Die schwarz-grüne Landesregierung strebt die Gründung eines zweiten Nationalparks in NRW an. Bisher gibt es nur den Nationalpark Eifel. Als eines der Gebiete, die dafür in Frage kommen, wurde das Ebbegebirge identifiziert, das hauptsächlich im Märkischen Kreis liegt und Flächen in Plettenberg, Herscheid, Kierspe und Meinerzhagen umfasst. Als erster Schritt sollte ein unverbindliches Interessenbekundungsverfahren durchgeführt werden, um u. a. ein Stimmungsbild in der Bevölkerung einzuholen. Dazu wird es nach dem Herscheider Votum nicht kommen.
Dirk Voss, Kreislandwirt und CDU-Ratsmitglied, begründete ausführlich, warum aus seiner Sicht ein Nationalpark für die Region kein Thema ist. Er befürchtet einschneidende Beschränkungen vor allem für die Forst- und Landwirtschaft sowie die Jagd, aber auch für Freizeitnutzungen wie Skilanglauf, Wandern und Mountainbiken. Im Ebbe sei mit seinen jetzt ausgewiesenen Naturschutz- und FFH-Gebieten sowie dem geplanten Wander- und Naturerlebniszentrum Nordhelle „alles gut so wie es ist“. In einem Nationalpark werde die Kommune nichts mehr zu sagen haben. „Und daher sage ich: Wehret den Anfängen“, so Voss.
Alexander Zuchowski (FDP) stimmte Dirk Voss zu: „Das Ebbegebirge funktioniert einwandfrei. Es braucht keinen Nationalpark.“
Patrick Butschkau (SPD) meinte, dass die Einrichtung eines Nationalparks die logische Folge der positiven Entwicklung der Gemeinde Herscheid in den zurückliegenden Jahren wäre. „Lasst und den Weg erst mal mitgehen, Fragen klären und Stimmungen einholen“, regte er an.
Auch Steve Dollase (Grüne) wollte die Meinung der Bevölkerung zum Thema erfahren. Sebastian Jülich (UWG) äußerte zwar Zweifel an der vom Land auserkorenen Gebietskulisse Ebbegebirge für einen Nationalpark, fand es aber sinnvoll, zunächst einmal am Prozess teilzunehmen.
Bürgermeister Uwe Schmalenbach wies noch einmal darauf hin, dass es zunächst einmal um den Beginn eines Findungsprozesses gehe, in dessen Verlauf auch das Stimmungsbild unter den Bürgern abgefragt werden solle. Sein Vorschlag, das Thema in der nächsten Ratssitzung noch einmal mit zusätzlicher fachlicher Beratung auf die Tagesordnung zu setzen, fand aber keinen Anklang. „Dass das Abstimmungsergebnis nicht das erhoffte zu werden scheint, ist kein Grund für eine Vertagung“, meinte Alexander Zuchowski.
In einer Sitzungsunterbrechung berieten sich die Fraktionen. Dann wurde abgestimmt. Die zwölf Stimmen gegen die Aufnahme des Verfahrens kamen von CDU, FDP und Teilen der UWG. Dafür stimmten SPD, Grüne und Julien Eichhoff (parteilos).
Wie stimmten andere Kommunen?
Der Rat in Kierspe stimmte der Interessenbekundung zu, ebenso der Rat in Plettenberg, obwohl dort schon der Herscheider Beschluss und damit das Aus für das Verfahren bekannt war. Meinerzhagen hatte das Thema am Montag vertagt.