So hatte es der Stadtrat im Mai 2022 beschlossen. Jetzt liegt der Masterplan vor. Gedacht war er als Blaupause auch für andere Kommunen. Kostenpunkt: 250.000 Euro. Bei der Bundesstiftung Umwelt kam die Idee an – sie übernahm 50 Prozent der Kosten, um das neue Quartier zu entwickeln. Für den Soziologen und Mobilitätsforscher Prof. Andreas Knie vom Berliner Wissenschaftszentrum „eine tolle Idee“. Knie war schon vorher auf Drolshagen aufmerksam geworden. Er hatte hier 2019 einen autonom fahrenden Shuttle-Bus getestet, weil ihm aufgefallen, dass „der Bürgermeister neue Wege gehen wollte“.
Mobilität neu gedacht
Für Knie ist klar: die Entwicklung von Baugebieten „muss künftig anders laufen.“ Überlegungen wie das aussehen könnte, laufen seit mehr als zwei Jahren. Bedürfnisse wurden in Bürgerbefragungen und in Rollenspielen ermittelt und konkretisiert. „Technisch ist alles geprüft. Es geht.“, ist Prof. Knie, Autor des Masterplans, zuversichtlich, dass das Konzept, Wohnen, Arbeit und Freizeit wieder zusammenzubringen, funktioniert. Der Masterplan bekam einen neuen Titel. Er firmiert jetzt unter „Drei Höfe Drolshagen“. Damit ist zugleich das Konzept grob umschrieben.
Die Idee: ein Wohngebiet mit guter Durchmischung entwickeln. Es soll unterschiedlichen Generationen Raum bieten, mit seiner Vielfalt auch soziale Abgrenzungen aufheben. Menschen sollen hier, angepasst an ihre Bedürfnisse, dauerhaft und günstig wohnen können. Das neue Quartier soll durch die Nutzung von Sonnenenergie und Erdwärme energetisch autark sein. E-Autos sollen dabei als Pufferspeicher dienen. Mobilität garantiert eine Flotte von E-Fahrzeugen vom Lastenrad bis zum Auto. Chauffeur- und Taxidienste sollen die Bewohner an Zentren und Verkehrsknoten (Bahnhöfe) anbinden. Gebaut werden soll nachhaltig, d. h. Holz wird als Werkstoff eine große Rolle spielen.
Der Gasthof soll Heimstatt für jene werden, die länger bzw. dauerhaft hier wohnen wollen. Zudem soll ein Hotel- oder Logisbetrieb auch Wohnraum für zeitweise Belegung vorhalten, etwa für Gäste oder Monteure. Zudem wird mit der Gastronomie ein Treffpunkt für das Dorf geschaffen.
Der Werkhof ist einBereich, der neben dem Wohnen Platz für kleinere Betriebe, Handwerk oder Dienstleister bietet. Die Nutzungen können gewerblicher Art sein oder als Hobby ausgeübt werden.
Im Landhof steht derAnbau eigener Produkte auf Gemeinschafts- oder einzeln genutzten Flächen im Vordergrund.
Genossenschaft als Träger
Wie früher auf dem Dorf alles vorhanden war, sollen auch die „Drei Höfe“ Aufenthaltsqualität bieten und so gestaltet werden, „dass man nicht jeden Tag wegfahren muss“, erklärt Andreas Knie.
Bau und Betrieb des Dorfes soll eine Genossenschaft übernehmen. Damit können sich auch Mieter in das Quartier „einkaufen“. – Ein Konzept, dass breiten Schichten Zugang zu der neuen Wohn- und Lebensformen bieten soll. Ob und wie das funktioniert ist für Bürgermeister Ulrich Berghof „vor allem eine wirtschaftliche Frage. Die Genossenschaft wird intensiv rechnen müssen.“
In einem nächsten Schritt, vermutlich schon zu Beginn 2025, soll der Stadtrat über beschließen, einen Bebauungsplan einzuleiten. Das Konzept selbst, von der Bundesstiftung Umwelt gefördert, stößt schon auf Interesse. Studierende aus Aachen waren bereits vor Ort, um sich zu informieren und Pläne für das Areal zu entwickeln.
Masterplan Drei Höfe Drolshagen