„Wer hier war, der kann keine Denkmäler schänden“, sagt Jana Eilhardt. Mit der neuen Ausstellung in der Villa Wippermann möchte die Kuratorin „den Wahnsinn deutlich machen“. Denn im Spätsommer soll am Kulturbahnhof ein Denkmal errichtet werden. Es soll an die Menschen aus Halver erinnern, die vom Naziregime entrechtet, enteignet, inhaftiert, gefoltert, deportiert und getötet wurden. Nie sei es passender, nie wichtiger gewesen, diese Ausstellung zu zeigen, als in Zeiten, in denen Menschen Denkmäler besprühten und verunstalteten.
Den Opfern ins Gesicht schauen
Die Besucher können den Opfern hier ins Gesicht schauen. In Lebensgröße. Und sie können ihnen sogar zuhören: Spinetta Weimer, geborene Laubinger (1933 – 2019) erzählt in einem Video von ihrer Deportation nach Auschwitz. Sie vertraute dem Autor Matthias Clever das Schicksal an, das ihrer Familie widerfuhr. „Damit es nicht vergessen wird“, sagte die Überlebende entschlossen. Er recherchierte viele Jahre und brachte ans Licht, was bis dato geleugnet wurde.
„Bis zu meinen Recherchen hieß es, auch seitens der Politik, dass es in Halver keine NS-Opfer gegeben hat“, erzählt er. Clever bewies das Gegenteil. Er schrieb ein Buch, ging in die Politik und setzte sich für die Errichtung einer zusätzlichen Gedenktafel im Hohenzollernpark sowie für das Mahnmal am Kulturbahnhof ein.
Einen kleinen Einblick in die Ausstellung gibt es in diesem Video:
Matthias Clever reiste seit 2006 für seine Recherchen quer durch Deutschland, drehte Interviews mit Überlebenden. Einen 15-minütigen Ausschnitt aus dem Interview mit Spinetta Weimer können die Besucher auf einem Bildschirm in der Villa Wippermann schauen. In Dauerschleife wird der Film während der Öffnungszeiten gezeigt. Zudem sind einige Portraits der Opfer zu sehen; dazu Texte. Um noch mehr „ein Gefühl für die Zeit zu bekommen“, hat Jana Eilhardt mithilfe zahlreicher Leihgaben und Spenden von Halveranern eine Küche „von damals“ aufgebaut. Koffer und alte Fotos – und ein Auszug aus dem Grundgesetz – ergänzen die Ausstellung. „Damit wir nochmal sehen, was wir gerade eigentlich haben“, sagt Eilhardt. Im Großformat ist eine alte Aufnahme des Kulturbahnhofs zu sehen. Von hier aus wurden zahlreiche Halveraner deportiert.
Fotogalerie:
Für Matthias Clever kam die Anfrage für die Ausstellung zum richtigen Zeitpunkt: „Wir haben so lange Frieden, wie noch nie. Hier zeigen wir auf, was passieren kann.“ Er hofft zusammen mit Jana Eilhardt, dass insbesondere viele Schulklassen die Ausstellung besuchen werden. Lohnenswert ist diese übrigens nicht nur für Halveraner. Auf Anfrage würde Clever für Erläuterungen und einen Austausch mit den Jugendlichen und Lehrern dazukommen.
Öffnungszeiten
Dienstag: 15 bis 17 Uhr
Mittwoch: 15 bis 17 Uhr
Donnerstag: 15 bis 19 Uhr
Sonntag: 11 bis 16 Uhr
Für einen Termin außerhalb der Öffnungszeiten können sich Besucher bei Jana Eilhardt (0152/22832566) melden.
