„Nein, es gibt noch nichts Neues zur Prioreier Straße zu sagen“, teilte der Pressesprecher der Kreisverwaltung, Ingo Niemann, am Donnerstag, 25. Juli, auf Anfrage von LokalDirekt mit. Wie berichtet, plant die Straßenverkehrsbehörde das aktuell nur an Wochenend- und Feiertagen gültige Motorrad-Fahrverbot an der Prioreier Straße erneut auf ein dauerhaftes Durchfahrtsverbot auszuweiten. Das – gesetzlich vorgeschriebene – Anhörungsverfahren laufe noch, so die kurzknappe Stellungnahme. Die Kreisverwaltung werde sich an die Öffentlichkeit wenden, sobald endgültig entschieden sei, ob das erst im Sommer 2022 aufgehobene komplette Fahrverbot für Motorräder wieder eingeführt werde.
Ortstermin mit dem Landesbetrieb
Aus der Pressestelle des Landesbetriebs Straßen.NRW heißt es, es habe im Rahmen des Anhörungsverfahrens mittlerweile einen Ortstermin gegeben: „Abgesehen von der Einschätzung der Unfallkommission ging es dabei vor allem darum, sich einen Eindruck von den tatsächlichen Gegebenheiten und dem Straßenzustand zu machen“, sagte Andreas Berg im Gespräch mit der Redaktion. Dass sich darüber hinaus viele Anwohner über Belästigung durch Motorradlärm beschweren, sei zwar nachvollziehbar, denn, so Berg, „immerhin gab es hier 40 Jahre gar keine Motorradgeräusche“. Fairerweise müsse er dazu aber sagen, dass diese wohl überwiegend und noch dazu ganz bewusst durch eine ‚gewisse Spezies‘ der Fahrer verursacht werde: „Der Normalfahrer dreht auf dieser Strecke den Hebel nicht voll auf.“
Polizei: „Alternative Maßnahmen prüfen“
Mit in der Unfallkommission sitzen neben der Straßenverkehrsbehörde auch Vertreter der Kreispolizeibehörde. Aus letzterer teilte die Regierungsbeschäftigte Jennifer Boeke am 25. Juli telefonisch mit, es werde derzeit noch geprüft, „ob andere Maßnahmen als Alternative zu einer Vollsperrung in Frage kommen“.
Auch wenn sich Straßen.NRW und Polizei nicht konkret zu den möglichen Maßnahmen äußerten, ist davon auszugehen, dass die Beteiligten auch das Thema „Fahrbahnmarkierungen“ im Hinterkopf haben dürften, die mit Kreisen oder Pfeilen die ‚optimale Linie‘ für Motorradfahrer in Kurven kennzeichnen.
Modellversuch: Fahrbahnmarkierungen
Solche Fahrbahnmarkierungen hat Straßen.NRW beispielsweise auf der sogenannten „Panoramastraße“ an der L218, einem Unfallschwerpunkt im Kreis Düren, im Mai 2023 für einen bundesweiten Verkehrsversuch aufgetragen. Die ellipsenförmigen Markierungen in zwei Linkskurven auf der serpentinenlastigen Straße zwischen zwischen Hürtgenwald und Niedecken sollen dafür sorgen, dass Motorradfahrer diese an der rechten Seite umfahren, auf ihrer Spur bleiben und die Kurven nicht schneiden. Das soll verhindern, dass sie mit Kopf und Oberköper auf die Gegenfahrbahn geraten: „Zusammenstöße mit entgegenkommenden Fahrzeugen werden vermieden“, so Straßen.NRW.

Positive Zwischenbilanz
Für die Auswertung des Verkehrsversuchs wurde das Fahrverhalten der Motorradfahrenden vor und nach der Anbringung der ellipsenartigen Markierungen mit einer datenschutzkonformen Aufzeichnung mittels Wärmebildkamera erfasst und ausgewertet. Bereits nach rund vier Monaten schrieb Straßen.NRW als erste Zwischenbilanz: „Die Auswertungen belegen, dass die Fahrlinie entlang des sichersten Bereichs der Fahrbahn doppelt so oft gefahren wurde wie vor der Anbringung der Orientierungshilfe. Das Ergebnis: Es bestand weniger Kollisionsgefahr mit dem Gegenverkehr und die Kurvengeschwindigkeiten der Fahrer waren während des Untersuchungszeitraumes geringer.“