Junge Menschen sehen und empfinden anders als Profis aus dem Kunstbetrieb. Und da sie nach rund 90 Minuten intensiver Auseinandersetzung mit den Werken als Jury fungierten, trafen sie schließlich eine klare Entscheidung. Sie setzten die tiefgründigen Fotodrucke von Ilsuk Lee, Meisterschüler von Prof. Maik und Dirk Löbbert (Kunstakademie Münster), auf Platz 1.

Eine Ansage an die Profi-Jury. Sie hatte Simon Mehling, der mit dem wuchtigen Werk „Randposten“ in der Ausstellung vertreten ist, den Vorzug gegeben. Von den Schülerinnen und Schüler erhielt sein Werk gerade mal zwei Sterne.

Für die Jugendlichen war der Ausflug an die Sauerfelder Straße der erste Kontakt zur Städtischen Galerie und zu einer besonderen Art der Kunstvermittlung. Im Unterricht beschäftigen sie sich aktuell mit den Werken des Renaissance-Malers Pieter Breughel und den Arbeiten des deutschen Fotografen Thomas Struth und deren Blick auf die Welt.
Nun also zeitgenössische Malerei und Werke aus Textil, Metall oder recycelten Materialien. Benedikt Müller, zurzeit wissenschaftlicher Volontär in den Museen der Stadt Lüdenscheid, führte die Schülerinnen und Schüler zunächst durch die gesamte Ausstellung. Dann ließ er Dreier-Gruppen bilden, die sich mit ausgewählten Künstlerinnen und Künstlern intensiver beschäftigen sollten. Unter dem Motto „Jetzt entscheidet Ihr!“ hat Benedikt Müller einen Ansatz zur Kunstvermittlung ausgearbeitet, der Schülerinnen und Schüler zu einem begründeten Urteil über ein zuvor ausgewähltes Kunstwerk führen soll. Anhand dieses Fragenkatalogs näherten sich die Jugendlichen der Ausstellung.

Anschließend beschrieben die Gruppen die Werke und teilten mit, was ihnen aufgefallen war. Zum Schluss beantworten sie die Frage, ob sie in den Werken einen Bezug zu ihrem Alltag entdecken konnten. Das war nicht immer leicht, auch wenn sie von Kunstlehrer Josef Schmitz dazu ermuntert wurden, sich frei zu äußern.

Das wäre den Kunstprofis, die sich im Frühjahr intensiv mit den Bewerbungen zum Ida-Gerhardi-Förderpreis befasst hatten, sicher leichter gefallen. Schließlich hatten sie in zwei langen Jury-Sitzungen auch deutlich mehr Zeit als die Jugendlichen vom ARG bei ihrer Stippvisite.