Manchmal bekommt die Polizei Unterstützung von Kommissar Zufall, so auch im Fall der gestohlenen Stolpersteine in Kierspe.
Ende Februar wurden die drei Stolpersteine im Hammerkamp, die 2017 für Heinrich und Bertha Rachel, verw. Hess, geborene Benjamin sowie Erich Hess gesetzt worden sind, aus dem Boden gerissen. Die alarmierte Polizei konnte zwei der drei Steine im Nahbereich auffinden. Der dritte Stein von Bertha Rachel blieb jedoch auch nach einer Suchaktion der Initiative Stolpersteine Meinerzhagen/Kierspe verschwunden. Aufgrund des möglichen politischen Motivs ermittelte bei der Polizei auch die Abteilung für Staatsschutz, die Stadt Kierspe lobte einen Finderlohn aus.
In der Woche vor Ostern fand die Polizei im Rahmen einer Hausdurchsuchung den vermissten dritten Stein wieder und konnte ihn der Stadt Kierspe übergeben. Da die Hausdurchsuchung einen anderen Grund hatte, wertete Bürgermeister Olaf Stelse den Fund als einen glücklichen Zufall. Die Ermittlungen des Staatsschutzes, davon geht der Bürgermeister aus, werden eingestellt. „Ich bin froh, dass er wieder aufgetaucht ist und bin froh, dass es nicht der politische Hintergrund ist, das ist für mich ganz wichtig, das wollen wir hier nicht“, erklärt er in Hinblick auf ein nationalsozialistisches Motiv.
Am Dienstag, 2. April, konnten dann im Rahmen einer kleinen Feierstunde die drei Steine wieder am Hammerkamp eingesetzt werden. Durch die Mitglieder der Initiative „Stolpersteine Kierspe/Meinerzhagen“ wurden die beiden anderen Steine im März aufgearbeitet. Nun sind die Steine, wie Bürgermeister Stelse erklärt, in Speis eingefasst, um erneutem Vandalismus vorzubeugen.
Durch den Diebstahl gibt es jedoch noch eine weitere Neuerung: Nachdem der Stein bei der Suchaktion verschwunden blieb, hat sich die Initiative schnell dazu entschlossen, einen neuen Stein beim Künstler Gunter Demnig zu bestellen, da die Steine üblicherweise lange Lieferzeiten haben. Diesen einzelnen Stein konnte der Künstler jedoch in seinem Terminkalender „dazwischenquetschen“ und innerhalb von wenigen Wochen anfertigen und an den Verein versenden. Daher existiert der Stolperstein für Bertha Rachel nun zweimal. Nachdem der Originalstein wieder in den Boden eingelassen werden konnte, hofft Stelse, dass der neue unter anderem als Unterrichtsmaterial an Kiersper Schulen genutzt werden kann oder bei anderen Gelegenheiten als Anschauungsobjekt dienen kann.