„Wir möchten im Frühjahr 2024 die Ausschreibung bezüglich der Beschaffung der ersten E-Busse auf den Weg bringen. Zuvor sind Testfahrten mit entsprechenden Fahrzeugen diverser Anbieter vorgesehen“, erklärte MVG-Sprecher Jochen Sulies auf Anfrage. Die MVG erwarte voraussichtlich noch in diesem Jahr einen E-Bus für Testzwecke in Lüdenscheid. „Zwei weitere Anbieter-Busse sollen dann im nächsten Jahr getestet werden. Sulies: „Dies wird noch vor dem Beginn der Fahrzeugausschreibung erfolgen.“
Informationen auf „Busworld 2023“ in Brüssel eingeholt
Welcher Hersteller bei dem Verkehrsunternehmen zum Zuge kommen könnte, darüber machten sich MVG-Vertreter auf der „Busworld 2023“ jetzt in Brüssel schlau.
Geschäftsführerin Frauke Effert, Betriebsleiter Christian Preikschas sowie Björn Schelberg und Louisa Sophie Zielt vom Projektteam „Alternative Antriebe“ waren in die belgische Hauptstadt gereist, um sich in Sachen E-Busse auf den aktuellen Stand zu bringen.
ÖPNV soll bis 2046 treibhausneutral sein
Die Zeit drängt in der MVG-Zentrale an der Wehberger Straße in Lüdenscheid. Um die Klimaziele der Bundesregierung zu erreichen, soll der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) bis 2046 treibhausneutral sein. Das erfordert eine sogenannte „Dekarbonisierung“, also die Umstellung der kreisweit eingesetzten Busflotte auf nichtfossile Antriebe. Für die Märkische Verkehrsgesellschaft und ihre Auftragnehmer bedeutet dies einen dringenden Handlungsbedarf. Als Aufgabenträger ÖPNV hatte der Märkische Kreis 2022 bereits eine Detailanalyse beauftragt.

87 emissionsfreie Fahrzeuge bis 2030
Nach den gesetzlichen Vorgaben sollen Neu-Fahrzeuge bereits bis 2025 zu 45 Prozent „sauber“ und mindestens zu 22 Prozent „emissionsfrei“ sein. 2030 beträgt die Quote mindestens 65 Prozent „sauber“ und 32,5 Prozent „emissionsfrei“. Zu den „sauberen“ Antrieben gehören Elektrizität, Wasserstoff, Synthetische Kraftstoffe, Biokraftstoffe, Flüssiggas und Erdgas. Als „emissionsfreie“ Antriebe gelten aktuell ausschließlich Elektrizität und Wasserstoff.
Bei einem Gesamtfuhrpark von 269 Bussen der MVG und ihrer Auftragnehmer sollen bis Ende 2030 insgesamt 87 Fahrzeuge „sauber“ und 87 Fahrzeuge „emissionsfrei“ sein.
Umbauten an Betriebshöfen erforderlich
Dass dies alles nicht zum Selbstkostenpreis zu haben ist, verdeutlichte MVG-Geschäftsführerin Frauke Effert unlängst im Ausschuss für Struktur- und Wirtschaftsförderung des Märkischen Kreises. Der Wirtschafts- und Finanzplan der MVG bis zum Jahr 2030 werde an das beschlossene Umsetzungskonzept zur Anschaffung von Batteriebussen angepasst. Frauke Effert beziffert den zusätzlichen Investitionsbedarf auf rund 50 Millionen Euro bis zum Jahr 2046.
Darin enthalten seien die Anschaffung von Fahrzeugen, erforderliche Umbauten an den Betriebshöfen sowie laufende Kosten, etwa für die Umstellung der Versicherungen. Allein in Lüdenscheid seien in den nächsten sieben Jahren Umbaumaßnahmen in Höhe von 4,7 Millionen Euro erforderlich.

Bürgermeister wollen Investitionsbedarfe gestreckt sehen
Kritische Stimmen zu der „Dekarbonisierung“ kommen von der Bürgermeisterin sowie den Bürgermeistern der 15 kreisangehörigen Städte und Gemeinden. In ihrer Stellungnahme zur sogenannten „Benehmensherstellung“ zum Etat des Kreishaushalts 2024 schreiben sie unter anderem: „Wir regen auch mit Blick auf die anstehende Elektrifizierung der MVG-Flotte an, Investitionsbedarfe haushaltsverträglich zu strecken und den Fokus auf einen Konsolidierungskurs der MVG zu setzen.“