus locker einen abwechslungsreichen Halbtagesausflug machen. Ostersonntag und -montag ist das noch möglich. Zwischen 15 und 16.30 Uhr ist auch eine Einkehr an der katholischen Kirche möglich.