Martin Becker, geboren 1982 in Plettenberg, ist Sohn einer Arbeiterfamilie. Er macht leidenschaftlich gern Radio und ist dafür in vielen Ländern unterwegs. Zu hören ist er als Kolumnist, Reporter und Literaturkritiker unter anderem im Deutschlandfunk und im Westdeutschen Rundfunk. Gemeinsam mit Tabea Soergel gewann er den deutsch-tschechischen Journalistenpreis. Im Jahr 2007 erschien sein mehrfach ausgezeichneter Erzählband „Ein schönes Leben“, 2014 sein Roman „Der Rest der Nacht“, 2017 „Marschmusik“ und 2019 sein Essayband „Warten auf Kafka“, eine Hommage an die tschechische Literatur. „Kleinstadtfarben“ erschien 2021. Er lebt mit seiner Familie in Köln und Halle/Saale.
Sein neuestes Werk ist eine Liebeserklärung an ein aussterbendes Milieu, dessen Kinder vom großen Los träumten, aber auch mit den Trostpreisen zufrieden sind. Manchmal lassen die Eltern die heißen Fabrikhallen hinter sich und fahren los. Mit den Kindern ans Meer, immer an die Nordsee und immer nur für ein paar Tage. Der Rest ist Plackerei: Für das Reihenhaus, für die Kinder, für ein bisschen Glück – wenigstens im Rahmen des Sparkassendarlehens.
Martin Becker erzählt in „Die Arbeiter“ von einer kleinstädtischen Familie, die es nicht mehr gibt. Von zu früh gestorbenen Eltern und Geschwistern, von einem unverhofften Wiedersehen an der Küste, vom kleinen Wunder, nach dem Verschwinden der Ursprungsfamilie nun selbst Vater zu sein und einen Sohn zu haben. Die altmodischen Nähmaschinen der Mutter, der schwere Schmiedehammer des Vaters, die billig eingerichteten Ferienwohnungen und stets zugequalmten Kleinwagen aus dritter, vierter, fünfter Hand: Es ist die Geschichte über eine Herkunft aus einfachen Verhältnissen, fern aller Romantik und Verklärung. Ein Denkmal für die verschwundene Arbeiterfamilie. Eine Liebeserklärung an ein aussterbendes Milieu, dessen Kinder vom großen Los träumten, aber auch mit den Trostpreisen zufrieden sind. Aktueller denn je.
Ursprünglich sollte die Lesung mit Martin Becker in der Stadtbücherei stattfinden. Aus Solidarität mit der fristlos gekündigten Büchereileiterin Christiane Flick-Schöttler (LokalDirekt berichtete) sagte Becker diese Veranstaltung ab. Der Heimatkreis sprang als Veranstalter in die Bresche. Wegen der großen Nachfrage liest Becker in der Christuskirche.