Zwei Männer – ein Gebäude: Der Lüdenscheider Banker Hugo Potthoff arbeitete Jahrzehnte in dem Gebäude, das der Amtmann Emil Opderbeck (1845 – 1910) für seine Verwaltung errichten ließ. Das Gebäude steht noch immer am Sauerfeld und beheimatet heute die Städtische Galerie.
Die beiden Männer verband, soweit bekannt ist, nichts – außer dem Gebäudekomplex Sauerfelder Straße 14 – 20. Einen aktuellen Bezug gibt es dennoch: Kurz vor Weihnachten übergab der Lüdenscheider Hartmut Groll den Nachlass seines Großonkels Hugo Potthoff dem Museum zur weiteren Verwendung.
Sein Banker-Leben hat Hugo Potthoff in dem von Emil Opderbeck errichteten Gebäude verbracht und hier Karriere gemacht. Er schaffte es vom Lehrling bis zum Prokuristen und wurde ein angesehener Bürger der Stadt. Seine berufliche Tätigkeit umfasst zeitlich das weite historische Spektrum der Wilhelminische Epoche, der Weimarer Republik bis hin in die späte NS-Zeit.
Die Dokumente weisen unter anderem auch auf eine wechselvolle Bankgeschichte hin. Potthoff startete bei der Lüdenscheider Bank, die im Zuge der stürmischen Expansion des Barmer Bank Vereins im Jahr 1900 von diesem Bankhaus mit Hauptsitz in Wuppertal übernommen wurde. Der Barmer Bankverein ging 1924 in der Commerz- und Privatbank AG, später Commerzbank, auf. Immer dabei: Hugo Potthoff, wie die Dokumente belegen.
Highlights aus Potthoffs Nachlass sind aus Sicht von Museumsleiter Dr. Eckhard Trox unter anderem der Personalausweis, der Grolls Großonkel nach dem Zweiten Weltkrieg von den Behörden der britischen Besatzungszone ausgestellt wurde. „So etwas hält man nicht jeden Tag in der Hand“, betonte der Museumschef.

Beeindruckend auch die Glückwünsche, die Hugo Potthoff zum dem 40. Dienstjubiläum im November 1938 erhielt. Zwei davon sind ein Zeugnis dafür, dass nicht alle Gratulanten in ihren Schreiben den damals üblichen Hitlergruß verwendeten. Weder das prachtvolle Schmucktelegramm, das die Firma Richard Sieper und Söhne (heute SIKU) noch der Brief von Fresen & Co. enthielten das zu dieser Zeit obligatorische „Heil Hitler“.
Hartmut Groll war es ein Anliegen, den Nachlass seines Großonkels in Lüdenscheid zu halten. „Aus diesem Grund habe ich auch die Anfragen der Bank, die mich anlässlich des 150-jährigen Bestehens der Commerzbank erreichten, zurückgewiesen“, sagte er bei der Übergabe der Unterlagen.
Jahresabschlussführung am 28. Dezember
Bei der diesjährigen Jahresabschlussführung am Donnerstag, 28. Dezember, ab 17 Uhr, wird Dr. Eckhard Trox unter anderem an das Wirken des Amtsmanns Emil Opderdeck erinnern. Galerieleiterin Dr. Susanne Conzen wird sich der Krippe des Hagener Malers Emil Schumacher widmen und anschließend die Besucherinnen und Besucher in die Sammlung „Ida Gerhardi“ mitnehmen.