„Es geht nicht mehr“, klagt die 47-Jährige, die sich über viele Jahre in einer rauen Branche behauptet hat. Die gelernte Kfz-Mechanikerin hatte das von ihrem Vater Herbert im Jahr 1974 gegründete Unternehmen im Jahr 2001 übernommen.
Seit rund dreieinhalb Jahren sieht sie sich üblen Nachstellungen ausgesetzt. Den ersten Drohbrief habe sie weggeworfen, berichtet Sandra Manß. „Das musst du abkönnen“, habe sie gedacht. Heute sagt sie: „Das war ein Fehler.“ Später wurde sie immer wieder am Telefon bedroht. Ihr Social-Media-Account wurde gehackt und falsche Öffnungszeiten verbreitet. „Es hörte einfach nicht auf und wurde immer schlimmer.“
Im April 2024 wurde es richtig gefährlich. „Etwa 30-mal wurden Radmuttern unserer Fahrzeuge gelockert.“ Und die Stalker gingen noch weiter. Während der Öffnungszeiten fielen auf dem Betriebsgelände plötzlich Schüsse. Selbst vor lebensgefährlichen Angriffen schreckten der oder die Täter nicht zurück. Dreimal durchtrennten sie die Bremsleitungen an Sandra Manß‘ Pkw. Inzwischen checkt das Team täglich seine Autos. Ein Vorfall im Dezember gab schließlich den Ausschlag für die Betriebsschließung. Einer der drei AVL-Mitarbeiter wurde bei einem Überfall auf das AVL-Gelände krankenhausreif geschlagen.
Gut ein Dutzend Ermittlungsverfahren
Sandra Manß hat im Laufe der Zeit immer wieder Anzeige erstattet. Polizeisprecher Marcel Dilling bestätigt die Vorfälle. „Seit April 2024 haben wir in gut einem Dutzend Fällen Ermittlungsverfahren eingeleitet – unter anderem wegen gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr.“ Dabei seien sämtliche Ermittlungsmöglichkeiten ausgeschöpft worden. Die Polizei habe aber bisher keinerlei Anhaltspunkte, um gegen etwaige Tatverdächtige vorzugehen.
Aus dem öffentlichen Leben zurückgezogen
Die ständige Bedrohung hat dazu geführt, dass sich Sandra Manß komplett aus dem öffentlichen Leben zurückgezogen hat. Ein schwerer Entschluss für die SPD-Politikerin, die sich über viele Jahre sozial und kulturell stark engagiert hat.

Ein Platz für zahlreiche Events
Das rund 4500 Quadratmeter große von der Stadt Lüdenscheid gepachtete Betriebsgelände war für Sandra Manß und viele andere stets mehr als ein Schrottplatz. Sie selbst erschuf Stahlskulpturen und hat sie an der Dammstraße ausgestellt. Sie hat Live-Konzerte veranstaltet, Graffiti-Künstler konnten sich hier austoben. Feuerwehren aus dem Kreis nutzten das Betriebsgelände für Übungen. Dazu kamen Events wie das „Car-Crashing“, bei dem Besucherinnen und Besucher gegen Bezahlung mit einem Vorschlaghammer nach Herzenslust Schrottautos zertrümmern konnten. Höhepunkte waren auch die beiden „Schrottreif“-Festivals in den Jahren 2018 und 2019.
Auch wirtschaftlicher Druck
Sandra Manß wird sich beruflich neu orientieren, auch weil die Geschäfte mit Ersatzteilen immer schwieriger und die Autos immer komplizierter geworden seien. Der wirtschaftliche Druck habe spürbar zugenommen. Mit ihrem Entschluss wäre der Psychoterror der vergangenen Jahre hoffentlich Geschichte. „Das alles war nicht nur eine Beeinträchtigung meiner Lebensqualität. Ich habe keine Lebensqualität mehr“, zieht die Geschäftsfrau ein bitteres Fazit.